Richard Harland, Liberator

Buch-Cover

Karl Marx bezeichnet einmal Revolutionen als die Dampfmaschinen der Geschichte' und verwies damit auf die enge Verbindung zwischen industrieller und sozialer Revolution.

Im Fortsetzungsband des utopischen Fantasyromans Worldshaker steht die Zeit nach der Revolution im Mittelpunkt des Geschehens. Die Mächtigen und Unterdrücker sind von den sogenannten "Dreckigen' gestürzt worden, die im schmutzigen und lärmenden Maschinenraum des riesigen Juggernauten ihre Sklavenarbeit verrichten mussten. Die treibenden Kräfte der Revolution waren die selbstbewusst auftretende "Dreckige' Riff und Col Porpentine, dem Enkel des Oberbefehlshabers, die sich ineinander verlieben.

Die Revolution war erfolgreich verlaufen und die führenden Familien der Oberschicht hatten den Worldshaker verlassen, der als Ausdruck der Freiheit in "Liberator' umbenannt worden war. Einige Mitglieder der Oberschicht, die sich mit der Revolution identifizieren konnten, waren jedoch auf dem Juggernauten geblieben, um an einer gemeinsamen Zukunft zu arbeiten, darunter auch Cols Familie und ehemalige Königin und ihr Gemahl.

Aber das Verhältnis zwischen den neuen Machthabern und den Mitgliedern der früheren Oberschicht, die nun als "Protzer' bezeichnet werden, beginnt sich zu verschlechtern als es vermehrt zu Sabotageakten kommt und ein Mitglied des Revolutionsrates ermordet aufgefunden wird. Und plötzlich taucht da noch dieses geheimnisvolle Mädchen namens Lye auf, von dessen kühler Schönheit, alle gefesselt sind. Als neues Mitglied des Revolutionsrates übernimmt sie die Untersuchung des Mordfalles und rüstet trotz Bedenken von Seiten Riffs eine bewaffnete Sicherheitstruppe ein.

Col ist verunsichert, als er bemerkt, dass Riff zunehmend auf Distanz zu ihm geht, ihre Freundschaft verbirgt und er fast keine Gelegenheit mehr findet, sie alleine zu sprechen.

Als die Kohlevorräte zur Neige gehen, beschließt der Revolutionsrat die Kohlestation Botany Bay anzulaufen, um dort mit Unterstützung der Ex-Königin Victoria II. Kohle aufzunehmen. Col, Riff, Lye und Shiv begleiten das ehemalige Herrscherpaar zum Gouverneur von Botany Bay, wo sie miterleben müssen unter welch grausamen Bedingungen die Sträflinge gefangen gehalten werden. Als der Gouverneur erfährt, dass auf dem Juggernauten eine Revolution stattgefunden hat, verweigert er die dringend benötigte Kohle.

Die Mitglieder des Revolutionsrates beschließen die Station zu überfallen, die Gefangenen zu befreien und sich die Kohle mit Gewalt zu holen. Als sie den Angriff auf Botany Bay starten müssen sie jedoch bemerken, dass es einen Verräter gibt. Nur mit Mühe und unter großen Verlusten gelingt es ihnen die Kohlestation unter ihre Gewalt zu bringen.

Doch es droht neue Gefahr, als sich ein schwerbewaffneter russischer und österreichischer Juggernaut direkt auf dem Weg nach Botany Bay befinden, um sie zu jagen. Aber auch auf der Liberator beginnen sich die Verhältnisse nach dem Kampf um die Kohlevorräte zunehmend zu radikalisieren. Lye gelingt es immer mehr die Macht im Revolutionsrat an sich zu reißen und gegen die sogenannten "Protzer' Stimmung zu machen.

Für die ehemaligen Mitglieder der Oberschicht wird es immer schwieriger sich frei auf dem Juggernaut zu bewegen, bis sich schließlich alle in der großen Bibliothek sammeln. Aber auch Riff scheint sich von Col abzuwenden, der selber an ihrer Beziehung zweifelt.

Richard Harland schildert im zweiten Teil seines utopischen Romans, wie sich die Verhältnisse auch nach der gelungenen Revolution noch lange nicht zum Guten wenden. Ganz nach historischem Vorbild beginnt die Revolution ihre Kinder zu fressen und macht ihren radikalsten und gewalttätigsten Mitgliedern Platz, wobei die größer werdende Bedrohung von außen die Radikalisierung im Inneren beschleunigt.

Harland verknüpft geschickt gesellschaftliche und soziale Auseinandersetzung mit einer Liebesgeschichte, die aller gesellschaftlicher Schranken und Herausforderungen zum Trotz nicht zerbricht. Selten werden poltische Fragen nach sozialer Gerechtigkeit und Unterdrückung so spannen für ein jugendliches Publikum aufbereitet wie in den beiden überaus empfehlenswerten utopischen Romanen "Worldshaker' und "Liberator'.

Richard Harland, Liberator. Übers. v. Nicola T Stuart, ab 14 Jahren
Berlin: Verlag Jacoby & Stuart 2011, 416 Seiten, 17,50 EUR, ISBN 978-3- 941787-35-3

 

Weiterführende Links:
Wikipedia: Richard Harland
Verlag Jacoby & Stuart: Richard Harland, Liberator

 

Andreas Markt-Huter, 28-04-2011

Bibliographie

AutorIn

Richard Harland

Buchtitel

Liberator

Erscheinungsort

Berlin

Erscheinungsjahr

2011

Verlag

Verlag Jacoby & Stuart

Seitenzahl

416

Lesealter

Kurzbiographie AutorIn

Richard Harland wurde in Huddersfield in England geboren. Bereits in seiner Kindheit verkaufte er mit seinem Cousin Abenteuergeschichten auf dem Schulhof. Er studierte in Australien wo er auch blieb und zunächst als Musiker und später als Dozent an der Wollongong Universität arbeitete. Heute lebt er als freier Schriftsteller in New South Wales.