Rudolf Herfurtner, Dädalus und Ikarus
Schon seit Jahrtausenden setzen sich die Generationen mit den griechischen Epen und Sagen auseinander und ebenso lang fesseln sie das Interesse junger und alter Leser.
Rudolf Herfurtner hat schon manche klassische Geschichte für ein junges Publikum aufbereitet. Diesmal nimmt er sich der tragischen Sage von Dädalus und Ikarus an.
Wie alle tragischen Geschichten hat auch die Sage von Dädalus und Ikarus ihre Vorgeschichte, die sich im alten Athen abspielte wo Dädalus als größter Künstler, Handwerker, Bauwerker und vor allem Erfinder der Antike betrachtet wurde. Charakterisiert wird er durch die von Ovid überlieferten Leitsprüche "Not macht erfinderisch" und "Jetzt muss ich mir was einfallen lassen". Sein Erfindungsreichtum machte ihn berühmt und bewundert. Trotz allen Ruhms war Daedalus neidisch und eifersüchtig und scheute nicht davor zurück, seinen talentierten Lehrling Talos, dem die Erfindung der Säge gelang, in den Tod zu stürzen.
Dädalus muss flüchten und gelangt nach Kreta, an den Hof des Königs Minos, wo seine Hilfe benötigt wird. Der gefährliche Minotaurus, halb Stier halb Mensch, versetzt das Königreich in Angst und Schrecken und soll eingesperrt werden. Daedalus baut für das Stiermonster eine Kammer und umringt diese mit einem undurchdringlichen Labyrinth. Das Monster war zwar eingesperrt, musste aber dennoch regelmäßig mit dem Fleisch junger athenischer Männer versöhnt werden.
Als der athenische Held Theseus sich nach Kreta begibt, um der Opfer der jungen Männer ein Ende zu bereiten, verliebt sich die kretische Prinzessin Ariadne in den Helden und bittet Dädalus ihm im Kampf gegen den Minotaurus zu helfen und ihm einen Weg ins Labyrinth zu eröffnen. Als der König den Betrug bemerkt, macht sich Dädalus auf die Flucht. Gemeinsam mit seinem Sohn Ikarus baut sich der Erfinder mit Federn und Wachs Flügel, mit denen sie die Insel verlassen wollen. Ikarus ist so überwältigt vom Gefühl des Fliegens, dass er nicht bemerkt, dass die Hitze der Sonne das Wachs zu schmelzen beginnt. Als Dädalus den Schrei seines Sohnes hört, muss er hilflos mit ansehen, wie Ikarus in Meer stürzt und ertrinkt.
Einfühlsam und verständlich erzählt Herfurtner die Lebensgeschichte dieses berühmten Mannes, der durch Eifersucht und Neid Schuld auf sich lädt und der am Ende durch den Tod seines Sohnes bitter dafür bezahlen muss. Wahrscheinlich liegt es auch an Erzählern wie Rudolf Herfurtner, dass die griechischen Sagen auch heute noch ihr Publikum zu fesseln vermögen. Ein schönes Buch zum Vorlesen und selber lesen, das Jung und Alt berühren wird.
Rudolf Herfurtner, Dädalus und Ikarus. Ill. v. Laurence Sartin, ab 5 Jahren
Wien: Ueberreuter-Verlag 2011, 32 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-219-11466-9
Weiterführende Links:
Wikipedia: Rudolf Herfurtner
Ueberreuter-Verlag: Rudolf Herfurtner, Dädalus und Ikarus