Anna Pixner Pertoll, Merans grüner Salon

anna pixner pertoll, merans grüner SalonDas ideale Buch über einen Grünen Salon ist groß wie ein Indoor-Saloon. Für das repräsentative Meran-Buch braucht es vor allem eine große Tischfläche, um das Buch auszulegen. Das Buch ist so weitläufig, dass man beim Durchstreunen angenehm erschöpft wird wie nach einem gelungenen Kur-Rundgang.

Anna Pixner Pertoll packt als Kunsthistorikerin alles aus den Depots und legt es in der Freiluft eines Bildbandes aus, dabei kommen historische Baupläne genauso zum Vorschein wie überdimensionierte Details etwa einer Fassadenknospe weit droben im Dach-Geäst einer Villa.

Das Auffälligste an diesem Salon ist, dass er so gut es geht menschenfrei gehalten ist. Meran ist sonst an manchen Tagen nämlich überfüllt wie Venedig. Man braucht schon große Lust auf einen kollektiven Spaziergang, um sich an Sommertagen dieses Gewatschel durch die Gärten und Promenaden anzutun.

Menschenleer heißt, man sieht wieder jene Details, die ursprünglich für die Menschen gemacht worden sind. Ein erster Streifzug geht durch die Meraner Kuranlagen, dabei bleibt man oft Seitenlang am Geländer hängen und wird durch es sanft geleitet. Am Geländer merkt man, wenn man mit dem Auge entlangfährt, wie sorgfältig komponiert hier die Leiteinrichtungen, Gerätschaften und Schutzvorrichtungen sind.

Die Promenaden werden links und rechts der Passer erkundet, gilt dich die Passer selbst als dir Ur-Promenade, die sich nur mit den Augen begehen lässt. In manchen Gegenden sieht man Meran vor lauter Bäumen nicht mehr, die Alleen sind längst zu Kulturgütern ausgewachsen. In Skizzen, Bildern und Detailaufnahmen werden die verschiedenen Alle-Sorten vorgestellt, die sich nicht nur durch die Wahl der Baumsorten, sondern auch durch Schnitt und Verwendung voneinander unterscheiden.

Ein sehr zurückhaltender Text lässt erst einmal die Bilder sprechen und führt dann noch Ergänzungen an, die dazu dienen, dass man später einmal den grünen Salon in Natura erkundet. An manchen Stellen freilich ist das grüne Kunstwerk so schön und menschenleer, dass man als Schau-Romantiker lieber im Buch hängen bleibt, als sich in den Originalraum hinauszubewegen, zumal dieser längst von Lärm, Gestank und Zivilisationsabgasen ziemlich verdüstert ist.

Meran punktet mit seiner Nostalgie, seinem eleganten Kurwesen und dem Mythos, dass hier zu jeder Zeit wichtige Leute abgestiegen sind. In diesem Buch werden nicht die wichtigen Menschen, sondern die wichtigen Bäume, Kurven, Farbgebungen und Garten-Nuancen gewürdigt. Meran ist vielleicht eine Stadt, zu der man sich wegen eines Lieblingsbaumes aufmacht, den man im Bildband vom grünen Salon entdeckt hat.

Anna Pixner Pertoll, Merans grüner Salon. Die Parks, Promenaden und Alleen der Stadt, über 400 Bilder von Romano Guagni und Damian Pertoll
Bozen: Edition Raetia 2017, 260 Seiten, 48,00 €, ISBN 978-88-7283-587-6

 

Weiterführender Link:
Edition Raetia: Anna Pixner Pertoll, Merans grüner Salon

 

Helmuth Schönauer, 29-06-2017

Bibliographie

AutorIn

Anna Pixner Pertoll

Buchtitel

Merans grüner Salon. Die Parks, Promenaden und Alleen der Stadt

Erscheinungsort

Bozen

Erscheinungsjahr

2017

Verlag

Edition Raetia

Illustration

Romano Guagni / Damian Pertoll

Seitenzahl

260

Preis in EUR

48,00

ISBN

978-88-7283-587-6

Kurzbiographie AutorIn

Anna Pixner-Pertoll, geb. 1949 in Ackpfeif/Lana, lebt in Meran.