Walter Hohenauer, Zur Hölle mit den Bürokraten

walter hohenauer, zur hölle mit den bürokratenIm Österreichischen wird der Schrecken oft durch die Verkleinerungsform gesteigert, so ist das Wamperl größer als die Wampe, das Angsterl brutaler als die Angst, und selbstverständlich das Putscherl gefährlicher als der Putsch.

Walter Hohenauer erzählt mit seinem Roman „Zur Hölle mit den Bürokraten“ politisches Neuland, in seinem Polit-Thriller wird durchgespielt, was sich niemand zu formulieren getraut: dass nämlich die angefressenen österreichischen Typen ihre eigenen Floskeln eines Tages wörtlich nehmen und putschen.

Im Tiroler Unterland schwenkt der Landwirtschaftsminister seine Flossen aus und erkundet die politische Lage. Ein Geschäftsmann mit Privatcessna wäre nicht abgeneigt, nach einem Putsch die Präsidentschaft zu übernehmen, zumal er seine Maschine dann als Airforce One umlackieren könnte. Je offener der Minister über seine Pläne spricht, umso begeisterter sind die Kollegen, endlich einmal was mit Hand und Fuß, sagen sich alle und rufen den 15. November 2015 als Putsch-Day aus.

Da die österreichische Seele ohnehin ständig von Umsturz, Absetzen, Abwatschen und Abkanzeln redet, braucht in der Argumentation für einen Putsch nichts verändert zu werden. Die Protagonisten reden wie immer und geben dabei ihre Zustimmung, bei der Machtübernahme dabei zu sein. Zwischendurch ist nicht klar, ob die Helden noch von einem Plan reden, oder ob sie in Wirklichkeit nicht schon geputscht haben, in Österreich wirkt manches oft illegal, was legal ist, und umgekehrt. Die geheime Losungs-Formel der Verschwörer lautet jedenfalls: Zur Hölle mit den Bürokraten.

Als der entscheidende Tag näher rückt, geht alles schief. Wirtschaftsverbindungen erwiesen sich als Fake, Handelsbeziehungen als geschmiert, Gesetzesvorlagen als gekauft, und als dann noch persönliche Inponderabilien einsetzen, steht es um den Aufruhr ziemlich schlecht.

Schlüsselfiguren kriegen einen Hirnschlag und fallen aus dem Fenster, Würdenträger wenden sich über Nacht einer neuen Würde zu und Minister wildern in fremden Ressorts. Irgendwo explodiert etwas, aber die Feuerwehr wird schon feststellen, was es gewesen ist.

Über allem schwebt diese grandiose Unverbindlichkeit, mit der man alles und nichts bewerkstelligen kann.

Mach‘s gut Wolferl. Wir hören uns! (64)

Ein Putsch, der nie begonnen wird, kann auch nie beendet werden und ist deshalb immer erfolgreich. Die Protagonisten sitzen am Genfer See und fädeln die nächsten Geschäfte ein. Was immer in diesem Land passiert, es endet mit einem Untersuchungsausschuss.

Walter Hohenauer stellt mit seinem frechen Roman völlig neue Fragen: Kann etwas verboten sein, wenn man es schon seit Jahrzehnten macht? Kann man einen Putsch mit bloßen Wörtern erledigen, ohne sich die Hände schmutzig zu machen? Gegen wen soll man eigentlich putschen, wenn das Volk als Ganzes putscht? – Politische Bildung kann unterhaltsam und voller Schmäh sein, wenn es um Österreich geht.

Walter Hohenauer, Zur Hölle mit den Bürokraten. Roman
Palma de Mallorca: united p.c. 2016, 143 Seiten, 16,40 €, ISBN 978-3-7103-2578-6

 

Weiterführender Link:
United p.c. Verlag: Walter Hohenauer, Zur Hölle mit den Bürokraten

 

Helmuth Schönauer, 11-07-2017

Bibliographie

AutorIn

Walter Hohenauer

Buchtitel

Zur Hölle mit den Bürokraten

Erscheinungsort

Palma de Mallorca

Erscheinungsjahr

2016

Verlag

united p.c. Verlag

Seitenzahl

143

Preis in EUR

16,40

ISBN

978-3-7103-2578-6

Kurzbiographie AutorIn

Walter Hohenauer, geb. in Kufstein, lebt in Wörgl.