Ulrike Krug / Daniel Nix, Entwicklung eines schulischen Leseförderkonzepts
„Der Leitfaden wendet sich an Lehrerinnen und Lehrer, Kollegien und Schulleitungen, die sich auf dem Weg machen, um neue Maßnahmen und Programme evidenzbasierter Leseförderung an ihren Schulen zu implementieren. In allen Schulformen und […] in allen Fächern wird gelesen und bedarf es deshalb besonderer Förderangebote für Kinder und Jugendliche mit Leseschwierigkeiten!“ (S. 6f)
Ziel des Sachbuches über schulische Leseförderkonzepte ist es, die umfangreichen wissenschaftlichen Erkenntnisse der Bildungsforschung in die Breite zu tragen und den Lehrerinnen und Lehrern durch Konzepte eines strukturierten Leseunterrichts dabei zu helfen, die Leseförderung im Unterricht zu verstärken.
Die Bildungsforschung konnte seit dem PISA-Schock vielfältige Erkenntnisse zu basalen Leseprozessen auf der Wort- und Satzebene gewinnen und erklären, wie sich das Leseverständnis auf der Textebene aber auch die Lesemotivation und Selbsteinschätzung als Leserin und Leser verbessern lassen. Mit Hilfe von drei Fortbildungsmodulen soll es gelingen, die Erkenntnisse der Forschung auf die schulische Ebene umzulegen.
Im ersten Kapitel wird die „Bedeutung eines schulischen Leseförderkonzepts“ vorgestellt, wobei zunächst die Ausgangslage näher betrachtet wird. Dabei kommen die veränderten Rahmenbedingungen ebenso zur Sprache wie die wichtige Rolle des Lesens als überfachliche Kompetenz sowie zentrale Bedeutung der fachdidaktischen und pädagogischen Kompetenz der Lehrkräfte. Mit dem Praxisleitfaden zur Entwicklung eines schulischen Leseförderkonzeptes soll es gelingen, die neuen Erkenntnisse zu lesefördernden Maßnahmen in das Schulsystem zu implementieren.
Kapitel 2 „Lesekompetenz in Theorie und Praxis“ schlägt den Bogen von der Theorie der Leserförderung mit ihren verschiedenen Modellen und Konzepten des Lernens und Lesen-Lernens hin zur konkreten Umsetzung der Leseförderung im schulischen Bereiche mit Hilfe von Tests zur Feststellung der Lesekompetenz bis hin zur Sicherung der Dekodierfähigkeit und Leseflüssigkeit oder dem Einüben von Lesestrategien und Leseanimationen.
Im dritten Kapitel „Bilanzierung der schulischen Leseförderung“ sollen Schulen aufgefordert werden, den aktuellen „Soll-Ist-Stand“ zu bestimmen. Damit sollen bereits etablierte oder begonnene Neuerungen und Projekte mitberücksichtigt werden. Für die Bilanzierung bietet das Buch Formulare mit Fragen zu verschiedenen Bereichen der schulischen Leseförderung an.
Im Folgenden werden die drei Fortbildungsmodule, beginnend in Kapitel 4 „Fortbildungsmodul 1: Basale Lesefertigkeiten/Leseflüssigkeit“ detailliert vorgestellt. Dabei muss zunächst feststellt werden, auf welchem Lernstand sich die einzelnen Schülerinnen und Schüler befinden, um die passgenauen Förderangebote anbieten zu können. Dabei werden das Textverständnis und die Leseflüssigkeit getestet. Als Fördermaßnahmen werden Lautleseverfahren und Lautlese-Tandems näher vorgestellt.
Kapitel 5 „Fortbildungsmodul 2: Textverstehen und Lesestrategien“ zeigt als nächsten Schritt auf, wie sich das Textverständnis durch die gezielte Vermittlung von Lesestrategien fördern lässt. Dabei wird zunächst der Zusammenhang von Lesekompetenz und Lesestrategien aufgezeigt. Danach kommen verschiedene Fördermaßnahmen im Unterricht mit Lesestrategien zur Sprache sowie die wesentlichen Prinzipien bei der Vermittlung dieser Lesestrategien, die es zu beachten gilt.
Das sechste Kapitel „Fortbildungsmodul 3: Lesemotivation“ setzt nun auf der „Subjektebene von Lesekompetenz“ an, bei der die Motivation der Schülerin oder des Schülers ebenso im Mittelpunkt steht, wie deren Selbstkonzept als Leserin und Leser. Nach grundsätzlichen und theoretischen Ausführungen bieten Fragebögen zur Diagnostik der Lesemotivation wichtige Ansätze für die Förderung der Lesemotivation. Anhand von zwei Praxisbeispielen „Stille Lesezeiten“ und „Leseolympiade“ werden konkrete Prinzipien bei der Umsetzung von Fördermaßnahmen empfohlen.
Kapitel 7 „Implementation eines schulischen Leseförderkonzepts“ zeigt auf, wie sich die erarbeiteten Maßnahmen und Vorhaben an der Schule sichern lässt, ohne ständig neu aufgerollt werden zu müssen oder ganz verloren zu gehen. Es muss ein Leseförderkonzept entwickelt werden, das an der ganzen Schule umgesetzt wird und das für die ganze Schule und das gesamte Kollegium verbindlich übernommen wird. Dazu bietet das Kapitel Vorschläge, wie eine Umsetzung eines Konzepts auf an verschiedenen Schultypen erfolgen kann.
Der Praxisleitfaden für die „Entwicklung eines schulischen Leseförderkonzepts“ bietet neben wichtigen theoretischen Ausführungen vor allem praktische Hilfen für den gezielten und erfolgreichen Einsatz von Lesefördermaßnahmen, die sich als Gesamtkonzept in die ganze Schule einordnen und damit eine fächerübergreifende Leseförderung eröffnen.
Ein überaus informatives und anregendes Sachbuch zur Leseförderung im schulischen Unterricht, das dabei hilft, Maßnahmen der Leseförderung konkret, gezielt und breitgefächert umzusetzen. Zusätzliche Materialien zum Buch, für die Entwicklung eines schulischen Leseförderkonzepts, stehen auf der Verlagshomepage als Download zur Verfügung.
Ulrike Krug / Daniel Nix, Entwicklung eines schulischen Leseförderkonzepts. Ein Praxisleitfaden für alle Schulformen
Hannover: Kallmeyer / Klett Friedrich Verlag 2021, 152 Seiten, 25,95 €, ISBN 978-3-7727-1172-5
Weiterführende Links:
Friedrich Verlag: Ulrike Krug / Daniel Nix, Entwicklung eines schulischen Leseförderkonzepts
Homepage: Ulrike Krug
Andreas Markt-Huter, 07-09-2022