Leseprojektbeschreibung: Vorweihnachtliche Lesechallenge mit „Olivia“

stoffeuleAcht Wochen vor den Weihnachtsferien hatte ich als Leiterin der Schulbücherei den Eindruck, dass die Lesefreude bei den SchülerInnen etwas abzunehmen schien. Einige KlassenlehrerInnen konnten mir diesen Eindruck bestätigen. Aus diesem Grund startete ich folgende Aktion:

Da meine Leseeule (ein Stofftier) in der Bücherei gut ankommt, kam mir die Idee mit ihr ein Leseprojekt zu starten. Ich lud die 2., 3.und 4. Klassen ein mitzumachen, alle KlassenlehrerInnen stimmten der Teilnahme zu. Somit waren elf Klassen dabei.

Diesem Projekt lag keine Vorlage zugrunde. Die Ideen für dieses Projekt reiften in mir Schritt für Schritt und hatten hohen spontanen Charakter.
Meine Leseeule, mein Maskottchen in der Bücherei, hatte bis dato keinen konkreten Namen. Dieser fiel mir jedoch nach kurzer Überlegung spontan zu. Der Name „Olivia“ schien mir passend, da keiner der 345 SchülerInnen an unserer Schule so hieß.

1. Woche und Projektstart:

Mit der Büchereieule „Olivia“ in der Hand stattete ich jeder der elf teilnehmenden Klassen einen Besuch ab. „Olivia“ erklärte: „Schon seit längerer Zeit kann ich beobachten, dass einige Kinder zu wenig lesen und auch zu wenig oft in die Bücherei kommen. Das macht mich an manchen Tagen sehr traurig. Deshalb habe ich eine Idee. Ihr müsst als Klasse zusammenhelfen und ab morgen viele Punkte auf Antolin sammeln. Denn, für die Klasse mit den meisten Punkten gibt es am 22. Dezember ein leckeres Weihnachtsfrühstück in der großen Öffentlichen Bücherei als Belohnung!“ Durch diese besondere Ansprache mithilfe eines „Maskottchens“, einer liebenswerten Stoffeule hatte ich die SchülerInnen rasch auf meiner Seite.

Durch meine langjährige ehrenamtliche Mitarbeit in der Öffentlichen Bücherei konnte ich Nadja Fenneberg (Leiterin der Bücherei) auch schnell von der Idee des Belohnungsfrühstücks überzeugen. Von allen Klassen notierte ich mir den aktuellen Punktestand aus dem Leseportal Antolin. Der Lesewettbewerb konnte somit starten.

postschachtel post von olivia
Foto: Ulrike Bellony - VS August Thielmann Telfs

2. Woche:

Ich verzierte eine Schuhschachtel mit der Aufschrift „Post von Olivia“ und befüllte sie mit einem kurzen Brief an die SchülerInnen.
Brieftext:

Liebe Kinder!

Ich freue mich sehr, dass ihr so fleißig Punkte auf Antolin sammelt.
Wie viele Punkte habt ihr schon?
Schreibt mir den heutigen Punktestand auf einen Zettel und steckt ihn in das Kuvert eurer Klasse!
Ich bin gespannt!
Als Belohnung für die fleißigen Leser bisher gibt es ein Lesezeichen!
Weiter so!

Eure Eule Olivia aus der Bücherei

brief von olivia
Foto: Ulrike Bellony - VS August Thielmann Telfs

Die Postschachtel wanderte von Klasse zu Klasse. Die KlassenlehrerInnen lasen jeweils den Brief vor. Laut Rückmeldungen der KlassenlehrerInnen kam diese Art der Kommunikation sehr gut an, die Rückmeldungen waren nur positiv.

3.Woche:

Die Antolinpunkte einiger Klassen schnellten von Tag zu Tag immer mehr in die Höhe. Die Schulbücherei wurde an manchen Tagen regelrecht gestürmt. Die Unterstützung der KlassenlehrerInnen war phänomenal. Weil mir das so taugte, dachte ich an eine Zwischenbelohnung für die Kinder. Ich buk kleine Tannenbäumchen und Sterne aus Mürbteig, füllte sie in Säckchen und hinterließ dazu wieder ein kleines Briefchen für jede Klasse.

4. Woche:

Die KlassenlehrerInnen und ich waren begeistert von dem Lesefleiß der vielen SchülerInnen. Im Glasgang unserer Schule dekorierte ich eine Wandseite mit Olivias Bild und einigen Büchervorschlägen und klassenweisen Hinweisen, um die Schüler an das tägliche Lesen zu erinnern.
Über Schoolfox informierte ich alle Eltern und lud sie ein, motivierend auf ihre Kinder einzuwirken. Zudem forderte ich die Kinder über dieses Schulportal auf, selbst einen Brief an Olivia zu schreiben und in die Bücherei zu bringen.

5. Woche:

Unglaubliche 62 Briefe erhielt ich an „Olivia“ von den Kindern. Einfache, liebevoll verzierte, gezeichnete, kurze und lange Briefe brachten mir die Kinder vorbei. Zwei Briefe wurden sogar von der Post an die Schule geschickt und die Schulsekretärin wunderte sich, wer denn diese „Olivia“ sei! Die BriefeschreiberInnen erhielten als kleine Belohnung einen Brief retour und einen Schokostern.

briefe
Die Briefkorrespondenz mit den Schülerinnen und Schülern
steigerte die Lesebegeisterung merklich.

Foto: Ulrike Bellony - VS August Thielmann Telfs

6. Woche:

Am 21. Dezember war es soweit. An diesem Tag war Punktesammelstop. Ich ging mit „Olivia“ von Klasse zu Klasse und verkündete die Punktestände und die Siegerklasse. Natürlich erhielten alle Klassen ein gutes Feedback, denn der Fokus lag bei diesem Projekt natürlich auf der positiven Seite. Am 22. Dezember erhielt dann die 3d-Klasse das Weihnachtsfrühstück, das mir in dankenswerter Weise vom ortsansäßigen Bäcker subventioniert wurde. Ich versprach ihm im Gegenzug eine Zeitungsartikel unter dem Motto „Lesen ist unser täglich Brot“.

Fazit:

Alle Klassen konnten ihre Punkte beim Leseportal Antolin verdoppeln, einige sogar verdreifachen und die Siegerklasse hatte ihren Punktestand sogar versechsfacht. Ein Stofftier kann extrem motivierend wirken und die Kinder phänomenal zum Lesen auffordern. In der Klasse war Zusammenhalt gefragt, nur wenn alle fleißig lesen kann die Klasse gewinnen. Die Ausleihstatistik in der Bücherei wurde verdreifacht.
Alle teilnehmenden Klassen wurden mit dem Leseportal vertrauter und fanden daran Anklang. Die KlassenlehrerInnen spürten den Lese-Elan der meisten Kinder und waren erfreut.

 

Ulrike Bellony - Schulbücherei, Volksschule August Thielmann Telfs, 19-02-2023
bearbeitet: Andreas Markt-Huter, 22-02-2023

Redaktionsbereiche