Leseförderung in allen Fächern am BRG/BORG Telfs
Als eine der beiden QM-Koordinatorinnen unterrichte ich Deutsch und Englisch. Schon seit Jahren zeigen Überprüfungen und externe Evaluierungen in unterschiedlichen Jahrgangsstufen (Salzburger Lesescreening, IKM-Testungen der 3. und 5. Klassen, BIST), dass die Schüler*innen im Schnitt im Bereich Lesen hinter den Erwartungen zurückbleiben.
Ursachen dafür sind, dass zunehmend mehr Schüler*innen Schwierigkeiten haben, sinnerfassend und flüssig zu lesen. Lehrer*innen in allen Fächern stellen fest, dass Schüler*innen Schwierigkeiten beim Textverständnis haben, die dazu führen, dass Aufgaben nur mangelhaft gelöst werden können. Besonders augenfällig waren die Schwierigkeiten im Distance Learning, welches eine selbständige Auseinandersetzung mit Aufgaben voraussetzte und nur eingeschränkte Möglichkeiten zur Nachfrage bot. Deutsch-Lehrer*innen beklagen sich über die vorherrschende Meinung, dass die Lesekompetenz ausschließlich im D-Unterricht zu erwerben und zu trainieren sei. Dabei wird übersehen, dass es im Sachunterricht ebenso darum geht, ein allgemeines Verständnis eines Textes zu entwickeln, explizite Informationen zu ermitteln, eine textbezogene Interpretation zu entwickeln, den Inhalt und die Form des Textes zu reflektieren.
Im Zusammenhang mit der Digitalisierungsoffensive wurde seitens der Lehrpersonen unserer Schule vermehrt auf die Bedeutung des analogen Lesens hingewiesen ebenso wie auf die Gefahren, dass dies vernachlässigt werden könnte. Daher ist dieses Schuljahr, in dem Tablets in den ersten drei Schulstufen eingeführt werden, ein guter Zeitpunkt um Leseförderung in allen Fächern anzugehen und Analoges und Digitales in einem sinnvollen Gleichgewicht miteinander zu verschränken. Bei einer Fachgruppensitzung im 2. Semester 2021 erklärten sich die Deutsch-Lehrer*innen bereit, sich für Leseförderung in allen Fächern stark zu machen. Daraufhin wurde Fr. Mag. Ursula Figl, eine pensionierte Kollegin in Wien, die an der Schulbuchreihe „Lese- und Lernprofi“ mitarbeitete, kontaktiert und um Unterstützung bei diesem Vorhaben gebeten. Eine Besprechung mit Frau Figl und eine SCHILF für D-Lehrer*innen fanden am 12./13. Oktober 2022 statt und „Lesen in allen Fächern“ wurde als eines von 3 Zielen im SEP (2022 – 2025) aufgenommen.
Folgende Maßnahmen wurden gesetzt:
Wir haben am Schulanfang die Eltern darüber informiert, dass wir den Schwerpunkt „Leseförderung“ setzen und sie gebeten, für die Kinder die Hefte Space und Spot zu abonnieren. Damit waren wir sehr erfolgreich und können die Hefte in allen Gegenständen nutzen. Über Teams haben wir organisiert, dass die Hefte und die Arbeitsblätter den Kolleg*innen online zugänglich sind, damit sie jederzeit Zugang haben und nachsehen können, was für ihren Unterricht interessant ist.
Am pädagogischen Tag haben wir Kolleg*innen mit Strategien und Methoden der Leseförderung vertraut gemacht. Darunter waren folgende Methoden:
Mentimeter
Mentimeter (Online-Tool), um mit Wortwolken Antworten zu visualisieren, die in der Größe erscheinen, die der Anzahl der Antworten entspricht. Das lässt sich gut einsetzen, um Erwartungshaltungen vor dem Lesen sichtbar zu machen, und nach dem Lesen, um herauszufinden, was Schüler*innen behalten haben.
Concept Cartoons
Concept Cartoons können ebenfalls als Erhebungsinstrument von Alltagsvorstellungen und als Unterrichtsimpuls im Unterricht eingesetzt werden; einerseits zur Ermittlung von Vorwissen und andererseits zur Nachbereitung eines Textes.
- Zu Beginn einer Unterrichtseinheit kann die Lehrperson ein Concept Cartoon einsetzen, um Vorstellungen von Schüler*innen zu fachlichen Zusammenhängen und das Verständnis dafür feststellen.
- Nachdem Schüler*innen einen Text gelesen haben, formulieren sie Behauptungen in Sprechblasen und diskutieren diese.
- So lassen sich auch Fehlvorstellungen feststellen und korrigieren.
Folgendes Beispiel dient der Veranschaulichung.
Quelle: SCHILF-Unterlagen Telfs 2022, Fr. Mag. Figl Ursula.
farbig Unterstreichen
Unterstreichen mit unterschiedlichen Farben hat die Zielsetzung, nicht „das Wesentliche“ zu unterstreichen, sondern die Information nach bestimmten Fragen bzw. Kriterien oder Kategorien zu ordnen. Damit werden Schüler*innen dazu hingeführt, wie wichtig es ist, Fragen an den Text zu stellen.
Lesenavigator
Mit Hilfe eines sogenannten „Lesenavigators“ sollen Schüler*innen dazu gebracht werden, einen Text aufzubereiten. Dieser teilt sich in mehrere Abschnitte:
Vor dem Lesen – Erwartungen an den Text formulieren
Während des Lesens – sich orientieren – genau lesen – Textstellen klären – zentrale Aussagen erkennen
Nach dem Lesen – Wissen aufbereiten (Schaubild, Concept Cartoon, etc.)
Quelle: LeseNavigator | Bildungsserver Berlin -Brandenburg
Diesen Lesenavigator haben wir (D-Leherer*innen in Zusammenarbeit mit Informatiklehrer*innen) vor, für unsere Schule anzupassen.
Ab dem 2. Semester vermerken alle Kolleg*innen in WebUntis mit LF, wenn sie im Unterricht bewusst etwas zur Leseförderung machen.
Anfang des 2. Semesters bespricht die Steuergruppe weitere Schritte zur verbindlichen Implementierung eines Leseförderungskonzepts in allen Fächern ab 2023/24. Die Verschriftlichung obliegt der D-Fachgruppe.
Angebot der Schulbibliotheken
Eine weitere Maßnahme ist es, attraktive Angebote in der Schulbibliothek und in den Klassen zu schaffen. Dazu gehören Lesetürme, die in Werken und BE von den Schüler*innen hergestellt werden und die dann mit Büchern befüllt werden. In beiden Stockwerken soll ein Leseturm aufgestellt werden. Es ist in Planung, dass Schüler*innen einen „Bibliotheks“führerschein erwerben können, der nachweist, dass sie sich in der Bibliothek zurechtfinden. Weiters sollen die Neuanschaffungen sichtbar gemacht werden.
klassenübergreifende D-Lehrer*innen-Teams
Für die nächstjährigen 1. Klassen werden klassenübergreifende D-Lehrer*innen-Teams gebildet, die Strategien zur Leseförderung mit ihren Klassenlehrer*innen koordinieren. Der Schwerpunkt wird bei grundlegenden Lesefertigkeiten liegen. Dazu werden wird eine SCHILF mit Frau Mag. Ursula Figl anbieten.
individuelle Leseprojekte
Darüber hinaus gibt es viele Lehrer*innen, die in ihren Klassen individuelle Leseprojekte machen. Von einer Kollegin weiß ich, dass sie in ihrer 1. Klasse im Jänner Lesen als Schwerpunkt gesetzt hat.
Kurzum, Leseförderung in allen Fächern ist uns ein Anliegen. Einiges haben wir schon in die Wege geleitet und um die Umsetzung der weiteren Schritte werden wir uns bemühen. Der Schulentwicklungsplan ist dazu ein gutes Instrument, da auch die Maßnahmen evaluiert werden müssen. Damit können wir einschätzen, wie gut uns die Umsetzung gelingt.
Mag. Brigitte Waldhart - BRG/BORG Telfs, 17-01-2023
bearbeitet: Andreas Markt-Huter, 22-02-2023