Tilmann von Brand u.a., Digitales Lesen
„Es gilt für den Deutschunterricht vielmehr, das Lesen mit digitalen Medien als eine die Lebenswelt und die Entwicklung junger Menschen wesentlich prägende Erfahrung anzuerkennen und es so in ihre Lernprozesse zu integrieren, dass sie es kompetent und zielgerichtet nutzen können, um sich und ihr Weltwissen adäquat weiterzuentwickeln. Es ist unser Ziel, das Beste beider Welten zusammenzuführen …“ (S. 7)
Das Leseverhalten hat sich mit der rasanten Verbreitung digitaler Medien und von Textinhalten im Internet für die jüngeren Generationen erkennbar verändert. Neben dem Lesen gedruckter Texte gewinnen digitale Texte immer mehr an Bedeutung, die sich auch sprachlich, im Umfang und in der Art der Darstellung massiv unterscheiden und von SMS-Nachrichten, Postings, Twitter-Meldungen bis hin zu Blogtexten und Literatur im E-Book-Format reichen. Das Praxishandbuch „Digitales Lesen“ geht der Frage nach wie digitale Leseerfahrungen das Lesen junger Menschen auch im Unterricht beeinflussen.
Die Vermittlung kritischen Lesens zeigt sich in dem veränderten Umfeld des Textangebots im Umfeld digitaler Medien als komplexes und vielschichtiges Unterfangen. Die Haltung zur veränderten Lesekultur reicht dabei vom „ungestümen Aufbruchswillen in ein digitales Zeitalter“ (S. 7) bis zu einem vorsichtigen Herantasten an die digitalen Möglichkeiten. In vier Kapiteln werden die neuen Anforderung an das Lesen, digitale Leseprozesse und digitales Lesen im Unterricht näher untersucht und verschiedene Modelle dazu vorgestellt.
Kapitel „1 »Lesen« im 21. Jahrhundert – neue Anforderungen an eine zentrale Kulturtechnik“ setzt sich mit dem Rahmen und den Kennzeichen des digitalen Umfelds auseinander, wie z.B. elektronische Geräte aber auch die Erscheinungsformen von Texten im Internet. Dabei gilt es ein Grundwissen zu vermitteln um aufzuzeigen, wie durch digitale Medien das Wesen von Texten aber auch die Form der gesellschaftlichen Kommunikation verändert wird.
Im 2. Kapitel „Was wir (nicht) über digitale Leseprozesse wissen“ werden die Erkenntnisse der internationalen Leseforschung zum digitalen Lesen verarbeitet und aufgezeigt, welche Rolle dem Lesemedium für den Leseprozess und das Verstehen von Texten zukommt, ob sich Unterschiede zwischen digitalem und analogem Lesen erkennen lassen und wie sich die veränderten Lesegewohnheiten auf den Einzelnen, die Schule und die Gesellschaft auswirken.
Kapitel „3 Digitales Lesen im Deutschunterricht“ setzt sich mit der Frage auseinander, wie digitales Lesen mit den vorhandenen Strukturen an der Schule im Unterricht umsetzen lässt und Veränderungen wünschenswert wären. Dazu werden auch didaktische Vorschläge ausgearbeitet, um digitale Lese- und Lernprozesse zu fördern und die Schule auch zu einem digitalen Leseraum zu entwickeln.
Das abschließende Kapitel „4 Modelle für den Unterricht“ bietet konkrete Anregungen für den schulischen Unterricht, wobei verschiedene Aspekte des digitalen Lesen beleuchtet werden. Dabei wird gezeigt, welches Wissen und welche Kompetenzen benötigt werden um die Bandbreite so unterschiedliche Textformen wie literarische Texte, klassische Sachtexte bis hin zu Social-Media-Texten erschließen zu können. Dabei werden unterschiedliche Altersstufen berücksichtigt und die Modelle so ausgearbeitet, dass sie sich den jeweiligen Altersstufen anpassen lassen. Neben Arbeitsblättern und Schaubildern für Schüler zum Thema „digitales Lesen“ als Download-Material werden zusätzlich praktische Vorschläge geboten, um digitales Lesen im Unterricht gezielt einzuführen.
Das Sachbuch für den schulischen Unterricht „Digitales Lesen. Grundlagen – Perspektiven – Unterrichtspraxis“ bietet eine umfangreiche Auseinandersetzung mit dem Thema „digitales Lesen“ und zeigt die positiven Möglichkeiten eines gezielten Umgangs damit auf. Dabei wird gezeigt, wie sich digitales Lesen von traditionellen Lesen unterscheidet, was es im Umgang mit digitalen Medien und dem Internet zu wissen und berücksichtigen gilt und wie digitales Lesen konkret im Unterricht und für verschiedene Altersgruppen zum Einsatz kommen kann.
Ein überaus empfehlenswertes und lesenswertes Sachbuch, das neben der Vermittlung von fundiertem Sachwissen vor allem aber auf die konkrete Umsetzung im Unterricht ausgerichtet ist und im Downloadbereich des Verlags zahlreiche Arbeitsblätter für den Unterricht bereitstellt.
Tilmann von Brand / Gerhard Eikenbusch / Brigitte Mues, Digitales Lesen. Grundlagen – Perspektiven – Unterrichtspraxis
Hannover: Klett-Kallmeyer Verlag 2023, 400 Seiten, 34,95 €, ISBN 978-3-7727-1504-4
Weiterführende Links:
Klett-Kallmeyer Verlag: Tilmann von Brand / Gerhard Eikenbusch / Brigitte Mues, Digitales Lesen
Wikipedia: Tilmann von Brand
Wikipedia: Gerhard Eikenbusch
Andreas Markt-Huter, 25-10-2023