Günter Zöller, Geschichte der politischen Philosophie
„Der folgende Abriss der (westlichen) politischen Philosophie in ihrer geschichtlichen Entwicklung von der klassischen Antike über das christlich geprägte Mittelalter bis zur Neuzeit und zu den jüngeren und jüngsten Entwicklungen stellt repräsentative philosophische Positionen zu den Formen und Normen der politischen Gemeinschaft in den jeweiligen Kontext von Staat und Gesellschaft. Durch die Verbindung von politischer Philosophie mit politischer Geschichte soll das philosophische Denken in seinen Zeitbezügen erhellt werden …“ (S. 7)
Günter Zöller bietet einen umfangreichen Abriss in die Geschichte der politischen Philosophie des Abendlandes beginnend mit den wesentlichen Denkern der griechischen und römischen Antike über die Auseinandersetzung mit Herrschaft und Macht im christlichen Mittelalter über die Rückbesinnung auf die Antike in der Neuzeit bis hin zu philosophischen Entwicklungen neuer staatsrechtlicher Grundlagen und Stellungnahmen zu Staat, Freiheit des Bürgers und sozialer Gerechtigkeit in der Gegenwart.
In 14 Kapiteln werden verschiedene Epochen und philosophischen Themenbereiche abgehandelt, in denen die zentralen Ideen zur politischen Philosophie von 42 europäischen Philosophen inhaltlich vorgestellt und in ihrem historischen Kontext erläutert werden. Beginnend mit der Antike werden anhand von Thukydides, Platon und Aristoteles die Grundlagen politischen Denkens in der Auseinandersetzung mit den Herrschaftsformen Oligarchie und Demokratie vorgestellt. Daran anschließend wird das politische Denken im alten Rom rund um die Themenschwerpunkte „Republik und Imperium“ aufgezeigt, wie sie von Polybios, Cicero und Tacitus aufgearbeitet worden sind.
Im Abschnitt „Mittelalter“ steht die Auseinandersetzung zwischen Kirche und Staat bzw. Papsttum und Kaisertum, die anhand von Texten von Thomas von Aquin, Dante Alighieri und Marsilius von Padu erläutert wird. Die beginnende Neuzeit zeigt mit Philosophen wie Niccolò Macchiavelli, Hugo Grotius und Samuel Pufenporf wie auf die Veränderungen in der Sicht auf die Welt reagiert wird.
Für die Zeit der Aufklärung kommen aus Frankreich Jean Bodin, Montsquieu und Jean-Jacques Rousseau und für das frühmoderne England und Schottland Thomas Hobbes, John Locke und Adam Smith zu Wort. Die weiteren Themenbereiche mit großen Philosophen wie Burke, Kant, Fichte und Hegel sind die Auseinandersetzung mit politischen Ideen wie Republik und Nation sowie Recht und Freiheit.
Anschließend werden die Anfänge politischer Ideologie wie Liberalismus, Demokratismus, Aristokratismus und Sozialismus an den Werken von Alexis de Tocqueville, John Stuart Mill, Karl Marx und Nitzsche aufgezeigt. Das kontroversielle politisch philosophische Denken im 20. Jahrhundert wird anhand von Autoren und Autorinnen wie z.B. Carl Schmitt, Leo Strauss und Hannah Arndt aber auch Friedrich August Hayek, John Rawls, Jürgen Habermas, Frantz Fanon, Francis Fukuyama und zuletzt Sheldon Wolin vorgestellt.
Günter Zöller gelingt es mit einer gelungenen Auswahl an politisch philosophischer Denker eine breite Palette an philosophischen Ideen zur Politik, zum Zusammenleben von Menschen und ihren rechtlichen Grundlagen zu vermitteln. Dabei gelingt es ihm verständlich und nachvollziehbar den historischen Kontext aufzuzeigen, in denen das Denken der sehr unterschiedlichen Philosophen eingebettet ist.
Die überaus lesenswerte und informative Einführung in die politische Philosophie des Abendlandes bietet einen raschen und anschaulichen Einblick in die Entwicklung des politischen Denkens und kann allen an politischen Ideen interessierten Leserinnen und Lesern gerne weiterempfohlen werden.
Günter Zöller, Geschichte der politischen Philosophie. Von der Antike bis zur Gegenwart.
München: C.H. Beck Verlag 2024, 363 Seiten, 23,60 €, ISBN 978-3-406-81470-9
Weiterführende Links:
C.H. Beck Verlag: Günter Zöller, Geschichte der politischen Philosophie
Wikipedia: Günter Zöller
Andreas Markt-Huter, 23-05-2024