Hans Martin Krämer, Geschichte Japans
„Das vorliegenden Buch ist […] keine antiquarische Historie, sondern geht genealogisch von der japanischen Gesellschaft und Kultur im globalen Kontext aus, wie sie sich uns heute präsentiert, und sucht deren Entstehung historisch zu erhellen. Dabei gebührt der vormodernen Geschichte eine ausführliche Behandlung, allein schon, weil sie Referenzpunkt zahlreicher Identitätsaussagen in der Gegenwart ist.“ (S. 8)
Hans Martin Krämer bietet in seinem Sachbuch einen kompakten Überblick über die Geschichte Japans von ihren Anfängen bis in die Gegenwart und zeigt dabei die wichtigsten Stationen der kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Entwicklung des Landes. Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf die wechselseitigen Beziehungen im engeren wie globalen Umfeld gelegt.
Auch wenn der frühen Geschichte Chinas eine große Bedeutung zugemessen wird, legt das Sachbuch den Schwerpunkt seiner zehn Kapitel auf den Zeitraum zwischen dem 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Der Anfang zeichnet die Zeit der frühen Gesellschaften in Japan zwischen 20.000 v. Chr. – 300 n. Chr. nach, von der Steinzeit bis in die Zeit der frühen Landwirtschaft. Dabei wird auf die engen Kontakte mit dem Festland sowie die Einwanderungsbewegungen und kulturellen Einflüsse aus China und Korea hingewiesen. Das folgende Kapitel stellt die Entstehung regionaler Machteliten auf den japanischen Inseln in den Mittelpunkt, die Beziehungen zum Festland und die Reformen nach chinesischem Vorbild in den Mittelpunkt.
Die Zeit zwischen 720-1150 wird als Epoche wirtschaftlicher Stagnation beschrieben, die einerseits unter fehlenden Rohstoffen und Arbeitskräften leidet, in der es Japan andererseits gelingt, sich wieder zu stabilisieren und einen kulturellen Aufschwung einzuleiten. Dieser Aufschwung wird im folgenden Zeitabschnitt des japanischen Mittelalters und Feudalismus fortgesetzt, der einen Aufstieg der Kriegerkaste ebenso mit sich bringt, wie eine rege Bautätigkeit an Tempeln und Schreinen.
Kapitel VI zeigt einen wirtschaftlichen Aufstieg des Landes, die Reichseinheit mit der Konsolidierung der Tokugawa-Herrschaft sowie die Kontakte mit den Europäern auf. Der Zeitraum von 1720-1890 wird als Zeit der kulturellen Blüte gezeichnet, die mit einer demographischen Stagnation zu kämpfen hat und deren politische und wirtschaftlichen Reformen erst spät durchgesetzt werden können. Die folgende Zeit zwischen 1890-1940 zeigt die Folgen der Industrialisierung des Landes auf Gesellschaft und Politik auf, die schließlich in den 2. Weltkrieg führen, der im Mittelpunkt der IX. Kapitels stehen, das auch den gesellschaftlichen Wandel als Folge der Kriegsniederlage aufzeigt.
Das abschließende Kapitel „Japan heute (seit 1989)“ beschäftigt sich mit den aktuellen Problemen, vor allem im sozialen Bereich und blickt näher auf Japans Außenbeziehungen und den Umgang der Politik mit der jüngsten Vergangenheit im 2. Weltkrieg sowie den aktuellsten innenpolitischen Entwicklungen im Zuge der wirtschaftlichen Rezession zu Beginn der 1990-er Jahre oder der Katastrophe von Fukushima, nach einem verheerenden Erdbeben und Tsunami im Jahr 2011.
Hans Martin Krämers „Geschichte Japans“ ermöglicht den Leserinnen und Lesern einen soliden Überblick über die Geschichte Japans von ihren Anfängen bis in die Gegenwart. Dabei kommen die zentralen Epochen mit ihren wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Veränderungen anschaulich zur Sprache. Zwei Karten veranschaulichen die Lage des Inselstaates mit seinen 47 Präfekturen und seiner Lage im Einflussbereich zwischen Russland, Korea und China.
Ein überaus lesenswertes Sachbuch für alle, die sich rasch und dennoch fundiert über die Geschichte, Wirtschaft und Politik Japans von den Anfängen bis in die Gegenwart informierten wollen.
Hans Martin Krämer, Geschichte Japans. Aus d. Reihe: C.H. Beck Wissen Nr. 2953
München: C.H. Beck Verlag 2024, 128 Seiten, 12,90 €, ISBN 978-3-406-81641-3
Weiterführende Links:
C.H. Beck Verlag: Hans Martin Krämer, Geschichte Japans
Wikipedia: Hans Martin Krämer
Andreas Markt-Huter, 29-07-2024