Manfred Hollegger / Markus Gneiß, Maximilian I. (1459-1519)

Andreas Markt-Huter - 10.12.2025

Manfred Hollegger / Markus Gneiß, Maximilian I. (1459-1519)„Um der ganzen Welt zu beweisen, dass die Habsburger das »das edelste Blut im Himmel und auf Erden seien«, ließ Maximilian durch seine Genealogen umfangreiche Stammbaumforschungen durchführen. Auftragsgemäß führten diese die habsburgische Dynastie auf die Staufer, Ottonen und Karolinger, bis auf die Trojaner und – vom Kaiser später allerdings wieder verworfen – bis auf Noah zurück.“ (S. 11)

Kaiser Maximilian I. gilt als Kaiser der Übergangszeit vom Mittelalter zur Neuzeit und spielt als Habsburger für Österreich und ganz speziell für Tirol eine herausragende Rolle. Neben dem berühmten Goldenen Dachl wird in Tirol mit Maximilian, der Innsbruck für kurze Zeit zu einer europäischen Metropole aufsteigen ließ, auch noch die Legende seines missglückten Aufstiegs in die Martinswand bei Zirl verbunden, wo ihm ein Engel in Gestalt eines Hirten zu Hilfe gekommen sein soll.

Weniger mythisch, sondern vielmehr sachlich präsentiert sich die Monographie „Maximilian I. (1459-1519) von Manfred Hollegger und Markus Gneiß, die bereits im Vorwort auf die Schwierigkeit der richtigen Einordnung und des Verständnisses für einen Herrscher in dieser Wendezeit aufmerksam machen. Neben dem Aufkommen des Individualismus und einer Säkularisierung der Politik zeichnet sich die Zeit auch durch eine Fülle dramatischer Ereignisse aus, wie die Entdeckung der neuen Welt, die beginnende Reformation, der Einfluss der Handelshäuser auf die Politik, die Kämpfe um Italien und die Entwicklung neuer Waffentechniken.

Eingeteilt in sieben Kapitel werden Leben und Werk des Kaisers vorgestellt und gewürdigt. Beginnend mit seiner „Herkunft und Jugend“ wird zunächst die zielbewusste Hausmachtpolitik durch dynastische Heiraten hervorgehoben, durch die es den Habsburgern gelungen ist, ist Territorium in alle Richtungen hin zu vergrößern. Beschrieben werden die Namenswahl Maximilian, seine Jugendjahre, Erziehung und humanistische Bildung, seine Charaktereigenschaften und Prägungen.

Kapitel 2 „Die erste Bewährungsprobe: Erweiterung des Hauses Österreich um Burgund“ setzt sich mit den Ereignissen und Unternehmungen rund um die burgundischen Heirat 1477 auseinander, die mit dem unerwarteten Tod Karls des Kühnen eine neue Dimension erhalten haben. Nach der Hochzeit Maximilians mit Maria von Burgund erhebt Frankreich den Anspruch auf das Herzogtum, was zum burgundischen Erbfolgekrieg führte. Weiter Themen sind der Tod seiner Frau Maria, die Aufstände in Geldern, Flandern und Brabant um den Herrschaftsanspruch seines Sohnes Philipp zu sichern.

Im 3. Kapitel „Wahl zum Römischen König und Mitregierung im Reich 1486-1493“ zeichnet den Weg Maximilians zum König, die Regierungsübernahme in Tirol und den Vorlanden nach und schildert den ersten Ungarnkrieg und den Bretonischen Krieg Anfang der 1490-er Jahre.

Kapitel 4 „Alleinregierung im Reich bis zur Kaiserproklamation“ zeigt zunächst die Erfolge bei der Wiedervereinigung aller österreichischen Länder, die Errichtung von Hofrat, Hofkammer und Hauskammer, seine Heirat mit Bianca Maria Sforza und den Kampf um Reichitalien und Kaiserkrone. Besonders ausführlich werden die Reichsreform, Machtkampf im Reich, der Rückzug auf die österreichischen Erbländer, das Ringen um die Stellung des Hauses Habsburg in Europa, die Erbfolge in Spanien sowie die Erbansprüche auf Ungarn behandelt.

Kapitel 5 „Behauptung des Kaisertums“ zeichnet die zahlreiche Kriege gegen Venedig und Oberitalien, die Auseinandersetzungen mit dem Papst, die Ergebnisse des Wiener Kongresses und die habsburgisch-ungarische Doppelheirat nach. Kapitel 6 „Lebensabend und Tod“ stellt die Reichspolitik seit dem Krieg um Italien in den Mittelpunkt. Themen sind der Augsburger Reichstag und die Vorbereitung der Wahl seines Enkels Karl V., die Entwicklung der österreichischen Länder von 1508-1518, der Innsbrucker Ausschusslandtag 1518 sowie Maximilians Tod, sein Testament und seine Hinterlassenschaft. Das abschließende Kapitel unternimmt den Versuch einer kritischen Würdigung der Person und Werke des Kaisers.

Manfred Hollegger und Markus Gneiß legen in ihrer Monographie „Maximilian I. (1459-1519). Herrscher und Mensch einer Zeitenwende“ besonderen Wert darauf, den Hintergrund dieser besonderen Übergangszeit zweier Epochen bewusst sichtbar zu machen, der sich im Leben des Kaisers in vielen Bereichen widerspiegelt.

Ein überaus lesenswertes und informatives Sachbuch, das gestützt auf eine fundierte Quellenlage das Leben Maximilians und die Geschichte seiner Zeit für ein breites Publikum verständlich und spannend nachzeichnet.

Manfred Hollegger / Markus Gneiß, Maximilian I. (1459-1519). Herrscher und Mensch einer Zeitenwende
Stuttgart: Kohlhammer Verlag 2025, 349 Seiten, 31,00 €, ISBN 978-3-17-037430-0

 

Weiterführende Links:
Kohlhammer Verlag: Manfred Hollegger / Markus Gneiß, Maximilian I. (1459-1519)
Wikipedia: Manfred Hollegger
ÖAW: Markus Gneiß

 

Andreas Markt-Huter, 16-10-2025

Bibliographie
Autor/Autorin:
Manfred Hollegger / Markus Gneiß
Buchtitel:
Maximilian I. (1459-1519). Herrscher und Mensch einer Zeitenwende
Erscheinungsort:
Stuttgart
Erscheinungsjahr:
2025
Verlag:
Kohlhammer Verlag
Seitenzahl:
349
Preis in EUR:
31,00
ISBN:
978-3-17-037430-0
Kurzbiographie Autor/Autorin:
Dr. Manfred Hollegger ist Projektleiter der Regesten Maximilians I. im Rahmen der Regesta Imperii.

Dr. Markus Gneiß ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Mittelalterforschung an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.