Wenn man als Leser literarisches Neuland betritt und die heroischen Zusammenhänge des Gelesenen nicht kennt, beginnt man oft ehrfurchtslos zu lachen.

Diesen natürlichen Reflex, Philosophie und Literatur ohne großen Gestus und Akademitis zu betrachten, nützt Stephan Groetzner für seine entlarvenden Miniaturen zur großen Welt der Universalgelehrsamkeit.

„Der Begriff der Gerechtigkeit scheint durch den inflationären Gebrauch in der politischen Alltagsrhetorik derartig abgenutzt, dass er zum beliebigen Füllhorn für alle nur denkbaren Meinungen und Ansichten wird.“ (7)

Felix Heidenreich geht der gesellschaftlich spannenden Frage nach der „Gerechtigkeit“ nach und versucht anhand einer Theorie der Gerechtigkeit den ansonsten nur verschwommenen Begriff der Gerechtigkeit zu schärfen und aufzuzeigen woran sich ein Nachdenken über Gerechtigkeit orientieren kann.

Das gibt es in der Literatur auch: Man liest und versteht nichts, weiß aber, dass es einen Sinn hat, was man liest.

Norbert Gerhold befasst sich mit dem größten Stoff, den sich ein Hirn ausmalen kann, nämlich dem Kosmos und seiner Komplementärmenge. In einer sympathischen Einführung entschuldigt er sich beinahe wegen des gigantischen Themas, denn eigentlich wollte er ursprünglich nur einen Brückenschlag zwischen Theologie und Naturwissenschaft leisten.

Bild: Robert Menasse, Die Zerstörung der Welt als Wille und VorstellungIn der Österreichischen Essaykunst gilt die Faustregel, dass etwas erst dann Gegenstand der intellektuellen Auseinandersetzung werden kann, wenn bereits Robert Menasse sich dazu geäußert hat. Wenn ein solches Kaliber nun bei den Frankfurter Poetikvorlesungen auftritt, darf man gespannt sein, was alles Thema sein darf.

Robert Menasse macht alles zum Thema: die Welt, ihre Darstellung und die Zerstörung in Wort und Tat. Dabei wählt er umso größere Töne, je kleiner sein Gedanke ist und umgekehrt, wirklich große Gedanken kommen dann schlicht und verständlich daher. Das hängt sicher mit dem Druck zusammen, den sich Poeten bei ihren Vorlesungen machen, niemand getraut sich einen normalen Gedanken zu fassen, weil es ja um Poesie geht.

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"Denn gerade das ist ja das eigentliche Erlebnis des Philosophen, das Staunen. Es gibt nämlich keinen anderen Ursprung der Philosophie als diesen, schrieb Platon, einer der wirkungsmächtigsten Philosophen in der Geschichte der Philosophie, vor fast 2.500 Jahren.

In einer kurzen aber gefälligen Einleitung werden die Grundlagen, die Grundprinzipien der Philosophie erläutert, wie von ihren Anfängen bis in unsere heutige Gegenwart grundlegend sind.

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"Der Herrschaft Zauber aber ist das Geld; ich weiß mir Bessres nicht auf dieser Welt als Gift und Geld schrieb vor knapp 200 Jahren der deutsch-französischer Dichter und Naturforscher Adelbert von Chamisso über die Macht des Geldes."

Während Chamisso das Geld aber noch als Mittel zum Zweck der Herrschenden verstand, entlarvt Karl-Heinz Brodbeck die totale Herrschaft des Geldes in der Gegenwart als grundlegende Wahrheit über den globalen Kapitalismus schlechthin.

Buch-CoverJe näher es Richtung Sinn der Menschheit geht, umso dünner wird die Roman-Luft. Don DeLillo nennt seinen Roman um den Sinn des Universums Omega-Punkt, dieser seltsame Begriff gilt in manchen theologischen Facetten als ein nicht erreichbares Ziel, auf das alles mehr oder weniger sinnvoll zusteuert.

Bei Don Delillo wird dieser Omega-Punkt zu einer intensiven Abrechnung mit dem Leben, den kämpferischen Allüren des Homo sapiens und der Aushebelung der Zeit durch die Kunst.

Buch-CoverManchmal gibt ein Buchtitel geradezu die Lesehaltung vor. Wenn ein brennender Dornbusch zu uns spricht, sind wir sofort vor Ehrfurcht starr und auf religiösen Konnex getrimmt.

Tatsächlich wimmelt es in Hans Augustins Roman über das gegenwärtige Leben im Staate Israel nur so von religiösen Bildern, biblischen Zitaten und etymologisch bis in die Vorzeit zurückverwurzelten Begriffen.

Buch-Cover"Beginnen wir mit der Hauptsache: Was ist der tiefe Sinn der griechischen Mythen und warum sollte man sich noch heute, heute vielleicht sogar mehr denn je, für sie interessieren?" (7)

Ferry ist kein Autor der lange herum fackelt. Er nimmt uns bei der Hand und führt uns gleich mitten ins Thema hinein. Bereits in seinem Vorwort stellt er uns am Beispiel des Odysseus die Gretchenfrage nach dem Ziel der menschlichen Existenz und der kosmischen Ordnung.

Buch-CoverIm Volksmund gibt es das gnadenlos genaue Wort vom ?Hirnwixen, wenn ein etwas unrunder Zustand zwischen Körper und Geist dargestellt werden soll.

Der Roman Milas Methode handelt von diesem Wechselspiel zwischen reinem Denken und purem Überleben. In eine Art Thesen-Roman schickt die Autorin Lydie Salvayre einen Ich-Erzähler in den Text, und dieser Held spinnt ordentlich.