Belletristik und Sachbücher

R. G. Grant, Der Erste Weltkrieg

andreas.markt-huter - 12.06.2014

„Dieses Buch zeigt den Krieg in all seinen Facetten: von den kurzen Scharmützeln in den fernöstlichen Kolonialgebieten, wo Japan deutsche Kolonien im Pazifik besetzte, bis zu den Schlachthöfen der Westfront, die in vier Jahren unverminderter Kämpfe Millionen junger Männer verschlangen.“ (8)

Was waren die Voraussetzungen und Ursachen für den Ausbruch des 1. Weltkrieges und wie entwickelten sich der Schwung und die Begeisterung des anfänglichen Angriffskrieges in einen zermürbenden und aufzehrenden Stellungskrieg? Aber auch warum gelang es nicht den Krieg und seine wachsende Grausamkeit und Zerstörung frühzeitig zu beenden? Auf Fragen wie diese bietet Grant’s „Der Erste Weltkrieg“ detaillierte Antworten.

Nikos Dimou, Über das Unglück, ein Grieche zu sein

andreas.markt-huter - 10.06.2014

„Es gibt Griechen, die kritisch über sich nachdenken, und Griechen, die das nicht tun. Die folgenden Gedanken richten sich vor allem an die Zweiten. Sie sind jedoch den Ersteren gewidmet.“ (7)

Den eigenen Landsleuten einen wenig schmeichelnden Spiegel vorzuhalten, kommt meist nicht gut an. Dennoch nimmt sich der Philosoph Nikos Dimou in seiner Aphorismensammlung „Über das Unglück, ein Grieche zu sein“ kein Blatt vor den Mund. Doch wer genau liest, erkennt rasch, dass zwischen den Zeilen der Kritik, Liebe und Zuneigung, das „Wir“ dominieren.

Neeli Cherkovski, Fallendes Licht

h.schoenauer - 08.06.2014

Die raren Gedichtbände beinahe schon verlorengegangener Lyrik-Helden gleichen unauffälligen Meteoriten: Während Gras über ihren Einschlagkrater wächst, beginnen sie aus der schwarzen Antimaterie heraus zu funkeln.

Neeli Cherkovski, der alte Haudegen aus der kleinen Schar der Ur-Beatniks, hat mit seinem Band „Falling Light“ einen solchen Meteoriten nach Europa gesandt, wo er in der Übersetzung „Fallendes Licht“ im kleinen Zirler Verlag BAES gelandet ist.

Barbara Balldini, Einmal Schlampe, immer Schlampe

h.schoenauer - 05.06.2014

Guter Sex besteht aus einem handwerklichen Teil und dem verbalen Design. Kaum ein Thema lässt sich durch Changieren zwischen diesen beiden Ebenen so heftig diskutieren wie diese Praktiken, die jeden herausfordern und wovon jeder will, dass es gut gelingt.

Barbara Balldini arbeitet als Sex-Therapeutin einerseits im diskreten Gespräch, andererseits in großer Öffentlichkeit. Bei Kabarettsitzungen lacht im Idealfall das Publikum wie ein griechischer Chor und reinigt die ganze Stadt mit seinem Gelächter.

Josef Feichtinger, Kämpfen für das Heiligste

h.schoenauer - 03.06.2014

Oft braucht es hundert Jahre und tausend Romane, bis man einen ausgewachsenen Wahnsinn halbwegs begreifen kann. Der Erste Weltkrieg, von dem Zyniker sagen, er sei Österreichs bislang größter Beitrag zur Weltgeschichte, wenn man von Hitler absieht, wird erst allmählich nach hundert Jahren überschaubar.

Josef Feichtinger widmet dem Thema „Tiroler Stimmen zum ersten Weltkrieg“ ein straff kommentiertes Lesebuch, in dem schwülstige Romane exzerpiert, zum Krieg aufputschende Predigten markiert und groteske Zeitungsmeldungen ungeschmückt dargeboten werden. Der lakonische Kommentator Josef Feichtinger geizt nicht mit klugen Einschätzungen, wenn er etwa Josef Kravogel als konventionellen Freizeitlyriker oder Karl Springenschmid als bis ins hohe Alter rechtslastig produktiv bezeichnet.

Varujan Vosganian, Buch des Flüsterns

h.schoenauer - 01.06.2014

Manchmal erzählen Bücher nicht nur die Geschichte von einzelnen Personen sondern gleichzeitig dazu den Sound eines Volkes.

Varujan Vosganian erzählt von der Geschichte, Verfolgung, Überleben und Eliminierung der Armenier im 20. Jahrhundert. Für dieses Mammut-Projekt gegen das Vergessen verwendet er einen Ich-Erzähler, der als kollektives Kind unter dem Tisch lauscht, was oben die Ahnen, Veteranen und Überlebenden zu sagen haben. Dieses Kind sitzt an jenem Bottich der Geschichte, aus dem gerade der erinnerte Stoff abfließt gegen das Vergessen.

Carl Djerassi, Der Schattensammler

h.schoenauer - 29.05.2014

Autobiographien weisen immer Alltagsmythologien und auf das Ende ist immer unklar.

Carl Djerassi weiß um die Fallstricke einer Autobiographie, immerhin hat er vor Jahren eine „fachliche Autobiographie“ über sich selbst als die „Mutter der Pille“ geschrieben, und sein Tagebuch einer Krise lässt sich ebenfalls als Autobiographie lesen.

Franz Friedrich Altmann, Turrinis Jagd

h.schoenauer - 27.05.2014

Das Wichtigste an einem Roman ist oft das vorangesetzte Motto, oft schreiben Autoren nur einen Roman, um das Motto ins rechte Licht zu rücken.

Franz Friedrich Altmann nimmt naturgemäß als Kabarettist und Fun-Dramaturg die Sache mit dem Provinzkrimi recht ernst und beugt sich zum Publikum hinunter wie zu einem kleinen Kind, wenn er die Schlägereien, Fressereien und tierischen Kopulationen des Mühlviertels beschreibt. Aus dieser Haltung heraus ist auch das Motto zu verstehen: „Für den kleinen Emilian, der noch gar nicht lesen kann.“

Matthias Politycki, Samarkand Samarkand

h.schoenauer - 25.05.2014

Manche Titel verströmen Magie und wirken wie eine Zauberformel. „Samarkand Samarkand“ reißt den Leser quasi durch den Umschlag in den Text hinein.

Matthias Politycki wendet sich in seinem Roman einer der ältesten Kulturgegenden der Welt zu. Es gibt sogar die These, dass alle Veränderungen der Welt aus diesem von Gebirge und Wüsten eingekesselten Samarkand ausgehen, vielleicht weil dort die wertvollsten Gräber und Gebeine für alle Zukunft aufbewahrt werden.

Mike Markart, Der dunkle Bellaviri

h.schoenauer - 22.05.2014

Wenn eine große Verstörung vorliegt, verordnen Ärzte manchmal Spaziergänge oder den bloßen Aufenthalt im Freien. In der Literatur entsteht aus diesen Genesungs-Aufenthalten der Helden oft ein gesunder Roman.

In Mike Markarts Roman „Der dunkle Bellaviri“ ist das erzählende Ich vorerst so verstört, dass es demonstrativ vor allem Vögel und Laub beobachtet, um nicht von irgendjemandem angesprochen zu werden. Dieser Erzähler strolcht mit sich selbst herum, ehe er an der Klingelleiste einer Wohnanlage den Namen Garretti liest, diesen Namen füllt er nun mit Erzählungen und Projektionen aus.