Belletristik und Sachbücher

Lydie Salvayre, Milas Methode

h.schoenauer - 25.07.2009

Buch-CoverIm Volksmund gibt es das gnadenlos genaue Wort vom ?Hirnwixen, wenn ein etwas unrunder Zustand zwischen Körper und Geist dargestellt werden soll.

Der Roman Milas Methode handelt von diesem Wechselspiel zwischen reinem Denken und purem Überleben. In eine Art Thesen-Roman schickt die Autorin Lydie Salvayre einen Ich-Erzähler in den Text, und dieser Held spinnt ordentlich.

O.P. Zier, Tote Saison

h.schoenauer - 25.07.2009

Buch-CoverEs gibt einen Fluch im touristisch erschlossenen Alpengebiet: "Tote Saison!" Die Touristikwirtschaft hasst diese Zeit, die Politik fürchtet sie und die Bewohner erschrecken vor ihr, denn die tote Saison hält allen den Spiegel vor: Diese Alpengegenden sind toter als jede Hose!

O.P. Zier legt seinen Roman über diese furchtbare Geisteseinöde in den Alpen als Kriminalroman an. Gleich zu Beginn wird eine gewisse Barbara Lochner offensichtlich ermordet und als erster Tatverdächtiger kommt der Erzähler in Frage.

Alex Capus, Der König von Olten

h.schoenauer - 23.07.2009

Buch-CoverIn einer mittelmäßigen Kleinstadt muss ein Schriftsteller immer damit rechnen, dass er argwöhnisch beäugt wird, wenn er etwas schreibt. Andererseits hinterlassen die Menschen einer solchen Stadt auch immer Wünsche, was der Autor als nächstes schreiben soll.

Alex Capus ist ein begeisterter Olten-Bewohner, der für einen Außenstehenden geradezu berührende Geschichten über jenes Kleinod des Zusammenlebens schreibt, das unsereins in der Hauptsache als Bahnknoten kennt.

Katja Lange-Müller, Die Letzten

h.schoenauer - 23.07.2009

Buch-CoverManchmal entsteht sogar in der Arbeitswelt der Hauch von Verzückung und Geheimnis. Zumindest für den Leser gibt es nichts Schöneres, als durch das längst ausgestorbene Buchstabenreich einer alten Druckerei zu wandern.

Bei Katja Lange-Müller freilich ist für die Ich-Erzählerin die Druckerei ein ärgerlicher Höhepunkt einer miesen Arbeitswelt. Quasi als Not-Job heuert die Erzählerin in einer Klein-Druckerei an und ist sofort von seltsamen Kollegen umgeben.

Dominik Bernet, Der grosse Durst

andreas.markt-huter - 22.07.2009

Buch-CoverDer gebildete Leser denkt beim großen Durst natürlich an den Wissensdurst, zumal es sich bei Dominik Bernet's Roman im vagen Sinn um einen Bildungsroman handelt. Aber in diesem konkreten Durst ist alles anders, denn es ist ein Bildungsroman der besonderen Art.

Der etwa zwölfjährige Icherzähler erkennt eines Tages, dass die Dinge alle anders ticken, als man sie auf den ersten Blick erkennt. Sein Vater ist nämlich ein Außerirdischer, der mit dem Müllschacht kämpft und den dementsprechenden Geruch und ein zerrissenes Outfit mitbringt, wenn er in die Wohnung im siebten Stock kommt.

Andrea Gerster, Dazwischen Lili

h.schoenauer - 21.07.2009

Buch-CoverManchmal kann der Stoff für eine idyllische Kleinfamilie zu einem epochalen biographischen Desaster führen.

Bei Andrea Gerster dreht sich im Roman natürlich alles um Lili, die in voller Demenz über die Kleinfamilie wacht und diese allmählich zerstört. Die Ich-Erzählerin Ana erlebt eine Ungeheuerlichkeit nach der anderen, wobei oft nicht klar ist, ob sie diese Erlebnisse bei vollen Sinnen erlebt.

Blixa Bargeld, Europa kreuzweise

h.schoenauer - 04.07.2009

Buch-Cover

Du kannst mich mal kreuzweise! - Diese Fügung bedeutet allgemein, dass jemand von einer Sache oder Person ziemlich genug hat.

Blixa Bargeld verwendet diesen satten Begriff "kreuzweise", um einerseits die Abgeklärtheit gegenüber Europa als Geographie auszudrücken und andererseits zu erzählen, dass er jeden Winkel des Kontinents irgendwann einmal aufgesucht hat.

Bruno Preisendörfer, Manneswehen

h.schoenauer - 03.07.2009

Buch-CoverWenn es möglich ist, mit Hilfe der weiblichen Feuchtgebiete einen kontinentalen Bestseller zu landen, dann müsste das mit entsprechend literarischer Ausgestaltung auch mit den männlichen Geschlechtsteilen möglich sein.

Bruno Preisendörfer setzt seinen Roman Manneswehen mit der Härte des entsprechenden Klischees in die Literaturgeschichte. Sein Held ist Spezialist für sanitäre Anlagen und kennt sich bei Duschköpfen, Abflüssen und Toilettenboards bestens aus. Die Partnerin des Sanitär-Profis ist Gynäkologin, die offen zugibt, sexuell privat mit Hingabe eine Sau zu sein.

Stephan Alfare, Meilengewinner

h.schoenauer - 03.07.2009

Buch-CoverIm Flugverkehr gibt es fallweise so etwas wie Bonus-Meilen oder Vielfliegergratifikationen. Am Boden ist ein Meilengewinner offensichtlich jemand, der sich selbst mit dem Absolvieren von Meilen belohnt.

Das Hauptthema im Roman ist die Gelassenheit und Beiläufigkeit, mit der die Figuren unterwegs sind. Der Ich-Erzähler strolcht mit sich im Süden herum, trifft ununterbrochen neue Leute, trinkt mit diesen, ehe die zufällig zusammengekommenen Grüppchen sich wieder in alle Winde zerstreuen.

Ilse Kilic / Fritz Widhalm, Zeilen entlang der Zeit

h.schoenauer - 02.07.2009

Buch-CoverManchmal wird die Literatur so eigenständig, dass sie nach einer neuen Gattung verlangt. Ilse Kilic und Fritz Widhalm komponieren schon seit Jahren eine realistisch üppige Literatur zusammen und statten sie ständig mit neuen Gattungsbegriffen aus.

So bietet etwa der Verwicklungsroman eine feine Möglichkeit, Geschehnisse und Verhältnisse aus der Vergangenheit autobiographisch mit der Gegenwart zu verknüpfen.