Wolfgang Praxmarer, Steinlechners Leute Medeas Fluch
Ein Kommissar kann sich seine Fälle nicht aussuchen, er muss im Leben und in der Literatur nehmen, was gerade ansteht.
Nach zwei eher internationalen Fällen trifft es Kommissar Steinlechner dieses Mal ganz irdisch trivial. In der Wiener Prostituierten-Szene geschehen kurz vor Weihnachten drei Morde. Aber schlimmer noch, der Innenminister ist furchtbar lästig und will Aufklärungserfolge.
Nichts ist so brutal, wie wenn jemand fliehen muss. Daraus eine romantische Fluchtgeschichte zu machen ist freilich nicht jedermanns Geschmack.
Klassische Stücke fordern oft geradezu eine zeitgemäße Fortsetzung heraus, man denke nur an die vielen Faust Drei oder an die Godots, die fallweise erscheinen oder sich unverblümt verleugnen lassen.
Ein Hofer-Jahr erkennt man daran, dass ab Jahresmitte plötzlich alle Wörter mit der Vorsilbe Hofer lächerlich werden. Hofer-Jahr, Hofer-Theater, Hofer-Umzug, die Leute biegen sich mittlerweile vor Lachen.
An und für sich ist die Toilette ein höchst literarischer Ort. Hier kommen die Innenwelt der Verdauung und die Außenwelt der Spülung das erste mal zusammen, hier sitzen je nach Typ mehr oder weniger meditative Personen am Hocker, und am stillen Ort wird auch jede Menge Literatur gelesen, bis das Geschäft erledigt ist.
Die Liebe zu einer Stadt entsteht wie bei jeder Liebe zufällig. Als in den 1980er Jahren der Autor Cornelius Hell eine Stelle als Lektor irgendwo im Ausland sucht, wird ihm eine Stelle in Vilnius angeboten. Seither ist es die Stadt seines Lebens geworden.
Gute Romane beginnen manchmal abenteuerlich logisch und biegen dann jäh in verwuchertes Gelände ab.
Manche Literatur geht fließend in Musik über. Für diese Anlässe hat der Mandelbaum Verlag seine Serie "Bibliothek der Töne" aufgelegt.
Keine Frage, die ukrainische Gegenwartsliteratur ist etwas vom Frechsten, Lustigsten und Genauesten, was es zurzeit zu lesen gibt.