Belletristik und Sachbücher

Anton Szanya, Der Traum des Josef Scheicher

andreas.markt-huter - 20.03.2009

Buch-CoverBörsenkrach, Wirtschaftskrise, Spannungen in einem Vielvölkerstaat, Spannungen zwischen Gesellschaft und Kirche, das Postulieren von Sündenböcken: Vieles scheint sich im Laufe der Geschichte zu wiederholen.

Anton Szanyas Buch über Staatsmodelle in Österreich zur Jahrhundertwende hält immer auch den Blick in die Gegenwart wach.

Kurt Bracharz, Für reife Leser

h.schoenauer - 20.03.2009

Buch-CoverWahrscheinlich die eleganteste Verhöhnungsformel im Literaturbetrieb nennt sich "Für reife Leser". Darin wird unterschwellig suggeriert, dass ein bestimmtes Buch eigentlich nur von Lesevolltrotteln oder Lesekomikern rezipiert werden kann.

Kurt Bracharz greift diese freche Empfehlungsformel über die Zumutbarkeit von Literatur mit Genuss auf und überschreibt damit sein Lektüreprojekt.

Klaus Merz, Der Argentinier

h.schoenauer - 17.03.2009

Buch-CoverNach dem zweiten Weltkrieg hat sich offenbar halb Europa auf den Weg gemacht, um in Argentinien das Heil zu suchen. Großvater ist auch dabei, alles was man darüber weiß, lässt sich vielleicht in verschmitzten klaren Sätzen zusammenfassen.

Klaus Merz erzählt in seiner wundersam romantischen Novelle von einem Großvater, von dem letztlich nur ein kompaktes Außengerüst eines gelungenen Lebens übrigbleibt.

Markus Köhle, Bruchharsch

h.schoenauer - 17.03.2009

Buch-CoverAn den Inuit bewundern wir vor allem ihre Sprachgewalt, dass sie für das eine Ding, das wir mehr oder weniger von der Zivilisation eingekokst Schnee nennen, einige Dutzend Begriffe haben. Ähnlich ergeht es vielleicht einem Autor.

Was wir Leser auf den ersten Blick harmlos Prosa nennen, dafür hat ein Sprachkompetenter Kreator allerhand Begriffe. Markus Köhle etwa nennt seine frische Prosa Burchharsch, und darin sind die Erzählsorten aufgefädelt: Firn, Harsch und Sulz.

Andrea Stift, Klimmen

h.schoenauer - 09.03.2009

Buch-CoverWas eine perfekte WG ist, hat ein Wappentier oder sonst ein unverwechselbares Maskottchen.

In Andrea Stifts Wohngemeinschaft stehen zwei raumdominierende Töpfe mit russischem Wein, sogenannten Klimmen, im Mittelpunkt.(14) Darum herum sind in permanenter Weinlaune aufgestellt: der Bildbearbeiter Martin, die Esoterikerin Annabell und die Germanistik-Studentin als Ich-Erzählerin. Sie bilden den harten Kern der WG-Insassen, ab und zu kommt noch Stefan hinzu und drönt sich mit einer sanften Droge weg.

Peter Handke, Die Kuckucke von Velika Hoca

h.schoenauer - 07.03.2009

Buch-CoverWie lässt sich eine Reise am ehesten im permanenten Abfluss der Zeit verankern? - Indem man hintennach eine Art Nachschrift verfasst.

Peter Handke hat einst vor den Augen der Presse 50.000 EUR nach Velika Hoca gebracht, im Mai 2008 ist er noch einmal allein in diese serbische Enklave im Kosovo gefahren, später hat er darüber einen poetisch-politischen Text verfasst.

Matthias Politycki, Die Sekunden danach

h.schoenauer - 06.03.2009

Buch-CoverDas ist wahrlich eine intensive Zeit, wenn etwas passiert ist und erst allmählich die passende Sprache für das Geschehen einsetzt.

Matthias Politycki greift sich jene Sekunden heraus, die auf Schrecken, Unglück, Sturmbö oder Glück folgen. Dabei können diese Sekunden durchaus eine unendlich lange Zeit werden, wie ja auch die sogenannte Schrecksekunde oft ein Leben lang anhält.

Philipp Weiss, Egon

h.schoenauer - 06.03.2009

Buch-CoverTheater und Malerei sind manchmal eng zusammengeknüpft. Nicht nur dass das Bühnenbild das Theatralische unterstützt, auf manchen Bildern in einer Galerie spielen sich vor dem Betrachter abendfüllende Dramen ab.

Philipp Weiss hat für sein Stück "egon" drei Bilder von Egon Schiele als Ausgangspunkt für seine Kunst-Tragödie genommen.

Taras Prochasko, Daraus lassen sich ein paar Erzählungen machen

h.schoenauer - 04.03.2009

Buch-CoverWahrscheinlich ist momentan keine Literatur am Kontinent so wild wie die Ukrainische.

Taras Prochasko erzählt wild drauf los, Stoff ist alles, die Zeitgeschichte, die Verwandtschaft, das Leben in einem recht wackelig auf den Beinen stehenden Staat. Und wie Prochasko erzählt! Fürs erste ist alles einmal eine große Wurst, die prall und deftig aus dem Kutter des Lebens herausquillt.

Johannes Groschupf, Hinterhofhelden

h.schoenauer - 03.03.2009

Buch-CoverDas wahre Leben spielt sich oft auf engstem Raum in einem Hinterhof ab. Johannes Groschupf nennt seine Protagonisten tapfer Hinterhofhelden. Wie in einer Vorabendserie agieren die Figuren selten länger als eine halbe Stunde, dann ist der Tag jeweils gelaufen und wird abgehakt.

In den achtziger Jahren noch zu Zeiten der Berliner Mauer lässt sich der Westdeutsche Student Hans Odefey im ziemlich abgefackten Westberliner Stadtteil Neukölln nieder. Das Studium läuft irgendwie nebenher oder gar nicht, in der Hauptsache agiert Odefey im Hinterhof als Hauptfigur einer imaginären Sozialstudie.