Belletristik und Sachbücher

Güni Noggler, Eine Selbstverständlichkeit

h.schoenauer - 09.10.2008

Buch-CoverEin Leben, das voller Selbstverständlichkeit abläuft, kann durchaus dick daherkommen. Güni Noggler erzählt auf beinahe siebenhundert Seiten in großen Schleifen von einem Dutzendleben, wie es im zwanzigsten Jahrhundert wohl mannigfach vorgekommen ist.

Leopold Kramer ist ein lebensintelligenter Mensch, der stets den Anforderungen der jeweiligen Gesellschaft gewachsen ist. Doch jetzt, am Ende seiner Durchschnittskarriere, löst sich sein Leben nicht nur biologisch auf, auch was ihn ideell zusammengehalten hat, geht restlos in die Binsen.

Michael Fleischhacker, Politikerbeschimpfung

h.schoenauer - 07.10.2008

Buch-CoverWenn Politik zu einem vollkommenen Theater verkommen ist, müssten auch die Entlarvungsmittel des Theaters in der Politik greifen.

Bestes Stück über das Theater am Theater ist bekanntlich Peter Handkes Publikumsbeschimpfung, worin die Figuren aus dem Theater aussteigen und bloß noch Sätze in das Publikum werfen.

Franz Weinzettl, Abseits, auf den Gleisen

h.schoenauer - 05.10.2008

Buch-CoverVielleicht ist unser Leben ein spärlich befahrener Schienenstrang, holperig verlegt durch krummes Gelände, überwuchert von den Schlingpflanzen der Saison und ausgesetzt den hemmungslosen Verwitterungen.

Franz Weinzettl nennt seinen Lebensentwurf Abseits, auf den Gleisen. Eine Bahntrasse führt durch entlegenes Gelände und ein Beobachter bewegt sich leise auf den Schienen, während sein Blick ständig abschweift in die unmittelbare Umgebung.

Claudia Bitter, Verloren gehen

h.schoenauer - 05.10.2008

Buch-CoverIm Märchen gehen manchmal Menschen für die sichtbare Welt verloren und finden sich dann in einem unter- oder überirdischen Feenreich wieder, entrückt von der Welt aber durchaus mit Gewinn in einem neuen Zustand aufbereitet.

Claudia Bitter schickt in ihren zwölf Erzählungen ihre Heldinnen und Helden scheinbar in die Verlustzone, aber die Figuren schlagen sich meist tapfer und erleben auf ihre eigene Weise etwas wie seltsames Glück.

Walter Helmut Fritz, Herzschlag

h.schoenauer - 01.10.2008

Buch-CoverGroße Lyrik liest man am besten längs und quer. Der Längsschnitt zieht sich oft über Jahrzehnte und zeigt die Entwicklung eines Autors, die Quer-Fräsung gelingt oft an der Kante eines Themas entlang.

Walter Helmut Fritz, der lyrische Grandseigneur, ist seit den fünfziger Jahren auf poetischer Fährtensuche. Ein Thema, das in so gut wie allen Gedichtbänden vorkommt, ist nichts Schlichteres als die Liebe.

Anna Kim, Die gefrorene Zeit

h.schoenauer - 01.10.2008

Buch-CoverNach einem Massaker bleibt die Zeit für Generationen eingefroren, die Leichname werden exhumiert und in Kühlhäusern aufbewahrt, die Gesichtszüge der Verschollenen sind auf Suchbildern eingefroren.

Es ist ein harter Roman, den uns Anna Kim zumutet, es geht um das Aushalten von Schmerz, Trauerrituale, das Verheilen von Wunden in einer bitterkalten Zeit.

Inge Kloepfer, Aufstand der Unterschicht

andreas.markt-huter - 30.09.2008

Buch-CoverEin ziemlich gut gekleideter Typ versucht in München vom Odeonsplatz über die Fußgängerzone zu seiner Firma zu kommen, dabei wird er mehrmals angepöbelt und bedroht, er muss ordentlich Maut zahlen und am Schluss brennt ihm noch eine Lady mit der Zigarette ein Loch in den wertvollen Anzug.

Security kommt ihm entgegen und rettet ihn vorläufig.

Mieze Medusa, Freischnorcheln

h.schoenauer - 30.09.2008

Buch-CoverDas ist ein tolles Lebensprogramm: abtauchen und knapp unter der Wasseroberfläche in die Freiheit schnorcheln!

Nora lebt knapp an der Oberfläche zur Geschäftswelt. Mit kleinen graphischen Aufträgen hält siesich gerade noch über Wasser, aber an manchen Tagen reicht das Geld hinten und vorne nicht, und die Wellen schwappen über ihrem Kopf zusammen.

Friedrich Orter, Himmelfahrten Höllentrips

h.schoenauer - 30.09.2008

Buch-CoverDer Titel dieser Reportagen-Sammlung ist treffend gewählt, in Krisengebieten sind die Berichterstatter mit einem Bein im Jenseits, während sie mit dem anderen in der Hölle des Krisenherdes stehen.

Entweder man schreibt eine Geschichte oder man wird selbst zur Geschichte, lautet so ein zynisches Sprichwort der Krisenreporter.

Klaus F. Schneider, Umgehung der Anhaltspunkte

h.schoenauer - 30.09.2008

Buch-Cover"es war ein tag so wie zum sterben schön / und noch einmal so warm. (15) Üblicherweise sind Gedichte dazu da, Halt zu geben in einer prosaisch eingeebneten Welt voller Logik und Erklärungen.

Klaus F. Schneider hingegen nennt seine Lyrik-Sammlung "Umgehung der Anhaltspunkte", also alles, was ein Fixpunkt in der Landschaft, eine Boje der Erkenntnis oder ein Vermessungspunkt in der Ebene des Lebens sein könnte, wird vorsichtshalber umgangen.