Belletristik und Sachbücher

Leander Kaiser, Allegorien des Blicks

h.schoenauer - 29.09.2008

Buch-CoverIm Werk von Leander Kaiser treffen der reine Geist und die klare Anschauung aufeinander. Das hat damit zu tun, dass Leander Kaiser eine positiv aufgespaltene Person ist, zum einen ist er Maler, der bei Max Weiler studiert hat, zum anderen Philosoph.

In einem Vorwort zum Bildband beschreibt daher Peter Weiermair mit Genuss, wie im Atelier von Leander Kaiser die Farbtiegel in philosophische Schriften überfließen, skizzierte Gedankengänge auf der Leinwand in Strukturen auskristallisieren und Bilder den puren Blick auslösen.

Roberto Alajmo, Mammaherz

h.schoenauer - 29.09.2008

Buch-CoverWahnsinnige Literatur darf vor allem eines: Tabus brechen und im Reich der politischen Unkorrektheit herumwandern.

Roberto Alajmos Roman Mammaherz gehört zur wahnsinnigen Literatur im besten Sinne. Zwischen Groteske, Witz, Grauen und Kollaps hin und her gerissen, weiß der Leser nie, wie er das nächste Kapitel am besten übersteht. Denn der Text springt einem an die Gurgel und lässt nicht mehr ab von einem, sobald man das Buch aufgeschlagen hat.

Rosewith Holzknecht-Strickner, Windeln im Wind

h.schoenauer - 28.09.2008

Buch-CoverManchmal genügt eine Wortinsel, um einen ganzen Lebenslauf zu dokumentieren. Windeln im Wind ist so eine lyrische Fügung, die sofort heftige Bilder evoziert.

Veränderung steht vor der Tür, das Wetter schlägt vielleicht um, Wind kommt auf und peitscht die Windeln auf, die geometrisch abgeklärt im Freien hängen.

Klaus Rinner, Dr Stegers Herzensverdruss in sechs Tagen

andreas.markt-huter - 28.09.2008

Buch-CoverHerzensverdruss löst eine recht melancholische Stimmung aus und ist ein Mittelding zwischen Weltverdruss und Herzinfarkt.

Dr. Steger biegt als Ich-Erzähler seine Tage herunter mit dem Gefühl der Selbstverachtung, als Leser begleiten wir ihn sechs Tage lang, und jeder Tag liegt schwer auf dem Gemüt des Helden. Als Rechtsanwalt streunt Dr. Steger durch seine Fälle und stolpert zwischendurch über sich selbst.

Günther Loewit, Mürrig

h.schoenauer - 24.09.2008

Buch-CoverNomen est Omen. Wenn der Held einmal Mürrig heißt, ist vermutlich kein glatter Lebenslauf zu erwarten, zumal die Karriere mit dem Ende beginnt: Karl Georg Mürrig wird im Garten der Psychiatrie tot aufgefunden.

Günther Loewit erzählt in Gestalt eines "Welt-Romans" von der Unmöglichkeit, ein einmal in Schräglage gerutschtes Leben wieder gerade zu biegen.

Erika Kronabitter (Hrsg.), Morgenbetrachtung

h.schoenauer - 24.09.2008

Buch-CoverUnter Morgenbetrachtung stellt man sich landläufig ein paar besinnliche Sätze vor, die philosophisch einwandfrei vorgetragen ein Tagespublikum beim Aufstehen erheitern sollen.

Im "Projekt Morgenbetrachtung" von Erika Kronabitter hingegen müssen die frisch aufgestandenen Personen sich selbst im Spiegel aushalten und unter diesem erstarrten Gefühl verweilen, bis sich die ersten Gedanken zum frischen Tag einstellen.

Judith Gruber-Rizy, Einmündung

h.schoenauer - 23.09.2008

Buch-CoverVielleicht ist unser Leben ein unendliches Fluss-System, worin eine Generation sachte in die nächste einmündet.

Judith Gruber-Rizy schickt in ihrem Roman eine gewisse Rosa auf die Reise. Diese hat anfänglich nichts anderes im Sinn, als möglichst viel und ungehemmt zu reisen, allmählich aber scheint sie zur Ruhe zu kommen und begibt sich an den See ihrer Kindheit, wo sie täglich in gewaltigen Touren zu rudern beginnt.

Christine Werner, Verdammt

h.schoenauer - 22.09.2008

Buch-CoverManchmal ist ein Buch so verdammt gut, dass es dich als Leser vor Staunen während der Lektüre aus den Hüften haut.

Christine Werners Novelle berichtet von kaputten Figuren, die dazu verdammt sind, Ehen einzugehen und aufzulösen. Dass sich diese Wahnsinnsstory als Novelle ausgibt, ist bereits der erste erzählerische Schachzug, denn es gibt zwar eine große Neuigkeit zu berichten, diese aber stammt aus der Hölle der Beziehungen.

Paul Flora, Fauna Fabeln und Figuren

h.schoenauer - 22.09.2008

Buch-CoverWas gibt es Schöneres, als pünktlich zu Herbstbeginn einen neuen Flora-Band aufzuschlagen, der pünktlich zu Herbstbeginn frisch ausgeliefert worden ist?

Als Motto ist diesem Bildband jenes wunderbare Blatt aus dem Jahre 2001 vorgespannt, worin ein altösterreichischer Spion als Baum verkleidet einem ahnungslosen russischen Grenzwächter gegenübersteht.

René Freund, Donau, Stahl und Wolkenklang

h.schoenauer - 21.09.2008

Buch-CoverLangsam wird es ernst mit dem Presse-Hype Europäische Kulturhauptstadt, 2009 soll Linz in diesen süßen Öffentlichkeits-Apfel beißen.

René Freund begegnet der Stadt mit Wohlwollen und Aufgeschlossenheit, aber er lässt es sich auch nicht nehmen, auf die dunklen Flecken hinzuweisen. So ist beispielsweise der Hauptplatz recht saftig von den Eckhäusern der Nibelungenbrücke nach Norden hin eingefasst, ein Relikt aus jener Zeit, als Hitler seine Lieblingsstadt zum größten Städtemonster des Dritten Reiches ausbauen wollte.