Anna Stecher, zouba!
Was wir im Tirolerischen Dialekt als sachte Anmache empfinden, etwa "Ruck zouba!", ist in diesem Buch chinesisch und heißt "Gehen wir!"
Die Südtiroler Autorin Anna Stecher hat ihre bisherigen Studien in Peking auch dazu genützt, uns in den Tälern hinten Gebliebenen etwas im chinesischen Stil zu erzählen. Zu diesem Zwecke verwendet sie das Vehikel der Sanwen-Prosa, das sind lose Schriften, die mal als Tagebucheintragung daherkommen, als schlichte Prosazelle oder als phantastische Traumnotation ohne dramaturgisches Korsett.
Wie kann ein einzelnes Ich das Universum des Lesens aushalten? Wie stürzt die ewige Geschichte durch das Nadelöhr der Gegenwart? Wie klettert man in Begeisterung über Kontinente von Schrift, ohne die Orientierung zu verlieren?
Manifesto vigilancia kann man vielleicht als lyrisches Überwachungsprotokoll übersetzen. Wolfgang Brunners Gedichte sind nämlich vom Schriftbild her gesehen als Protokoll angefertigt, das ein rasch tippender Polizist nach einem Ereignis in Echtzeit zu bewältigen versucht. Die Szenerie ist oft recht unaufällig, aber eine Kleinigkeit ist dann unsachgemäß installiert und evoziert ein Gedicht.
Es gibt bekanntlich nichts Witzigeres als ein Familienalbum. Die Angehörigen sind meist in verlogenen oder überdimensionierten Posen aufgestellt, und während man als Mitverwandter vorne devot an der Fassade ihrer Gesichter hängen bleibt, erzählt man sich hintenrum die schrägsten Geschichten.
Vierzig Gedichte sind bei Gerhard Kofler natürlich mindestens hundertzwanzig. Man muss die Gedichte einmal in den beiden Sprachen Italienisch und Deutsch zählen und dann noch als Atmosphäre, die zwischen diesen Sprachen herrscht.
Die Geschichte als rauschender Fluss, der immer wieder das Ufer annagt, und wer zu knapp am brüchigen Ufer steht, wird mitgerissen oder überschwemmt!
Heinz D. Heisls Eisenbahngeschichten handeln meist von einem Ich, das zwischen Zürich und Innsbruck unterwegs ist. Aber dem Erzähler gehen schon manchmal auch die Garnituren durch, die dann in ihren Sitzfahrplänen von weit entfernten Städten berichten und das Herz quer durch Europa flitzen lassen.
Was soll man über eine Schauspielerin, die man vor allem hört und sieht, schriftlich sagen? Krista Hauser legt ihre Biographie einer großen Schauspielerin wie einen Brunnen an, woraus das Theaterleben über mehrere große Themenbecken abfließt.
"Dazwischen / auf der Fahrt ins Dorf / kein Wort." (100) Siegfried Nitz geht in seinem Fabriks-Dorf-Roman jenen Fugen nach, die zwischen den Erzählplatten liegen, er schaut gewissermaßen nach, was in den Klusen der glatten Verfliesung verborgen ist.