Belletristik und Sachbücher

Christian Partl, Schmerzmittel

h.schoenauer - 21.01.2005

Buch-CoverVon einem gut getarnten Atelier im Landecker "Karrnerwaldele" aus schreibt der Maler, Bildhauer und Verleger entlegener Kulturen, Gerald Kurdoglu Nitsche, was ihm an Lyrik eigentlich nicht gefällt, um dann begeistert zu erklären, dass er das Buch "Schmerzmittel" unbedingt machen musste.

In einem Kataster für schlechte Lyrik schreibt der Verleger Nitsche, was er nicht mag: Kleinschreibung, zu kurze oder zu lange Gedichte, Fremdwörter, scheppernde Metaphern. Wenn schon Wortspiele, dann bitte nur die eigenen! Wörter wie Ehrfurcht, Bademantel, Geschlechtsverkehr haben in der Lyrik nichts verloren. Christian Partl hält sich überhaupt nicht an diese Verbotsliste und ist dennoch auf dem richtigen Kurs.

Hans Raimund, Trauer Träumen

h.schoenauer - 20.01.2005

Buch-Cover

"Es kann regnen / Es kann schneim / Es kann a aso vableim // (Hiesiger Beitrag zur Erkenntnistheorie)"

Beinahe fassungslos steht man als Leser dieser raffinierten Erkenntnislage gegenüber und die legere Haltung dieses Eingangsmottos schwingt in den Texten Hans Raimunds mit.

Marlen Schachinger, Störung

h.schoenauer - 20.01.2005

Buch-Cover

Am Cover hat sich eine Barbie-Puppe aufgehängt und signalisiert einen sehr markanten Abgang.

Der Abgang gilt vor allem dem Verlag. Mit "Störung" stellt die tapfere Edition Pangloss ihr Dasein ein, dabei ist Pangloss jener wahnwitzige Philosoph, der tatsächlich glaubt, dass wir in der besten aller Welten leben.

Ursula Fricker, Fliehende Wasser

h.schoenauer - 19.01.2005

Buch-Cover

Ein Toter liegt im Straßengraben, er ist 54 Jahre alt und Silberschmied in Schaffhausen. Vermutlich betrunken.

Mit scharfem Schnitt setzt der Roman ein, und noch ehe man als Leser an eine Unfallmeldung glauben mag, meldet sich schon die Erzählerin zu Wort, mein Vater Simon Brock war nie betrunken.

Richard Wall, Anonyme Inventuren

h.schoenauer - 18.01.2005

Buch-Cover

In Richard Walls kleinem Lyrikband ist eine große Galerie versteckt. Im ersten Durchblättern springen immer wieder die Seiten zurück und geben edel gerahmt durch den Ausschnitt eines Passpartouts Miniaturgemälde frei.

Die Collagen liegen unruhig in ihrem eigenen Ausmaß, man sieht es ihnen an, dass sie im Original viel größer waren, andererseits verklumpen durch das optische Einkochen auf die Größe eines Gedichts die Bilder zu beinahe plastischen Thumbnails.

Christof Waibel / Etta Streicher, Augenlieder

h.schoenauer - 17.01.2005

Buch-CoverAm besten hört man Augenlieder, indem man die Augen schließt: Lyrik, Lieder, Wolken, Töne sind auf Anhieb da. Das angenehme Hörgefühl besteht zuerst einmal aus sich selbst und aus dem Hörer, der dieses Gefühl in sich aufdreht.

Und erst etwas später oder beim Wiederhören beginnt man zu überlegen, was man da eigentlich hört. Texte in wunderbarer Akustik, irgendwie als deutschsprachiges Chanson ausgestaltet mit kabarettistischem Einschlag. Wie im romantischen Lied geht das Klavier heftig mit der gesungenen Semantik mit, verläßt die Bedeutung des Textes, wie man bei einem Spaziergang zu zweit oft einen Seitenweg geht, in Hörweite bleibt und sich dann wieder vereint.

Heinrich Klier, Bergwind und Träume

h.schoenauer - 16.01.2005

Buch-Cover

Um einen Sonnenplatz in der Literaturgeschichte zu ergattern, müssen Novellen vor allem eines: Einen fulminanten Start hinlegen.

In Heinrich Kliers Sehnsuchtsnovelle gibt es eine dieser unvergesslichen Startszenen. Der Hotelier schaut in die Felswand, und um besser sehen zu können, nimmt er dem Kellner das Fernglas aus der Hand.

Jörg Zemmler, leihworte

h.schoenauer - 13.01.2005

Buch-Cover

Ein Buch, das irgendwie mit der Hand geschrieben ist, erregt sofort Aufmerksamkeit.

Jörg Zemmler hat die Schnauze voll von Times und Arial und schreibt sich nicht nur die Geschichten selber sondern auch die Buchstaben.

Jörg Zemmler, leihtöne

h.schoenauer - 13.01.2005

Buch-Cover

Schon beim Einlegen der CD muss man stark nicken, auf dem Label steht nämlich neben dem Hinweis auf das Kultursponsoring ein Gedicht, das vier Mal von oben nach unten gelesen die Botschaft ergibt:

"immer / schön / brav / nicken". Auch sonst betreibt Jörg Zemmler die Kunst durchaus unkonventionell, seinen wirklichen Namen Zemmer hat er auf Zemmler geändert, weil irgendwelche Affen auf Plakaten immer seinen Namen verhunzt haben.