Christa Fuchs, Gudrun Harrer, Besoffene Kapuziner
Bei Kochbüchern ist es so wie mit den Büchern überhaupt, natürlich steht meist etwas Gutes drin, aber bemerkenswert ist das Drumherum.
Das Kochbuch über die „Besoffenen Kapuziner“ ist natürlich auch gespikt mit Rezepten, aber in der Hauptsache geht es um die Verbesserung des Lebensgefühls. Im Sinne des Romans „Die Verbesserung von Mitteleuropa“ von Oswald Wiener stehen also jene Informationskabel im Vordergrund, die direkt an die Sinnesorgane angeschlossen sind. Die erste Botschaft heißt also, bitte Leser mach Deine Sinnesorgane auf, die zweite berichtet von einem kulturellen Ereignis, das mit einer Speise zusammenhängt, und erst im dritten Schritt gibt es dann das Rezept zum Nachkochen.
Die ferne Geliebte, ferngesprochen, Fernziel, im fernen Chile, das nahe Ende ? diese Begriffskonstellationen ziehen quasi automatisch einen Aphorismus nach sich. Ein guter Aphorismus nämlich deutet auf etwas hin, ohne es direkt auszusprechen. So gesehen sind Nähe und Ferne, Annäherung und Entfernung die besten Anlasswörter für einen Aphorismus.
Aus manchen Romanen erfährt man als Leser die Hauptbotschaft direkt aus dem Text, aus anderen wiederum aus der Begleitmusik, die diesem Text untergelegt ist.
Der Buchtitel sagt es ja schon messerscharf, worum es geht. Die Zeit lässt sich nicht zähmen, gebärdet sich wie wild, sticht wie ein Messer gleichmäßig auf Beteiligte und Unbeteiligte ein und lässt sich nur vom Rand der Anteilnahme aus in Verwundungen und Einstichen messen.
Literatur dient oft der Aufklärung, sei es, dass vergangene Zeiten, die Kindheit oder das Leben am Lande erhellt wird, sei es, dass versteckte Kabel frei gelegt werden, welche zeigen, wie Schaltungen wirklich funktionieren und wie die Dinge im Leben wirklich zusammenhängen.
Südtiroler Anthologien erkennt man leicht daran, dass sie meist auf ein Gedicht von N.C. Kaser antworten. Auch bei den frechen Weihnachtsgeschichten ist es so, die Zeile vom frisch gefallenen Schnee stammt naturgemäß aus einem Kaser-Gedicht.
Das Leben der Erzählerin, einer Mutter von drei Kindern, ist gelaufen, viele Dinge sind abgelaufen wie die sprichwörtliche Sanduhr ihre Körner ablaufen lässt, und letztlich sind auch noch die Wünsche davongelaufen. Die Frau geistert mit sich selbst durch das steirische Hinterland, nicht einmal nach Graz wird sie noch kommen, weil man ja ein gutes Bezirkskrankenhaus ins Land gebaut hat, und da wird die Mutterseele wohl auch eines Tages sterben.
Kalendergeschichten sind verlässlich, weil sie in prägnanter Form wieder kommen wie die Jahreszeiten, und sie sind aufregend wie die Monate, in denen sie geschehen.
Es gibt Jahre, die dicht sind. Und es gibt Jahre, die durchlässig sind. Immer wieder läutet diese Weisheit der Chronisten ein neues Kapitel in der Lebensgeschichte eines zum Katholizismus konvertierten Vinschgers ein.