Belletristik und Sachbücher

Monika Maslowska, Winterrot

h.schoenauer - 02.04.2021

monika maslowska, winterrotMagische Wörter zwingen dazu, die Eigen-Phantasie in Sekundenschnelle anzuregen und auszuleben. Das schöne „Winterrot“ ist voller Widerspruch, trifft doch die Kälte auf die Wärme. Der Raser wird an rotglühende Bremsscheiben denken, wenn er im Winter sein Fahrzeug gerade noch zum Stehen bringt, ein Poet wird von der untergehenden Sonne schwärmen, die gerade im Winter besonders erhitzt untergeht, und Outdoor-Freaks denken an rot angelaufene Nasen oder Wangen, wenn die Kälte ungebremst auf das Antlitz trifft.

Monika Maslowska denkt an diese poetischen Augenblicke, wenn eine Handlung in Einzelbilder zerfällt, eine Geschichte als Coverbild auf den Buchumschlag springt oder ein Seufzer zu einer Installation wird. In sechzig Sekunden rasen diese Geschichten durch die Ewigkeit und ergeben auf den ersten Blick nichts außer eine Minute. Dabei werden Sinnesorgane gereizt und in Sekundenschnelle bricht größte Heiterkeit oder Erregung aus.

Paula Bleckmann / Ralf Lankau (Hg.), Digitale Medien und Unterricht - Eine Kontroverse

andreas.markt-huter - 29.03.2021

paula bleckmann, digitale medien und unterricht„Welche Rolle sollten die digitalen Medien in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen spielen? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns mit grundlegenderen Fragen befassen. Auf welche Zukunft wollen wir sie vorbereiten? Können digitale Medien hierfür produktiv genutzt werden? […] Oder steht der Einsatz digitaler Medien dem Erreichen der gewünschten Entwicklungsziele entgegen, abhängig von Entwicklungsphasen, Umfang und Art des Einsatzes?“ (S. 9)

Der Einsatz digitaler Medien im schulischen Unterricht hat mit der Corona-Epidemie einen neuen Entwicklungsschub erreicht. Umso mehr stellt sich die Frage nach den Möglichkeiten und Risiken eines zunehmenden Einsatzes elektronischer Medien im Schulbereich. Das Sachbuch „Digitale Medien“ versammelt zahlreiche Fachbeiträge von Medienpädagogen und Pädagogen, die untersuchen, wie sich digitale Medien sinnvoll im Unterricht einbinden lassen, welche entwicklungspädagogischen Voraussetzungen zu berücksichtigen sind und welche Gefahren digitale Medien für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen mit sich bringen.

Alfred Goubran, Technische Tiere

h.schoenauer - 24.03.2021

alfred goubran, technische tiereManche Ausdrücke lassen einen beim Dahinlesen kurz innehalten, da ist etwas Neues, da ist etwas, was es in dieser Form noch nie gegeben hat. „Technische Tiere“ ist so eine Begriffskombination, die einen zuerst einmal stutzen lässt, bis man eine erste Erklärung findet. Technische Tiere sind vielleicht besonders geschickte Tiere, die ihren Beruf ähnlich dem technischen Zeichner besonders sorgfältig ausüben. Oder sie sind eine besonders seltene Form von „Hohen Tieren“.

Alfred Goubran lässt sich seit Jahren am besten mit einer von ihm erschaffenen Dichter-Figur beschreiben. Dieses Zitat wird als literaturgeschichtliches Label gepflegt. „Jeder Dichter ist ein Orakel, aus dem sich das Unerschaffene in die Welt spricht. Jeder Dichter wirkt durch die unsichtbare Welt und weiß Dinge, die er nicht wissen kann – und das steht durchaus in der Tradition der Dichter, der ich mich verbunden fühle.“ (92)

Esther Bernhard, Materialien und Kopiervorlagen zur Klassenlektüre: Ein Channel für die Zukunft

andreas.markt-huter - 19.03.2021

esther bernhard, materialien und kopiervorlagen„Für dieses Begleitmaterial wurde das Buch in drei chronologische Abschnitte gegliedert. Zu jedem dieser Abschnitte gibt es zunächst einen didaktischen Teil und anschließend Kopiervorlagen für die Schülerhand. Der Lehrerteil enthält Zusammenfassungen jedes Kapitels, Fragen zum Textverständnis und Anregungen zur kreativen Erarbeitung des Inhalts.“ (S. 3)

Auf 48 Seiten wird das Jugendbuch „Ein Channel für die Zukunft“ didaktisch für den Leseunterricht aufbereitet. Dabei werden den Unterrichtenden Fragen zum Textverständnis, anregende Fragen zum Thema und verschiedene Unterrichtsvorschläge angeboten.

Florian Gantner, O. M.

h.schoenauer - 15.03.2021

florian gantner, o.m.Die Buchstaben O. M., innig vorgetragen wie ein meditativer Befreiungsrülpser, stellen das Höchste dar, was ein Schriftsteller erreichen kann. Es handelt sich dabei um das sogenannte Opus Magnum, das Großwerk, das letztlich Leben, Literaturtheorie und Literaturbeispiel bündeln soll.

Florian Gantner verwendet dieses germanistische Unwesen O. M., um einen verzagten Schriftsteller zu beschreiben, der wahrscheinlich schon während des Schreibens an sich selbst scheitert. Es besteht kaum Hoffnung, dass ihn Außenstehende oder Bewunderer retten werden.

Isabella Feimer, Monster

andreas.markt-huter - 10.03.2021

isabella feimer, monsterDie wahren Monster humpeln nicht als wuchtige Gestalten über die Leinwand, sondern als amorphe Schreckgespinste durch die Seele.

So ist es durchaus logisch, wenn Isabella Feimers Erzählung „Monster“ eigentlich eine feine Liebesgeschichte ist, die allerdings immer wieder von dunklen Schattenflecken heimgesucht wird. Held und Ich-Erzähler ist der Fotograf Max, der aus therapeutischen Zwecken in der weiten Landschaft Amerikas unterwegs ist. Während er sein fotografisches Auge über die animierenden Landschaftskonturen schweifen lässt, wird das Innere angeregt. Ja, er ist auf der Flucht vor Elsa, mit der er eine Liebesbeziehung auf Gedeih und Verderben aufgebaut hat. Von Elsa sind ihm noch gut Sätze in Erinnerung, worin sein Verhalten als monströs beschreiben wird. Und der finale Kuss endet auch mit der Liebesformel: Du Monster!

Noam Chomsky, Rebellion oder Untergang

andreas.markt-huter - 05.03.2021

noam chomsky, rebellion oder Untergang„Die Dringlichkeit der »Gefahr des Untergangs« ist unübersehbar. Sie sollte der konstante Gegenstand von Aufklärungsprogrammen, Organisation und Aktivismus sein und den Hintergrund für unser Engagement in allen anderen Kämpfen bilden.“ (S. 7)

Das Sachbuch „Rebellion oder Untergang“ gibt aktuelle Reden und Interviews wieder, in denen sich der bedeutende Sprachphilosoph und politische Aktivist Noam Chomsky mit den existentiellen Bedrohungen durch Klimawandel und Atomwaffen in der Gegenwart auseinandersetzt.

Paul Theroux, Mutterland

h.schoenauer - 01.03.2021

paul theroux, mutterlandMutterland klingt ähnlich wie Muttertag sehr kämpferisch gutmeinend und kann letztlich nur mit Sarkasmus beschrieben werden. Mutterland ist auf den ersten Blick auch das gegenderte Vaterland, das mit einem patriotischen Weichzeichner porträtiert wird.

Paul Theroux platziert um eine Über-Mutter herum eine fette Familiensaga. Insgesamt sieben Kinder sitzen wie die sieben Zwerge um die Mutter herum und stellen einen Ausschnitt von der Welt dar. Die Berufe Advokat, Lehrerin, Diplomat, Krankenpfleger, Professor und Schriftsteller sind artig vertreten, alle wirken und werken im Geiste der Mutter, um die sie regelmäßig aufgepflanzt sind. Das Lieblingskind der Mutter freilich ist Angela, sie ist schon verstorben und mit ihr kann man so herrlich schön ins Jenseits beten. Am Ende der Beliebtheitsskala steht naturgemäß der Ich-Erzähler, der als Schriftsteller nicht immer alles für bare Münze nimmt. Und außerdem legt er sich immer mit seinem Professoren-Bruder an, der in Stunden der Depression mit Lyrik herumdilettiert und schlechten Geschmack verbreitet.

Daniela Chana, Sagt die Dame. Gedichte

h.schoenauer - 24.02.2021

daniela chana, sagt die dameGedichte können ohne jegliche Ordnung auskommen und wie gefallene Blätter durch den Garten strömen. Wenn man sie dann einzeln aufklaubt, merkt man, dass sie sich alle einem Baum, Zweig, ja sogar Andock-Punkt zuordnen lassen.

Daniela Chana lässt ihre Gedichte wild herum wehen, sie sind frei und ungezähmt, aber als Sammlung ergeben sie dann so etwas wie die verwehte Biographie eines lyrischen Ichs. Schon im Vorspann ist eine Widmung eingefügt, wonach diese Gedichte für jene Singer-Songwriter sind, „deren Werke mich als Teenager berührt und die Liebe zur Lyrik in mir geweckt haben.“

John Barton, Die Geschichte der Bibel

andreas.markt-huter - 19.02.2021

john barton, die geschichte bibel„In diesem Buch erzähle ich die Geschichte der Bibel von ihren ersten Anfängen in Volkssagen und Mythen bis zu ihrer Rezeption und Auslegung heute. Ich beschreibe die Entstehung, Weitergabe und Verbreitung der Bibel und zeige, wie sie in der Antike bis zur Gegenwart gelesen und genutzt wurde und wird, sowohl in ihren Ursprungssprachen wie auch in Übersetzungen.“ (S. 15)

Beginnend mit der Umwelt der ältesten Teile des Alten Testaments im 9. und 8. Jahrhundert wird erzählt, wie die Hebräische Bibel nach und nach die uns bekannte Form angenommen hat. Mit dem aufkommenden Christentum erfährt das Alte Testament einen neuen Blickwinkel der Betrachtung, nämlich als Vorspiel für das Neue Testament, das nach an den Glaubensinhalten des Christentums interpretiert wird. Die Sichtweisen auf das Alte und Neue Testament werden von Juden und Christen im Laufe der Geschichte immer wieder den sich ändernden Ideen und Vorstellungen angepasst.