Belletristik und Sachbücher

Christoph Hölz u.a. (Hg.), Architekturführer Innsbruck

h.schoenauer - 25.12.2018

Christoph Hölzl, Architekturführer InnsbruckWas das Familienalbum für die Angehörigen ist, ist der Architekturführer für die Stadtbewohner. Hier können die Zeitgenossen jeweils nachschauen, wie die Geliebten und Geschätzten beisammen sind. Denn Gebäude sind nicht nur die dritte Haut des Menschen, sondern auch ein Gegenüber, mit dem man diskutiert, indem man es betritt.

Ein Team des Archivs für Baukunst an der Universität Innsbruck hat ein Nachschlage-Bilderbuch über Innsbruck herausgebracht, in welchem knapp dreihundert Gebäude, deren Architekten, Auftraggeber und Benutzer aufgeschlüsselt sind. In der Gebrauchsarchitektur geht es um Bauten der Gegenwart, Gebäude, die es in den Überlebenskanon geschafft haben, gehen naturgemäß Jahrhunderte zurück.

Andreas Hapkemeyer, Glücksversprechen

h.schoenauer - 21.12.2018

hapkemeyer, glücksversprechenManche Bücher muss man durch einen klugen Titel so aufstellen, dass die Texte sofort in die richtige Richtung gehen. „Glücksversprechen“ könnte etwa eine Reise ins Helle, Warme, Harmonische sein, wenn sich der Leser das unter Glück vorstellt.

Andreas Hapkemeyer scannt seit seiner frühesten Jugend Texte, Landschaften, Bilder und soziale Strukturen, um daraus nach einer künstlerischen Transformation neue Gebilde, Projekte oder Ideen zu gestalten. In der Sammlung Glücksversprechungen sind Zeichnungen, graphische Elemente und Textfragmente zu einem plakativen Katalog zusammengestellt, der zuerst einmal staunen lässt und dann neugierig macht, was dahintersteckt.

Selma Mahlknecht, Das Weihnachtskänguru

h.schoenauer - 19.12.2018

selma mahlknecht, das weihnachtskänguruDas kennt man ja von den diversen Überraschungsbesuchen aus der Vorweihnachtszeit: der Korb mit der Schokolade ist schon voll und auch die Keksschüsseln stehen bereits im Badezimmer. Selbst auf dem Handy ist kein Platz mehr für eine Geschenks-App, sodass man sich spontan für das „Weihnachtskänguru“ als Mitbringsel entscheidet, das passt immer.

Selma Mahlknecht hat aus ihrem Buch von der Lebkuchenstraße die interessantesten Weihnachtsgeschichten ausgekoppelt und mit den Illustrationen von Armin Barducci zu einer kleinen Stimmungs-Aufhellung verpackt. In der Bilderwelt dürfen die Accessoires durchaus einmal eine kleine Schramme haben wie eine gebrauchte Weihnachtskugel, die Stimmung bleibt feierlich, auch wenn die einzelnen Schneeflocken sich erst die Hand reichen müssen für eine Schneedecke.

Hubert Flattinger, Kindheit in Hötting

h.schoenauer - 17.12.2018

hubert flattinger_kindheit in höttingJede Stadt hat eine sogenannte Ur-Zelle, die als besonders authentisch und ungebrochen gilt. In Innsbruck nimmt Hötting dieses Privileg in Anspruch, und tischt dabei eine besonders deftige Sprache auf, womit die Grundbedürfnisse des Menschen mit beinahe tierisch-einfachen Lauten abgedeckt werden können. Wer sich am Bahnhof Hötting ein Ticket ausdruckt, wird über das international anspruchsvolle „Hotting“ erstaunt sein, es geht zumindest am Bahnhof heute noch heiß her in diesem Stadtteil.

Der Kinder- und Jugendbuchautor Hubert Flattinger inszeniert seinen Rundgang durch den Stadtteil seiner Kindheit mit einem Erinnerungsflash. Er trifft auf ein altes Gesicht, unter dem der Freund aus Kindheitstagen Willi verborgen ist. Und Willi erkennt im gealterten Gesicht des Erzählers jenen Popi mit dem er einst durch alle Zaunlöcher Höttings geschlüpft ist.

Rachel Cusk, Transit

h.schoenauer - 12.12.2018

rachel cusk, transitDie Meisterinnen des Erzählens lassen die Geschichten an sich herankommen, seitlich vorbei streichen und wieder verschwinden. Währenddessen entwickelt sich das Thema, zum Beispiel Transit.

Rachel Cusk platziert in ihren Romanen meist eine Ich-erzählende Heldin, durch welche die anströmenden Rauchgase abziehen wie durch einen Schlot. Im vorausgeschriebenen Roman „Outline“ (2014) stellt sich die Heldin als Medium zur Verfügung, an das allerhand Geschichten und Begebenheiten herangetragen werden in der Hoffnung, dass eine starke Abprall-Heldin den Wellen die Kraft brechen könnte.

Undinė Radzeviciute, Fische und Drachen

h.schoenauer - 10.12.2018

undine radzeviciute, fische und drachenSogenannte Chinesenviertel sind dazu da, dass sich darin die Kultur von Jahrtausenden mit den aktuellen Menschenschicksalen der jeweils individuellen Gegenwart begegnen können.

Undinė Radzeviciutė lässt drei Frauengenerationen in einem Chinesenviertel wohnen, wobei bewusst auf die Ortsangabe verzichtet wird, nur Freundschaften, Reisen, Studien und Bücher spielen in konkreten Städten, mit denen die Heldinnen vernetzt sind.

Andreas Koller, Journalismus. Macht. Wirklichkeit

h.schoenauer - 07.12.2018

andreas koller_journalismusWo ist eigentlich Krieg? - Dort wo der Wehrschütz ist. Dieser Witz über die Kriegsberichterstattung des ORF zeigt das Dilemma des modernen Journalismus. Nachrichten entstehen nur mehr dort, wo jemand das Geld hat, jemanden hinzuschicken, oder im Netz, wo alles eine Nachricht ist.

Andreas Koller geht 2016 in seiner „Theodor-Herzl-Vorlesung“ an der Uni Wien nicht nur diesen Witzen auf den Grund, er versucht anhand der Groß-Begriffe Zeitgeist, Moral und Politik eine Lanze für den klassischen Journalismus zu brechen, der sich momentan fast täglich rechtfertigen muss.

Semir Insayif, über zeugungen

h.schoenauer - 05.12.2018

semir insayif_überzeugungenDiese elementaren Wörter Zeugnis, Zeuge oder Zeugung sind immer ganz nah dran an der Erschaffung der Lebewesen und ihrer Wahrheiten. Der spontane Eindruck von „über zeugungen“ deutet auf jemanden hin, der sich bei der Zeugung übernommen hat, und das macht natürlich neugierig auf die Gedichte.

Semir Insayif hat seine gut sechzig Gedichte auf drei Bottiche aufgeteilt: über zeug und gänge (7) / die geometrie des himmels ist unerhört (27) / echos resonanzen 43).

Alfred Gelbmann, Vorläufig Lübeck

h.schoenauer - 03.12.2018

alfred gelbmann, vorläufig lübeckWoraus besteht eigentlich ein guter Roman? - Aus Roman!

Alfred Gelbmann bringt im Erzählprojekt „Vorläufig Lübeck“ eine Biographie zum Vorschein, worin Autor, Held und fiktionales Vorbild heftig miteinander vermischt sind. Vereinfacht könnte man sagen, jemand liest innig Gustave Flauberts satirischen Roman Bouvard und Pécuchet, worin sich die Figuren über sich selbst so lange lustig machen, bis sie aus dem Roman verschwinden und wieder die Rolle von Kopisten annehmen müssen.

Sabine Weiss, Maximilian I.

andreas.markt-huter - 30.11.2018

sabine weiss, maximilian 1.„Am 12. Januar 2019 jährt sich zum 500. Mal der Todestag Kaiser Maximilians I. Wer war dieser Herrscher? Ist es gerechtfertigt, seiner noch nach einem halben Jahrtausend zu gedenken? Ja, denn Maximilian war eine faszinierende Persönlichkeit: stets voller Ideen und Pläne, mit ritterliche Idealen, ein arbeitsamer Herrscher, schriftstellerisch tätig, ein Liebhaber der Musik, der Frauen und der Natur, mutig bis zur Waghalsigkeit, aber auch kriegslüstern, ehr- und ruhmsüchtig.“ (7)

In fünfzehn Kapiteln skizziert Sabine Weiss anhand umfangreichen Quellen- und Bildmaterials das Leben und Handeln eines großen Herrschers, der an der Wende des Mittelalters zur Neuzeit die Geschichte Europas maßgeblich mitbestimmte. Von seiner Kindheit über seine Heirat, seinem Aufstieg zum Römischen König und schließlich Kaiser bis zu seinem Tod werden die vielseitigen Interessen und Talente des Kaisers ebenso aufgezeigt, wie seine enge Beziehung zum Land Tirol.