Belletristik und Sachbücher

Stanislav Struhar, Die Verlassenen

h.schoenauer - 07.11.2018

Stanislav struhar, die verlassenenWenn ein Autor einmal seine Erzählmelodie gefunden hat, braucht er nur zwei drei Fügungen anklingen zu lassen, und schon geht es für den Leser in voller Stimmung weiter, wo er vielleicht im letzten Sommer aufgehört hat.

Stanislav Struhar schickt seine Helden, die er dieses Mal „Die Verlassenen“ nennt, wieder auf die Hügel rund um das Sprachengemisch von Ventimiglia. Im Grenzgebiet zwischen Italien und Frankreich ist jeder irgendwie heimisch, egal welche Sprache er spricht.

Gina Weinkauff / Gabriele von Glasenapp, Kinder- und Jugendliteratur

andreas.markt-huter - 05.11.2018

gina weinkauf, kinder- und jugendliteratur„Der vorliegende Band bietet auf der Grundlage des aktuellen Forschungsstandes eine historische und systematische Aspekte verbindende Einführung in einen Teilbereich der Literatur, der per se keineswegs ein »Lernfeld« des Deutschunterrichts darstellt. Kinder- und Jugendbücher sind zunächst einmal Gegenstände der Freizeitliteratur.“ (13f)

Kinder- und Jugendliteratur kann im Rahmen des Deutschunterrichts eine wichtige Rolle für die literarische Sozialisation und die Sozialisation als Leser spielen, wobei nicht vergessen werden darf, dass die Vermischung von Freizeitbeschäftigung und schulischem Lernumfeld auch problematisch sein kann.

Thomas Sautner, Das Mädchen an der Grenze

h.schoenauer - 02.11.2018

Thomas sautner, Das mädchen an der grenzeKaum ein Begriff bedroht die Menschen so sehr wie eine Grenze. Ob im physischen Abwehrkampf gegen einen Maschenzaun oder in der psychischen Faszination eines Grenzgängers, immer reizt es die Menschen, diese Grenzen zu überschreiten.

Thomas Sautner stellt in seinem Roman vom „Mädchen an der Grenze“ eine zwie-sichtige, mehrschichtige Heldin vor. Malina ist ein höchst sensibles Mädchen, das schon beim ersten Ertasten der Welt auf ungewöhnliche Vorgänge stößt.

Andreas Tiefenbacher, Der Liebesdilettant

h.schoenauer - 31.10.2018

andreas tiefenbacher, der liebesdilettantEin Dilettant hat für die Umstehenden immer etwas Komisches an sich, während er selbst im Innern vor Tragik zerbirst. Je höher das Thema, das von einem Dilettanten bestritten wird, desto witziger fällt das Scheitern aus.

Andreas Tiefenbacher lässt seinen Liebesdilettanten nach den Sternen des Scheiterns greifen, was zumindest das irdische Leben beschleunigt und eine auf gewöhnlich angelegte Biographie fallweise herausfordert.

Paul Schreyer, Die Angst der Eliten. Wer fürchtet die Demokratie?

andreas.markt-huter - 29.10.2018

paul schreyer, die angst der eliten„Quer durch die Geschichte zieht sich der Streit, wer in der Gesellschaft das Sagen haben soll. Ob in Antike, Mittelalter, 20. Jahrhundert oder heute: Immer wieder aufs Neue stellt sich die Frage nach der Macht im Staate und die nach der Gerechtigkeit. Sollen die Reichen, die »Experten«, die »Klugen« entscheiden – oder soll die Politik tatsächlich von allen bestimmt werden?“

In der öffentlichen Meinung geht die größte Gefahr für die Demokratie von den „populistischen Vereinfachern“ aus. Paul Schreyer zeigt auf, wie die Machtstrukturen in der Demokratie bzw. die Mitsprache des Volkes als Souverän von den Banken, Investoren und ihren Interessenvertretern in den öffentlichen Institutionen kontrolliert und gelenkt wird und die Politik damit nur mehr den Interessen der Reichen und Mächtigen dient.

Kurt Palm, Strandbadrevolution

h.schoenauer - 26.10.2018

Kurt palm, strandbadrevolutionHätte er sich 1972 nicht umgebracht, hätte er 2022 eines natürlichen Todes sterben können.

Kurt Palm schenkt seinen Helden aus dem Jahre 1972 nichts. Dieses Jahr ist für eine ganze Generation ein gewisser Höhepunkt, was Musik, Literatur und politische Kampfkultur gegen den Vietnamkrieg betrifft. Wer damals den Absprung nicht schafft, muss seither ein Leben lang in Verdruss, Mittelmaß und dem Nachweinen alter Zeiten verbringen.

Birgit Müller-Wieland, Flugschnee

h.schoenauer - 24.10.2018

birgit müller-wieland, flugschneeDiese weiße Masse, die ständig in der Luft die Richtung wechselt, in alle Ritzen dringt und im Wind die unmöglichsten Skulpturen aufhäuft, ist auch für Psychologen ein metaphorisch höchst aufgeladener Stoff.

Birgit Müller-Wieland setzt gleich zu Beginn die Heldin Lucy dieser Flugschnee-Masse aus. In einem Berliner Garten spielt das Wetter im Dezember verrückt, in der amorphen Wetter-Masse geht jegliche Sicht verloren, und Lucy ist in einen Erinnerungssturm eingetaucht, zumal sie unter Schock steht, weil ihr Bruder Simon verschwunden ist.

Aram Mattioli, Verlorene Welten

andreas.markt-huter - 22.10.2018

Aram Mattioli, verlorene welten„Die beinahe vollständige Ausrottung der First People gehört zu den zentralen Vorgängen der amerikanischen Geschichte. Zusammen mit dem Kollaps der indianischen Kulturen in Mittel- und Südamerika zählt sie zu den großen Menschheitskatastrophen vor dem 20. Jahrhundert. Das Ausmaß der Zerstörung lässt sich kaum in Worte fassen und auch durch nackte Zahlen nur andeuten ...“ (15)

Die Geschichte der Indianer Nordamerikas zwischen 1700 und 1900 spiegelt ein Bild der physischen und kulturellen Zerstörung der indigenen Bevölkerung Nordamerikas, das in seinem Ausmaß und seiner Wirkung einem Genozid gleichkommt und dem das Überlegenheitsgefühl weißer Europäer zugrunde liegt, das häufig in direkten Rassismus und Indianerhass ausschlagen ist.

Herbert Maurer, Byron schwimmt und ertrinkt in seinem Zimmer

andreas.markt-huter - 19.10.2018

Herbert maurer, byron schwimmtEin Mythos, der schwimmen kann und dennoch ertrinkt, in der Literatur sind solche Auswüchse der Physik und Metaphysik kein Problem.

Herbert Maurer erzählt so etwas wie eine metaphysische Schelmengeschichte rund um den Helden Byron, der nichts Anderes will, als Armenisch lernen, weil der Autor ein hervorragender Übersetzer für das Armenische ist.

Margret Kreidl, Zitat, Zikade

andreas.markt-huter - 17.10.2018

Margret kreidl, zitat zikadeJeder Satz ein Zitat, jedes Wort eine Inschrift, jedes Werk eine Gattung. Wie in einem Schriftbild sind die Unter- und Oberlängen so lange zugespitzt, bis sie den Zeichen einen Sinn geben.

Margret Kreidl hat die Überschrift für ihr solitäres Werk raffiniert gewählt, es geht um die Nebengeräusche von Zitaten, das Fallbeispiel, das eine Zikade sein kann, und um den Hinweis zu den Sätzen, den wir vom Bahnhof her kennen wo es heißt, zu den Zügen.