Erika und Nora Wimmer, Geldspiel ohne Ende

Gute Romane können sich einen Luxus leisten, der im Alltagsleben tabu ist: Die Wahrheit augenzwinkernd auszusprechen. „Geld ist genauso wichtig wie alles andere auf der Welt!“ (43) Wer geht als Leser nicht vor so einem Satz sofort bewundernd in die Knie.

Erika und Nora Wimmer haben in ihren Hypo-Roman schräge Figuren und geradlinige Ansagen gepackt. Bei einem Hypo-Roman geht es bekanntlich darum zu dechiffrieren, was unter den Floskeln des Zeitgeists liegt. Während also an der Oberfläche die Figuren ihre oft belanglosen Furchen ziehen, wuchert im Untergrund eine Gegenwelt heran.

Im Geldspiel ohne Ende sucht die Ich-Erzählerin Antonia nicht weniger als so etwas wie einen brauchbaren Lebenssinn. Sie lebt in Salzburg in einem zwanglosen Verhältnis zu Francesco, einem italienischen Cafetier, der vor allem auf Chrom steht. Ihre Schwester pirscht sich ebenfalls an diesen heran, aber die Erzählerin hat einfach bessere Karten, weil ihr Weltbild offener ist und sie im Bedarfsfalle auch von der Liebe ablassen kann, um diese dann final zu gewinnen.

Antonia versucht es mit Flirten und Flanieren, um finanziell über die Runden zu kommen, doch dann entdeckt sie, dass es Arbeit sein muss, um zum gewissen Lebens-Kick durchzudringen. In der Folge arbeitet sie als Journalistin am großen Thema Rindfleisch-Skandal, was sie nicht gerade glücklich macht, aber der Etikette Genüge tut. Das Verfassen eines Buches gibt zwar für kurze Zeit Aufregung und Dynamik, aber das Schreiben mündet vielleicht doch in die Lebensweisheit der Tante Luzi: „Tragisch ist das Leben, wenn es langweilig ist.“

Diese Luzi ist die geheime Kraft des Familienclans, weil sie ständig mit Geld zu tun hat und sei es auch nur in Sprüchen und Zitaten:

Geld ist langweilig, denn es lässt sich nur durch Nullen vermehren. (169)

Als die Erzählerin am Beispiel ihrer Schwester merkt, dass es mit Putzen gehen nicht getan ist, stellt sie sich selbst ein Programm zusammen, das der Leichtigkeit der Tante Luzi ziemlich nahe kommt. Man muss sich von den alten Tagebüchern befreien, wenn man ein Buch schreiben will. Wenn man einmal den Schlüssel in der Hand hält, muss man sich auf den Weg machen, die passende Tür zu suchen.

Oft sind es einfach günstige Monate, die eine Veränderung bewirken, für Antonia wird im August dann plötzlich alles leicht.

Aus diesen scheinbar lose zusammengefügten Momenten ergibt sich dann so etwas wie eine Geschichte, die aber nicht ganz wahr sein muss, vielleicht steckt darin auch nur die Kraft einer Legende, die das Glück aussprechen lässt.
Geldspiel ohne Grenzen ist ein luftiges Gewebe von Bemühungen, Erinnerungen und feinen Tipps, die schließlich zu jener Gelassenheit führen, die jede Währung überwindet.

Erika und Nora Wimmer, Geldspiel ohne Ende. Hypo-Roman.
Weitra: Bibliothek der Provinz 2014. 221 Seiten. EUR 22,-. ISBN 978-3-99028-371-4.

 

Weiterführende Links:
Bibliothek der Provinz: Erika und Nora Wimmer, Geldspiel ohne Ende
Wikipedia: Erika Wimmer

 

Helmuth Schönauer, 21-10-2014

Bibliographie

AutorIn

Erika Wimmer / Nora Wimmer

Buchtitel

Geldspiel ohne Ende

Erscheinungsort

Weitra

Erscheinungsjahr

2014

Verlag

Bibliothek der Provinz

Reihe

Hypo-Roman

Seitenzahl

221

Preis in EUR

22,00

ISBN

978-3-99028-371-4

Kurzbiographie AutorIn

Erika Wimmer, geb. 1957 in Bozen, lebt in Innsbruck.

Nora Wimmer, geb.1985 in Innsbruck, lebt in Linz.