Oliver Schopf, Beim Schopf gepackt

In einem Innsbrucker Gymnasium quält in den 1970er Jahren ein Englischprofessor ganze Jahrgänge an Schülern und löst dadurch ungewollt so manche Karriere aus.

Sinn seines Unterrichtsstils ist es offensichtlich, die Besten von der Schule zu vergraulen und schnell der Kreativität des puren Lebens zuzuführen.

Einer dieser Vertriebenen ist Oliver Schopf, der aus Rache an dem Desaster-Professor eine Karikatur verfasst, die reißenden Absatz findet. Ab jetzt zeichnet er zuerst neben Matura und Studium, später für Standard und Süddeutsche Zeitung wie wild.

Denn der Strich des Oliver Schopf ist ungebremst, weit ausholend, und um das Gfrieß herum, das meist im Zentrum der Zeichnung sitzt, Bartstoppel-genau.
Aus den gut 8000 Zeichnungen die dem Künstler mittlerweile aus dem Zeichengerät geflossen sind, liegt jetzt ein aktueller Querschnitt der politischen Karikatur unter den Sinnkreisen Österreich, Europa und Weltweit im Bildband aus.

In einer Einbegleitung erzählen die Initiatoren Oscar Bronner vom Standard und Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung, wie man den zeichnenden Solitär Oliver Schopf in eine Gemeinschaftsredaktion einbinden kann.

Und dann gibt es kein Halten mehr, in einem Schwarzgeld-Fondue tunken die politischen Gangster ihre Geldscheine weiß, die Österreichische Fahne mutiert zu einer blutigen Rettungsgasse durch das Land, bei der man tunlichst neben dem Blut im Weißen fahren soll, und der erste Eurofighter hebt nicht ab, weil er mit Schmiergeld vollbepackt ist.

Längst ist neben dem Bild, wo der Staatsvertrag unterzeichnet wird, das Bild Oliver Schopfs über die unterirdische Angelobung der Schwarz-blauen Schüsselei im Jahre 2000 eine Ikone der Republik geworden. Ein Bundespräsident, von dem nur der leere Anzug in der Zeremonie hängt, steht einem Zwerg Schüssel gegenüber, der gerade ein Wahlversprechen bricht, sekundiert von einer Haider-Fratze, die im Rücken das Teufelskreuz schlägt. (26)

Neben den Karikaturen ist es vor allem das Genre der Gerichtszeichnung, das Oliver Schopf zu einer eigenen Erzählform entwickelt hat. In einem Raum, wo keine Kameras zugelassen sind, ist das innere Auge des Künstlers ein verlässliches Okular, durch das Zehen-Dreck, Dreck am Stecken und schmutzige Geschäfte in einer einzigen Zeichnung nach außen getragen werden.

Die Protagonisten sitzen dabei in einer Maske an Unschuld und provinzieller Überheblichkeit vor dem Gericht, das sie noch während das Auge die Zeichnung überfliegt demontiert. So laufen in den Figuren Hülle und Schein, Lüge und Aufklärung, Strafe und Ermunterung quer über die Rücken der Delinquenten.

Erst durch die Verewigung des Anlasses im Schopf‘schen Kosmos erhalten die Ereignisse jenen Halt, der sie voller Spott oder Bewunderung durch die Gezeiten trägt. Den Schas des Tages zeitlos zu machen, das ist die Aufgabe der Karikatur, heißt es unter Fachleuten der gezeichneten Aufklärung.

Oliver Schopf, Beim Schopf gepackt. Aufzeichnungen zu Politik und Gesellschaft. Zeichnungen, Karikaturen.
Wien: Molden 2013. 223 Seiten. EUR 25,-. ISBN 978-3-85485-325-1.

 

Weiterführende Links:
Molden Verlag: Oliver Schopf, Beim Schopf gepackt
Homepage: Oliver Schopf

 

Helmuth Schönauer, 13-10-2013

Bibliographie

AutorIn

Oliver Schopf

Buchtitel

Beim Schopf gepackt. Aufzeichnungen zu Politik und Gesellschaft. Zeichnungen, Karikaturen

Erscheinungsort

Wien

Erscheinungsjahr

2013

Verlag

Molden Verlag

Illustration

Oliver Schopf

Seitenzahl

223

Preis in EUR

25,00

ISBN

978-3-85485-325-

Kurzbiographie AutorIn

Oliver Schopf, geb. 1960 in Kitzbühel, lebt in Wien.