Andrew Klavan, The Homelanders - Stunde Null
„Ich war noch immer fassungslos: ein Jahr! Wie war das möglich? Ein ganzes Jahr meines Lebens war verschwunden. Mein 18. Geburtstag war vorübergegangen, und ich konnte mich nicht daran erinnern. Aber ich wollte mich erinnern, an irgendetwas.“ (163)
Der 18-jährige Charlie West erwacht an einen Stuhl gefesselt und hat keine Ahnung wo er ist und wie er dorthin gekommen ist. Über ihm hängt eine nackte Glühbirne und auf einem Schubladenschrank erkennt er auf einem blutbefleckten Tuch schreckliche Folterinstrumente. Entsetzt muss er erkennen, dass es sein Blut ist und dass sein Körper mit Blutergüssen und Brandwunden übersät ist.
Sein Versuch sich zu befreien scheitert, als er plötzlich Stimmen hört. Männer unterhalten sich darüber, dass jemand erschossen werden soll.
„Wir bekommen nie wieder eine solche Gelegenheit, aus Yarrow zu schießen.“ Als die zweite Stimme antwortete, konnte ich nur Bruchstücke verstehen: „…noch zwei Tage … können Orton schicken … kennt die Brücke genauso gut wie West.“ West. Das war ich. Charlie West. (14)
Charlie hört aber auch, dass die zwei unbekannten Männer den Auftrag erhalten, ihn zu töten. Unter Aufbietung seiner letzten Kräfte, gelingt es Charlie seine Beinfessel durchzuscheuern. Nun kommen ihm seine ausgezeichneten Karatekenntnisse zugute, mit denen er in letzter Sekunde sein Leben retten kann. Er setzt die beiden Killer mit gezielten Schlägen außer Gefecht und kann trotz großer Schmerzen aus dem Gebäude und dem Lager entkommen, in dem er gefangen gehalten worden war.
In einer atemberaubenden Flucht durch den Wald kann er sich in einen engen Höhleneingang zwängen, wo er in die Dunkelheit stürzt, ohne zu wissen, ob es einen Weg in die Freiheit geben wird. Mit viel Glück und letzter Kraft gelingt es ihm einen neuen Ausgang aus der Höhle zu finden, wo er von einem Kind und seiner Mutter entdeckt wird, die, nach einem ersten Schrecken, bereits sind, ihm zu helfen. Mrs Simmons nimmt Charlie mit zu sich nach Hause, wo er feststellen muss, dass der Telefonanschluss seiner Eltern nicht mehr existiert.
Nach einer Dusche und frischer Kleidung fühlt sich Charlie bereit, sich im Büro des Sheriffs wegen seine Entführung zu melden und mit seinen Eltern Verbindung aufzunehmen. Als er jedoch verhaftet wird, weil er aus dem Gefängnis geflohen sei, zu dem er wegen Mordes an seinem früheren Freund Alex Hauser verurteilt worden sei, bricht für ihn eine Welt zusammen. Ein ganzes Jahr seines Lebens war aus seinem Gedächtnis verschwunden.
In Rückblicken versucht Charlie sich zu erinnern, was vorgefallen war. Als bruchstückhaft erste Erinnerungsfetzen zurückkommen, wird ihm klar, dass er mitten in eine große Verschwörung geraten ist, bei dem Terroristen versuchen den amerikanischen Heimatminister Yarrows zu erschießen. Als er mit unbekannter Hilfe der Polizei entkommen kann, beginnt für ihn ein Wettlauf mit der Zeit, um das Attentat zu verhindern.
Andrew Klavans packender Thriller versteht es die Leserinnen und Leser von der ersten bis zur letzten Seite in seinen Bann zu ziehen. Während der ständigen Wechsel zwischen rasanten Verfolgungsjagden und Rückblicken erleben wir, wie sich langsam das Puzzle der Geschichte Teil für Teil zusammensetzt.
Die Rasanz der Handlung lässt dabei die große Anzahl an Glücksfällen, die dem Helden wiederfahren, ebenso vergessen, wie die - für europäische Leser doch ungewohnte - patriotische und religiöse Grundhaltung des Helden, in der der Gegensatz zwischen Gut und Böse eine wesentliche Rolle spielt. Gute Unterhaltung, Spannung und jugendliche Helden garantiert der rasante Actionthriller allemal, sodass man gespannt auf die Fortsetzungen warten darf.
Andrew Klavan, The Homelanders - Stunde Null. Bd. 1 der Reihe „The Homelanders“, übers. v. Birgit Herbst [Orig. Titel: The Homelanders: The Last Thing I Remember], ab 15 Jahren
Stuttgart: Thienemann-Verlag 2012, 288 Seiten, 13,40 €, ISBN 978-3-522-20139-1
Weiterführende Links:
Thienemann-Verlag: Andrew Klavan, The Homelanders - Stunde Null
Wikipedia: Andrew Klavan
Andreas Markt-Huter, 29-05-2013