Cath Crowley, Graffiti Moon

Unter einem Künstlerroman hat man sich meist das sozial-stressige Leben eines Außenseiters vorzustellen, der mit dem Habitus eines Malers oder Komponisten der Welt zu ungeheurer Bereicherung verhilft, während er selbst darbt.

In Cath Crowleys Roman „Graffiti Moon“ steht der Untergrund-Künstler Shadow im Mittelpunkt. Er ist berühmter Sprayer, seine Bilder und Lack-Gravuren verzieren die ganze Stadt. Die Graffiti-Kunst ist mindestens so aufregend wie die Malerei in einem Museum, freilich wird in diesem Fall nicht das Kunstwerk hinter Schloss und Riegel gehalten sondern der Künstler, wenn man seiner habhaft werden kann.

Wo die Kunst an die Grenzen geht, ist immer auch die Liebe im Spiel und sei es auch nur in der Vorform des Anhimmelns. Lucy ist viel in der Szene unterwegs, besucht Partys und Events und stößt immer bewusster auf diese herrlichen Kunstwerke, die die Stadt verzieren.

Wenn ich in der Bahn sitze, komme ich manchmal an einer verdreckten und überwucherten Ecke vorbei, und plötzlich sehe ich das Bild eines Ozeans. Der Mund des Meeres, mitten auf einem Fabrikgelände. (72)

Ihr Wunsch wird gnadenlos heftig, endlich den berühmten Shadow kennenzulernen.

Fühlt sich an, als würden wir uns in einer Dezember-Blase befinden, die durch die falsche Jahreszeit treibt. (164)

Shadow bleibt ein unnahbares Phantom, Lucy lernt zwar einen Poeten aus der Clique kennen, der in etwa das mit Worten sagt, was der Geheimnisvolle sprüht, aber Gedichte kommen nicht an die Kunst des Graffiti heran.

Nun sitzt er im Imbiss und weint, / zerbeißt die Mitternacht im Mund, / die Hoffnung entgleitet ihm langsam, und / er hat einen dreckigen Song auf der Haut, / er hat die Locken eines brüllenden Königs. / Niemand weiß, wann oder wo er sie verlor, / doch er verlor sie, die Tageslicht-Dinge. (84)

Letztlich wird Lucy mit dem Versprechen zu einer Nachttour geködert, dass sie dabei Shadow sehen wird.

Zwischen den Strängen einer Liebesgeschichte und einem kriminellen Versteckspiel offenbart sich die Untergrund-Kunst der Graffitis. Wie kauft man Farben, wie versteckt man sie, wie signiert man, wie stellt man die Werke ins Netz, ehe sie gelöscht werden, nach welchem Ranking entwickelt sich die Kunst? Lauter Fragen, die es mit der Heftigkeit der offiziellen Kunst aufnehmen können.

Ein Gefühls-Movie durch den Untergrund der Stadt, poetisch beleuchtet von einem satten Mond der Hinterhöfe und Kuschel-Kuhlen.

Cath Crowley, Graffiti Moon. A. d. Engl. von Henning Ahrens. [Orig.: Graffiti Moon, Sydney 2010], ab 14 Jahren
Hamburg: Carlsen 2013. 254 Seiten. EUR 17,40. ISBN 978-3-551-58279-9.

 

Weiterführender Link:
Carlsen Verlag: Cath Crowley, Graffiti Moon

 

Helmuth Schönauer, 31-03-2014

Bibliographie

AutorIn

Cath Crowley

Buchtitel

Graffiti Moon

Originaltitel

Graffiti Moon

Erscheinungsort

Hamburg

Erscheinungsjahr

2013

Verlag

Carlsen Verlag^

Übersetzung

Henning Ahrens

Seitenzahl

254

Preis in EUR

17,40

ISBN

978-3-551-58279-9

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Cath Crowley, geb.1971, lebt in Melbourne.