Cornelia Funke, Geisterritter

„Aber wie sollte ich ahnen, dass Heimweh und der Vollbart bald meine geringsten Sorgen sein würden? Ich habe ich seit damals oft gefragt, ob es so etwas wie Schicksal gibt, und wenn ja, ob man ihm aus dem Weg gehen kann.“ (18)

Der elfjährige Jon Whitcroft will sich nicht mit dem neuen Freund seiner Mutter, den er abschätzig nur Vollbart nennt, abfinden und versucht alles, um ihm das Leben möglichst schwer zu machen. Mit dem Ergebnis, dass seine Mutter ihn für das Internat in Salisbury anmeldet, das bereits sein verstorbener Vater besucht hatte.

In Salisbury wohnt Jon bei der Familie Popplewell und teilt sich das Zimmer mit seinen neuen Schulkameraden Stu und Angus. Doch all seine Probleme sollten ihm bald nichtig vorkommen, als ihm am sechsten Tag vier bleiche Reiter erscheinen sollten.

„Alles an ihnen war farblos: Umhänge, Stiefel, Handschuhe, Gürtel – und die Schwerter an ihrer Seite. Sie sahen aus wie Männer, denen die Nacht das Blut aus den Augen gesaugt hatte.“ (25)

Als ihn die vier Reiter verfolgen und ihn zu ermorden drohen, ist Jon froh, dass er sich der zehnjährigen Ella Littlejohn anvertrauen kann, deren Großmutter Zelda Geistertouren für Touristen organisiert. Er erzählt Zelda, dass ihn der Anführer der Geister Hartgill genannt hatte, was der Mädchenname seiner Mutter war. Sie findet heraus, dass vor langer Zeit William Hartgill und sein Sohn John von Lord Stourton ermordet worden war, der daraufhin zum Tod am Galgen verurteilt wurde. Vor seinem Tod habe er allen Hartgills noch ewige Rache geschworen.

Ella erzählt Jon die Sage von einem Ritter, der geschworen hatte allen zu Hilfe zu kommen, die seine Unterstützung bräuchten. Sie gehen zum Grab des Ritters in der nahegelegenen Kathedrale und rufen den Ritter um Hilfe. Der Geist William Longspees, eines Halbbruders von König Richard Löwenherz, erscheint und besiegt die bösen Geister von Stourton und seiner Kumpanen. Longspee erzählt Jon seine Geschichte und Jon verspricht den Ritter zu erlösen, indem er das vergrabene Herz des Ritters findet und es im Grab seiner geliebten Frau bei setzt.

Jon erscheint der Geist eines Schülers, der vor Jahren verstorben war und der Longspee bezichtigt, für seinen Tod verantwortlich zu sein. Als seine Freundin Ella von Stourton entführt wird, der trotz aller Hoffnungen, immer noch nicht besiegt ist, machen sich Jon und Zelda auf den Weg, um sie zu befreien. Ihnen zu Hilfe kommt Ellas Onkel, der niemand anders ist, als Matthew, der neue Freund seiner Mutter. Gemeinsam versuchen sie Ella zu befreien, nur will Jon Longspee nicht um Hilfe bitten, da er ihn für einen Mörder hält.

Cornelia Funkes „Geisterritter“ ist eine überaus spannend erzählte Geister- und Gruselgeschichte in der ein Junge gegen einen alten Familienfluch anzukämpfen hat und bei diesem Kampf zu sich selbst findet. Jon gelingt es am Ende seinen Platz in der Familie und das Verhältnis zu seiner Mutter und zu ihrem neuen Freund neu zu definieren. Es ist aber auch die Geschichte einer Freundschaft und einer ersten Liebe. Die Darstellung der einzelnen Akteure, die beeindruckenden Schauplätze und die in düsteren Farben gehaltenen Illustrationen unterstreichen die gruselige Grundstimmung der spannend und unterhaltsam erzählten und überaus empfehlenswerten Geistergeschichte.

Cornelia Funke, Geisterritter. Ill. v. Friedrich Hechelmann, ab 10 Jahren
Hamburg: Dressler-Verlag 2011, 256 Seiten, 17,50 €, ISBN-13: 978-3-7915-0479-7

 

Weiterführende Links:

Dressler-Verlag: Cornelia Funke, Geisterritter
Wikipedia: Cornelia Funke



Andreas Markt-Huter, 28-02-2012

Bibliographie

AutorIn

Cornelia Funke

Buchtitel

Geisterritter

Erscheinungsort

Hamburg

Erscheinungsjahr

2011

Verlag

Dressler-Verlag

Illustration

Friedrich Hechelmann

Seitenzahl

256

Preis in EUR

17,50

ISBN

978-3-7915-0479-7

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Cornelia Funke wurde in Dorsten/Westfalen geboren und arbeitete drei Jahre als Erzieherin auf einem Bauspielplatz. Gleichzeitig studierte sie Buchillustration und wurde anschließend Illustratorin für Kinderbücher. Mit 28 Jahren wagte sie den Schritt und wurde freischaffende Autorin und Illustratorin. Inzwischen hat sie über 40 Bücher geschrieben, darunter Bilderbücher und Erstlesebücher sowie Kinder-, Jugend- und Drehbücher.