Friedbert Stohner, Ich bin hier bloß der Hamster
„Um es gleich zu sagen: Wir Hamster mögen Menschen. Warum. Weil sie so schön leicht zu erziehen sind. Du klammerst dich ans Käfigtürchen – schon nehmen sie dich heraus.“ (5)
Oleg ist ein kleiner ausgefuchster Hamster, der weiß wie er seine Menschen zu erziehen hat. Er ist völlig zufrieden mit seiner Familie Könnemann, mit Mama, Papa, Max und Mimi, mit denen er großes Glück gehabt hat und die außerdem noch sehr lernwillig sind.
Zunächst erzählt Oleg, wie es ihm gelungen ist, die Familie Könnemann in der Tierhandlung auf sich aufmerksam zu machen. Nach seinem Einzug bei den Könnemanns, ist die Frage nach seinem Namen angestanden, wobei er mit viel Geschick Namen wie „Silberrücken“, „Justin“ oder „Udo“ abwehren kann und die Wahl auf Max‘ Vorschlag „Oleg“ lenken kann.
Natürlich erlebt so ein aufgeweckter Hamster wie Oleg so einiges bei seinen Menschen und wenn es um Beziehungen und zwischenmenschliches geht, hat er von seinem Käfig aus meist den besseren Überblick, als seine bei ihm wohnenden Zweibeiner. So macht sich Max, der mit seiner Schulkollegin Lisa im Internet zum Thema „Gleichberechtigung“ recherchiert, im wahrsten Sinn des Wortes zum Affen, als er ihr zeigen will, dass Oleg wie King Kong auf seine Brust schlagen kann. In ihrem Schulaufsatz, den sie vor der ganzen Klasse vorliest, kommt Max schließlich nicht wirklich gut weg.
Sie, also Lisa, wolle keine Namen nennen, aber bei manchen reiche es schon, wenn man sehe, was für Kunststücke sie ihren Hautieren beibringen. Da guckten natürlich alle Jungs zu Max, der auch noch den blöden Gorillapulli anhatte, und wer vorher nicht wusste, wer gemeint war, der wusste es jetzt. (39)
Es gilt als Hamstergesetz, dass Hamster erst in der Nacht im Haus zu stöbern beginnen, wenn alle schlafen. Als Oleg eines Tages doch am helllichten Tag seinen Hamsterkäfig verlässt, läutet es an der Tür und Mimi kommt mir ihrer Freundin Wilma ins Wohnzimmer zurück. Das wäre nicht so schlimm, hätte sie nicht ihren Kater mitgebracht, der schnurstracks auf das Sofa zugelaufen kommt, unter dem sich Oleg versteckt hat.
Friedbert Stohners Geschichte vom liebenswerten Hamster Oleg besticht durch ihren feinen Witz und Humor, mit dem er die größeren und kleineren Schwächen der Menschen vorführt. Aus der „Ich-Perspektive“ lässt Stohners den kleinen Hamster frech-fröhlich aus seinem Alltag plaudern, in dem seine Familie von ihm in die richtigen Wege gelenkt und erzogen wird.
Dabei erleben wir das alltägliche Familienleben quasi aus der Hamsterperspektive, so z.B. was Gleichberechtigung und Emanzipation zwischen Männern und Frauen bedeutet, vor allem aber was dabei herauskommt, wenn zwischen Theorie und Wirklichkeit gewisse Dissonanzen erkennbar sind.
„Ich bin hier bloß der Hamster“ ist ein überaus unterhaltsames und heiteres Büchlein, mit zahlreichen witzigen Illustrationen, das sich für junge Leserinnen und Leser ebenso eignet wie als gemeinsame Lektüre mit den Eltern. Ein überaus empfehlenswertes Kinderbuch das durch seinen Humor und seine Wärme zu überzeugen vermag.
Friedbert Stohner, Ich bin hier bloß der Hamster. Ill. v. Hildegard Müller, ab 8 Jahren
München: Hanser Verlag 2014, 128 Seiten, 10,30 €, ISBN 978-3-446-24517-4
Weiterführende Links:
Hanser Verlag: Friedbert Stohner, Ich bin hier bloß der Hamster
Andreas Markt-Huter, 19-03-2014