Sarah Crossan, Breathe. Gefangen unter Glas

Gute Science-Fiction fügt sich nahtlos in die Beschreibung der Gegenwart ein, so dass sich die Grenze zwischen aktueller Lese-Gegenwart und Dystopie kaum feststellen lässt.

In Sarah Crossans Roman „Gefangen unter Glas“ ist die Welt bereits aus dem Ruder gelaufen, es hat einen sogenannten Switch gegeben, wodurch das Klima kollabiert ist.

Seither leben die Premiums in einer Glaskuppel und werden vom geheimnisvollen Konzern Breathe mit Sauerstoff versorgt. Auf der übrigen Welt gibt es kaum noch Sauerstoff, weil jegliche Vegetation vernichtet ist. Der Konzern versucht zudem, alle Pflanzungen auszurotten, damit die Bevölkerung völlig von ihm abhängig ist. (Hier denkt man unwillkürlich an das Vorgehen des Nestlé-Konzern, der in manchen Gegenden der Schwellenländer das Trinkwasser-Monopol übernommen hat.)

Quinn ist der Sohn eines Breathe-Managers mit besten Kontakten zum Präsidenten. Er hat sich in das Zweitklasse-Mädchen Bea verliebt, mit der er einen illegalen Ausflug aus der Premium-Kuppel hinaus ins Ödland unternimmt.

Eher zufällig stoßen die beiden auf Widerstandskämpfer, die illegal Bäume pflanzen und sich so den eigenen Sauerstoff produzieren. Bald helfen Quinn auch die guten Kontakte zum eigenen Vater und dem Präsidenten nichts mehr, denn deren Loyalität zum System ist stärker als die Familienbindungen. – Es kommt zu einer formidablen Schlacht mit Panzern und Zips, wie die Sondereinheiten genannt werden.

Die friedliebenden Öko-Freaks sind gezwungen, um ihr Leben zu kämpfen, der Konzern Breathe hat ohnehin nichts anderes im Sinn als die Menschheit zu vernichten. Erst als die Welt abermals in Trümmern liegt, machen sich ein paar Überlebende auf, eine neue Welt zu finden oder zu erfinden.

Sarah Crossans Roman liest sich wie ein Kriegsbericht aus einer Gegend, wo gerade wieder einmal Konzerne neues Land erschließen. Die Geschäftsinteressen sind dabei mit dem Interesse am Überleben nicht kompatibel. Breathe agiert als weltweiter Konzern, die Widerstandskämpfer werden Ratten genannt, die paar Premium-Clans schanzen sich den letzten Sauerstoff zu.

Mit großen Worten und kreativen Ideen ist diesem Wirtschaftsmonster nicht beizukommen. Eine Schlacht voller Realität beendet die aus den Fugen geratene Ordnung. – Ein ziemlich pessimistischer Ausblick auf eine Welt, die mit Smartphones nicht mehr zu handeln ist, weil der pure Sauerstoff fehlt.

Sarah Crossan, Breathe. Gefangen unter Glas. Roman. A. d. Amerikan. von Birgit Niehaus. [Orig.: Breathe, New York 2012], ab 13 Jahren
München: dtv 2013. 430 Seiten. EUR 17,50. ISBN 978-3-423-76069-0.

 

Weiterführende Links:
Dtv: Sarah Crossan, Breathe. Gefangen unter Glas
Homepage: Sarah Crossan

 

Helmuth Schönauer, 31-03-2014

Bibliographie

AutorIn

Sarah Crossan

Buchtitel

Breathe. Gefangen unter Glas

Originaltitel

Breathe

Erscheinungsort

München

Erscheinungsjahr

2013

Verlag

dtv

Übersetzung

Birgit Niehaus

Seitenzahl

430

Preis in EUR

17,50

ISBN

978-3-423-76069-0

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Sarah Crossan, geb. in Irland, lebt als Schriftstellerin in den USA.