Sheila Rance, Sonnentochter - Das Lied der Seide
„Die Steine …“, begann Sabra. „Die Steine irren sich!“, schrie Maia. „Ich bin die Tochter des Webers. Ich bin keine Sonnenfängerin!“ Sie warf sich auf den Boden, rollte sich auf den Bauch und verbarg den Kopf in den Armen. „Und ich habe Angst! Das Feuer hat mich gebrannt. Das Feuer war in mir. …“ (167)
Als kleines Kind wurden Maia und ihr Vater Tareth vom Klippenvolk aus den Seegrasfeldern vor dem Ertrinken gerettet. Seit dieser Zeit lebte sie mit ihrem Vater, dem Weber, am Rande der Gesellschaft. An ihrem 13. Geburtstag sollte sie ihren neuen Namen erhalten und vom Seegrasmeister Razek zur Frau auserwählt werden. Doch der Tag ihres Namens wird auch der Tag, an dem Maia ihre Vergangenheit einholt und ein mächtiges Schicksal alles in Gefahr bringt.
Am Tag ihres Namens geschehen merkwürdige Dinge, die das Leben des jungen, rothaarigen Mädchens auf den Kopf stellen werden. Zunächst schleicht Maia heimlich in das Gebiet des Echsenvolkes um sich eine junge Echse aus dem Gelege zu holen. Dabei trifft sie auf Kodo, den jungen Sohn des Häuptlings des Echsenvolkes, die als unberührbare gelten. Als Magnus, der Adler ihres Vaters, zwei frisch geschlüpfte Echsen tötet, steht sie in Kodos Schuld.
Als die Leiche eines Wolfsmenschen auftaucht, erfährt Maia, dass sie aus Khandar stammt, einem weit entfernten Königreich in den Bergen, wo die Adlermenschen und die Wolfssippe leben. Vor vielen Jahren mussten sie mit Tareth aus dem Königreich fliehen und sich beim Klippenvolk verstecken. Sie ist die Sonnenfängerin, die Khandar mit Hilfe ihrer Kräfte und eines geheimnisvollen Sonnensteins retten soll, das in eisiger Kälte unterzugehen droht.
Nur die Sonnenfängerin hat die Macht, den Winter zu beenden, und mit Hilfe des Sonnensteins die Sonne einzufangen. Als Ellin, Maias älteste Schwester, vor vielen Jahren ihre Schwestern umbringen hat lassen, brachte Tareth den Sonnenstein und die Maia vor dem Zugriff der neuen Königin in Sicherheit.
Als Ellin den Aufenthaltsort von Tareth und Maia herausfindet, versucht sie unter allen Umständen den Sonnenstein und damit die Herrschaft über Kandhar für sich retten. Sie schickt ihren Ehemann Urteth mit seinen Wolfsmännern aus, um Maia und den Sonnenstein zu finden und den langen Winter zu beenden.
Sheila Rance Fantasy-Roman „Sonnentochter – Das Lied der Seide“ ist der überaus spannend erzählte Auftakt zu einer Trilogie rund um die junge Sonnenfängerin Maia, die als Königin auserwählt und von ihrer machtgierigen Schwester vertrieben und verfolgt worden ist.
Die Geschichte spielt, wie ein Großteil der Fantasyliteratur, in einer mittelalterlichen Welt, mit einer einfachen hierarchischen Gesellschaftsstruktur, mit einfachem Handwerk und Handel sowie mittelalterlichen Kampftechniken und Waffen. Die Leserinnen und Leser werden nach und nach in eine von magischen Kräften durchdrungene Welt eingeführt, wobei die Kräfte der Dunkelheit ein wenig blass wirken.
Besonders kraftvoll gelungen sind hingegen die zahlreichen Figuren rund um die Heldin Maia, deren individuelle Charaktere zu kraftvollem Leben erwachen. Ein überaus spannender Auftakt zu einer Trilogie, der vor allem junge Fantasy-Fans begeistern wird und neugierig auf mehr macht.
Sheila Rance, Sonnentochter - Das Lied der Seide, Band 1, ill. v . Geoff Taylor, übers. v. Petra Koob-Pawis [Orig. Titel: Suncatcher #1], ab 11 Jahren
München: cbj Verlag 2014, 464 Seiten, 17,50 €, ISBN 978-3-570-15756-5
Weiterführende Links:
cbj Verlag: Sheila Rance, Sonnentochter - Das Lied der Seide
Homepage: Sheila Rance (engl.)
Andreas Markt-Huter, 05-11-2014