John Green, Das Schicksal ist ein mieser Verräter
„Er flirtete mir jeder Silbe. Und ehrlich gesagt, fuhr ich voll darauf ab. Bis dahin hatte ich nicht gewusst, dass ich in der Lage war, auf Jungs abzufahren – jedenfalls nicht im richtigen Leben.“ (22)
Die sechzehnjährige Hazel Grace Lancaster hat gelernt mit dem Tod zu leben, seit sie mit dreizehn Jahren an Schilddrüsenkrebs erkrankt ist und Metastasen in der Lunge ihr das Atmen nur mehr mit Hilfe einer Sauerstoffflasche ermöglichen. Bei einem Treffen der Selbsthilfegruppe für Krebspatienten tritt der siebzehnjährige Augustus Waters wie ein Blitz in ihr Leben.
Hazel Grace weiß nicht wie lange sie noch zu leben hat, nachdem sie ein Jahr zuvor mit einer Lungenentzündung auf der Intensivstation gelandet und nur knapp dem Tod entronnen war. Die Selbsthilfegruppe für Krebspatienten besucht Hazel nur um ihrer Mutter eine Freude zu bereiten, zu frustrierend sind der Schicksal der vielen jugendlichen Mitglieder der Gruppe. Am besten versteht sie sich mit Isaac, der an einer seltenen Form von Augenkrebs erkrankt ist und kurz davor steht auch sein zweites Auge zu verlieren, aber dennoch seinen Galgenhumor nicht verloren hat.
Als Hazel Isaacs Freund Augustus „Gus“ Waters kennenlernt, einen Basketballstar der Highschool, der infolge eines Knochentumors ein Bein verloren hat, kommen sich die beiden rasch näher. Gus kann sich rasch für Hazels Lieblingsbuch „Ein herrschaftliches Leiden“ von Peter Van Houten begeistern, ein Buch über eine Krebspatientin, in dem sich Hazel auf „eine merkwürdige, unmögliche Art“ (36) verstanden fühlt. Nur das abrupte Ende des Buches lässt für Hazel Fragen offen, für die sie sich unbedingt eine Antwort wünschen würde. Alle Anfragen dazu an den Autor, der mittlerweile zurückgezogen in Amsterdam lebt, sind unbeantwortet geblieben.
Als Hazel neuerlich mit einer akuten Lungenentzündung auf der Intensivstation landet, wird sie nach ihrer Rückkehr von Gus zu einer Reise nach Amsterdam eingeladen, um den Autor Peter Van Houten zu besuchen und Antworten auf die letzten offenen Fragen zu Hazels Lieblingsbuch zu bekommen. Während sich Hazel und Gus auf ihrer Reise durch Amsterdam ineinander verlieben, verläuft der Besuch bei Peter Van Houten alles andere als glücklich. Der Autor erweist sich als trinkender Zyniker, der durch den Tod seiner Tochter zum Menschenverächter geworden ist.
Van Houten Sekretärin kündigt aufgrund dessen Verhaltens ihren Job und besucht mit Hazel und Gus das „Anne-Frank-Haus“ wo sich die beiden schließlich küssen. Vor dem Heimflug gesteht Gus, dass bei ihm der Krebs wieder ausgebrochen ist und im ganzen Körper Metastasen festgestellt worden sind.
„Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ ist eine bemerkenswerte literarische Auseinandersetzung mit dem Thema Krankheit, Sterben und Tod, mit dem es John Green gelingt, die Seele der jugendlichen Leserinnen und Leser zu berühren. Dabei begeistert das Buch neben einer wunderschönen Liebesgeschichte auch durch seine durchaus philosophischen Gedanken über den Tod, den Sinn des Lebens und das eigene Ich, die in zahlreichen Aphorismen und Weisheiten die Leser zum Nachdenken anregen.
Das Buch erweist sich als perfekt durchstrukturiert und kann immer wieder mit unerwarteten Wendungen überraschen. Auch sprachlich gelingt es John Green mit seinem wohltemperierten Humor mühelos selbst tragischen Situationen ein befreiendes Lächeln zu entlocken. Das überaus empfehlenswerte Buch regt zum Diskutieren an, berührt und hält die Leserinnen und Leser von der ersten bis zur letzten Seite in ihrem Bann. Die positive Grundstimmung des Buches bleibt noch lange Zeit im Herzen und Gedächtnis zurück.
John Green, Das Schicksal ist ein mieser Verräter. Übers. v. Sophie Zeitz [Orig. Titel: The Fault In Our Stars], ab 13 Jahren
München: Hanser Verlag 2012, 288 Seiten, 17,40 €, ISBN 978-3-446-24009-4
Weiterführende Links:
Hanser Verlag: John Green, Das Schicksal ist ein mieser Verräter
Wikipedia: John Green
Andreas Mark-Huter, 23-06-2014