---, Chantal Schreiber. Das Orakel

Buch-Cover

"In einem großen dunklen Wald lebte ein Bär. Er hatte eine gemütliche Höhle. Dort konnte er ungestört schlafen, so lange er wollte." (5)

Was für ein wunderbares Bärenleben und eigentlich sollte dieser Bär auch rundum zufrieden sein, wenn nicht eines Tages das Gefühl erwachen würde, dass etwas fehlt.

"Ich brauche einen besten Freund!", dachte der Bär. "Einen, mit dem ich die Himbeeren teilen kann und den Honig. Einen der mich aufheitert, wenn ich grummelig bin. Einen, zu dem ich am Abend vor dem Schlafengehen sagen kann: Bis morgen, Kumpel!" (7)

Der Bär macht sich also auf den Weg um im Wald nach einem besten Freund zu suchen. Am besten ist es natürlich bei der Suche mit dem schlausten Tier zu beginnen. Und so fragt der Bär zunächst die Eule, wo er einen besten Freund finden könne. Nachdem sich Eulen am Tage aber meist von Fragen belästigt fühlen, ist sie auch gleich ein wenig verärgert.

"Ich bin doch kein Orakel!" "Was ist denn ein Orakel?", fragte der Bär neugierig. "Mehr so was wie ein Ohr? Oder mehr so was wie ein Onkel?" "Ein Orakel sagt dir etwas über die Zukunft! Und jetzt lass mich schlafen!" (9)

Und so wird aus der Suche nach einem besten Freund eine Suche nach einem Orakel. Im weiteren Verlauf trifft der Bär auf einen stolzen, vielleicht sogar eitlen Pfau, der sich ebenfalls auf die Suche nach einem Orakel befindet, mit dessen Hilfe er ebenfalls einen besten Freund zu finden hofft.

Der Pfau ist vom Bären zu wenig begeistert, dennoch machen sich die beiden gemeinsam auf die weitere Suche. Sie kommen zu einer Felswand, in der sich ein Loch befindet, in dem sie das Orakel vermuten. Jeder ruft nun seine Wünsche in das Felsloch, bis eine unheimliche Stimme für die erwartete Hilfe zuerst ein Geschenk verlangt. Der Rat des Orakels selbst findet bei Bär und Pfau, wie es auch schon in der Antike üblich war, keine große Begeisterung.

"Hört den Rat des weisen Orakels: Ihr beide, Bär und Pfau, müsst gemeinsam auf die Suche gehen! Dann wird jeder von euch schon bald einen besten Freund finden!" (24)

Auf der weiteren Suche lernen die beiden immer mehr die Stärken des anderen kennen und die Vorteile, auf der Reise nicht allein zu sein, zu schätzen. Da beide aber doch nicht die Schlauesten sind, muss den begriffsstutzigen Suchenden am Ende doch wieder das Orakel auf die Sprünge helfen und zeigen, wo schließlich ihr bester Freund zu finden ist.

Chantal Schreiber erzählt eine überaus amüsante und dennoch sehr tiefsinnige Geschichte über Freundschaft und den richtigen Blick, mit dem wahre Freundschaft zu finden ist. Erst als die beiden ihre vorgefassten Vorstellungen über einen besten Freund aufzugeben bereit sind, gelingt es ihnen den besten Freund, der vor der eigenen Nase steht, auch zu erkennen.

Eine schöne Parabel - auch für Erwachsene-, eingepackt in eine unterhaltsame Geschichte für Kinder, die stets von einer feinen Brise Humors getragen wird. Die liebevoll gestalteten Zeichnungen laden zum gemeinsamen Lesen und Betrachten des überaus empfehlenswerten Kinderbuches ein.

Chantal Schreiber, Das Orakel - Ein Kumpel kommt selten allein. Ill. v. Susanne Wechdorn, ab 5 Jahren
Innsburck: Obelisk-Verlag 2011, 72 Seiten, 10,95 EUR, ISBN 978-3-85197-642-7

 

Weiterführende Links:
Obelisk-Verlag: Chantal Schreiber. Das Orakel
Wikipedia: Chantal Schreiber

 

Andreas Markt-Huter, 22-12-2011

 

 

Bibliographie

AutorIn

Chantal Schreiber

Buchtitel

Das Orakel - Ein Kumpel kommt selten allein

Erscheinungsort

Innsburck

Erscheinungsjahr

2011

Verlag

Obelisk-Verlag

Illustration

Susanne Wechdorn

Seitenzahl

72

Preis in EUR

10,95

ISBN

978-3-85197-642-7

Lesealter

Altersangabe Verlag

5

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Chantal Schreiber ist in Wien geboren und arbeitete nach einem kurzen Gastspiel an der Uni Wien als Fotomodell, Flugbegleiterin und Kellnerin im In- und Ausland. Sie lebt jetzt mit Tochter Hannah in Wien und schreibt Drehbücher für"s Fernsehen, Jugendbücher, Gedichte und Liedtexte und Beiträge.