Buch-CoverWenn sich eine Lebensgeschichte über ein Jahrhundert hinzieht, kann man auf jeden Fall von einem Roman sprechen, auch wenn der Umfang vielleicht eher an ein Prosagedicht erinnert.

Didier Goupil erzählt vor allem vom Vergessen, Versickern, Verbleichen der Zeit. Aus diesem Grund sind fallweise nur die rechten Seiten bedruckt, die linken sind quasi schon der Zeit zum Opfer gefallen.

Buch-CoverLetztlich sind alle Namen Schall und Rauch, der Sinn des Lebens besteht oft darin, seinen Namen skurril artikuliert auszusprechen.

Fritz von Herzmanovsky-Orlando ist der Meister der Österreichischen Seele, seine Figuren tapsen auf einem rutschigen Parkett herum und lassen sich dann genüsslich in die eigene Gosche fallen, meist aber hilft jemand mit einem Verbal-Tritt nach, dass der Auftritt des Mitbewerbers am Rout ins Lächerliche gezogen wird.

Buch-CoverEin kontinentales Gemetzel, wie es Napoleon seinerzeit quer durch Europa vor und wieder zurück durchführen ließ, beflügelt auch nach zweihundert Jahren noch die Phantasie der Schriftsteller.

Tobias Schiefer nimmt für seinen Schlachtentext aus dem Jahre 1812 die Form der Novelle und erzählt aufgeklärt aus heutiger Sicht, wie es wohl einem Kriegsteilnehmer aus der Gegend um Speyer unter Napoleon ergangen sein könnte.

Buch-CoverArtige Geschichten stehen oft auf wackeligen Beinen, eine kleine Böe und sie geraten in Schräglage.

Peter Reutterer führt in seinen kurzen Satiren zuerst immer ein Stück abgepackte Welt vor, aber die Ware ist offensichtlich angeschlagen, lässt seltsame Düfte aus, bringt die genormte Dramaturgie aus dem Häuschen oder stellt ganz etwas anderes dar, als im ersten Absatz versprochen wird.

Buch-CoverManchmal zischt ein Buch in die Seele des Lesers wie ein zweischneidiges Messer. Üblicherweise liest man ein Buch, das in eine unbekannte Zeitzone führt, mit dem Nachwort zuerst, ehe es ab in den Text geht, aber im Falle der Blockade ist es egal, wo man beginnt, mit dem aufrüttelnden Originaltext von Gennadij Gor oder dem noch aufrüttelnderen Nachwort von Peter Urban.

Es geht schlicht darum, dass zwischen 1942 und 1944 in Leningrad ein Genozid stattgefunden hat, die Stadt wurde von der deutschen Wehrmacht belagert und man rechnete damit, dass sie von selbst stirbt.

Buch-CoverDas Geilste an Stifter ist immer das Nachwort, er selbst schiebt nämlich eine ziemlich ruhige Kugel durch die Literaturgeschichte. - Dieser süffisante Germanistenwitz begleitet jede Seite einer Neuausgabe seiner Werke.

Adalbert Stifter, der literarische Heroe Oberösterreichs, wird klugerweise und vielleicht auch wegen dieses Germanistenwitzes immer wieder auch von Innsbruck aus sorgfältig betreut.

Buch-CoverHäuser sind ein Dauermotiv in der Literaturgeschichte, ist doch damit vom Herrscherhaus, über die Familienkunde bis hin zum Wüstenrothaus alles angesprochen. Gleich vier Häuser und dazu noch eine Sehnsucht, das ergibt schon eine passable Leseerwartung!

Die vier Häuser könnten jene in allen Windrichtungen sein, aber auch Häuser, die wie russische Puppen in einander geschachtelt sind. Diese Häuserverschachtelung liegt nahe, wenn man an Eshkohls Erzählprogramm denkt, er verschachtelt offensichtlich die Häuser Staat, Ethnie, Wohngemeinschaft und eigenes Glücksgebäude fließend ineinander.

Buch-CoverZu einem guten Österreicher gehört es, dass er sich freut, wenn man ihm eine Untugend als typisch österreichisch nachsagt.

So gesehen ist jeder ein guter Österreicher, der sich bei der Lektüre des nervigen Österreich-Buches angesprochen fühlt und sich naturgemäß umso mehr freut, je negativer diese Analyse ausfällt.

Buch-CoverWarum ist Malapartes "Haut" sechzig Jahre nach ihrem Erscheinen immer noch fassungslos wild und aufregend? - Vielleicht, weil der Erzählstandpunkt als immer noch aufreizend vage empfunden wird, und weil an allen Kriegsschauplätzen der Welt die Frage brisant ist, wie kippt Kultur während einer Besatzung in Unkultur.

Der Roman Die Haut ist ein Text voller expressionistischer Kulturphilosophie, politischer Tagesbeurteilung, durchsetzt mit verbaler Überhitzung und derangiertem Heldentum.

Buch-Cover

Was wären die großen Weltereignisse ohne das Essen, und artet nicht manches Mahl zu einem Weltereignis aus?

Wolfgang Pollanz serviert die Weltgeschichte anhand toller Tafel-, Snack- Fressgeschichten.