Die biographischen Tücken liegen bei Alltagsheldinnen meist unter einer glatt gestrichenen Oberfläche verborgen, es bedarf nur einer kleinen Erschütterung, und schon bricht alles auf.

Judith W. Taschler startet ihren Roman vom unauffälligen Leben einer Deutschlehrerin mit den Ritualen einer germanistischen Biographie.

In der Literatur ist erst dann etwas Realität, wenn es in einem Buche steht, und auch vom Glück weiß man in der Literatur nur, dass es dann eintritt, wenn man es in einem Buch nachlesen kann.

So gesehen ist es nur logisch, dass der Schriftsteller Alois Schöpf sich seine Glückserfahrungen erst glaubt, seit er sie aufgeschrieben hat. Als Tiroler Autor unterliegt er zudem noch der unausgesprochenen Verpflichtung, zumindest ein Werk entweder über Berge, Almen oder eben dem Gehen verfassen zu müssen.

Manche Lebensformen sind so überzeugend, dass sie in jeder Generation neu erarbeitet und erzählerisch aufgetischt werden müssen. Eine dieser edlen Überlebensphilosophien ist der Oblomowismus, worin der Held mehr oder weniger im Bett liegend das Leben bewerkstelligt und zu Ende bringt.

Johannes Gelich schickt in seinem Roman einen zeitgenössischen Ich-Erzähler aufs Kanapee und in den Rollstuhl. Er ist knapp über vierzig und gehört der Erben-Generation an. Seine Eltern haben ihm und seiner Schwester jeweils eine Hälfte eines Doppelmietshauses vererbt, während die Schwester ihren Teil in Schuss hält, lässt der Erzähler seinen vergammeln, weshalb er anteilsmäßig entmündigt werden soll.

Jede Idylle birgt immer auch das Grauen in sich. – Dieser dramaturgischen Grunderkenntnis huldigt Gustav Ernst mit seiner Familien-Groteske „Grundlsee“.

Der Roman nützt die Eloquenz von Familientratsch, um letztlich eine Tragödie nach der anderen zu erzählen.

Eine fette Festschrift ist natürlich immer eine Gaudi für die geehrte Person, aber man sollte sich auch als Leserin und Leser ordentlich freuen, dass es ab und zu helle Köpfe im Land gibt wie Hans Heiss, der imstande ist, eine fette Festschrift über die Zivilgesellschaft auszulösen.

Im Bereich der regionalen Zivilgesellschaft gibt es naturgemäß viele weiße Flecken, das Thema steht erst am Anfang der Diskussion, dennoch bemüht sich Hans Heiss schon ein Leben lang, eine politische Kultur der regionalen Identität zu entwickeln, die die bürokratisch angehauchte Zentralverwaltung in Brüssel ergänzt, manchmal auch zu ihr in Opposition steht.

Das so fröhlich klingende Genre Hypo-Roman ist natürlich eine ernsthafte Sache. Nach der griechischen Vokabel „hypo“ für „unten, darunter“ ist der Hypo-Roman eine Darstellung, die in die Tiefe geht und Phänomene der Oberfläche im Untergrund weiter verfolgt. Zwischen 2013 und 2014 werden in Tirol zehn Hypo-Romane erscheinen.

Martin Kolozs stellt in seinem Hypo-Roman einen vorgeblichen Glückspilz vor, der auf der Suche nach seinem persönlichen Glück in eine Zeit- und Beziehungsschleife gerät. Der Roman beginnt damit, wie der Protagonist Noah zusammen mit einem Therapeuten die Sprache erlernt. Am Schluss des Romans ist der Held wieder am Beginn seiner Bemühungen angelangt, zwar haben sich viele Begebenheiten ereignet, aber sie sind weder logisch noch chronologisch geordnet.

Bibliothekare sind bekannt dafür, dass sie in verschiedenen Realitäten gleichzeitig leben können. Gleichzeitig gilt ihr Leben oft als so unaufgeregt, dass sich kaum daraus eine Story machen lässt.

Robert Kleindienst fasst gerade aus der Spannung zwischen aufregender Fiktion und trivialer Realität seinen Helden aus und schickt den Bibliothekar Simon Selander durch einen Dschungel von Alpträumen, Realitätsbrüchen und Fleisch gewordenen Buchinhalten.

Damit ein Jubiläum nicht überschwappt, muss man ihm rechtzeitig das Wasser abgraben.

Ein Jahr vor dem fünfundsiebzigsten Geburtstag hat Hans Haid, der Meister für rare Volkskultur und deren Rituale, seine Lyrikmappe durchforstet und 74 Beispiele aus den Jahren 1963 bis 2012 ausgehoben. Der Titel der Sammlung sagt es knapp, wie eben die Gedichte von Hans Haid sind: 74 Ötztaler Dialektgedichte.

„Der Palästinakonflikt ist Ausdruck der konkurrierenden Ansprüche zweier Völker. Daraus resultiert die Unmöglichkeit, diese Konfrontation von außen zu „lösen“, ohne die Beteiligten des Konflikts am Friedensprozess teilhaben zu lassen. Nur dann besteht eine Chance auf dauerhafte Regelung.“ (9)

Die „Kleine Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts“ umfasst schwerpunktmäßig den Zeitraum von der Gründung des Staates Israels bis in unsere Gegenwart. Dabei wird mit der Vorgeschichte des Konflikts auf die kulturellen jüdischen und arabischen Wurzeln in Palästina verwiesen, wobei die Ursachen der Auseinandersetzung ihren Ausgang in Europa nahmen. Mit der Entstehung des Zionismus entwickelt sich im Zuge des erstarkenden Nationalismus in Europa die Idee, einen jüdischen Staat in Palästina zu schaffen.

Nichts macht Helden so kaputt wie der Umgang mit sich selbst in einer freien Fläche ohne Zeiteingrenzung.

Josef Kleindienst stellt in seiner Erzählung Freifahrt den arbeitslosen Erwin vor, der gerade vom Dorf in die Stadt gezogen ist, weil er dort dem Arbeitsamt näher ist.

Irgendwie ist er zwar volljährig aber noch nicht selbständig geworden, weshalb ihm der Schwager bei jeder Gelegenheit mit Brachial-Ratschlägen auflauert, die Schwester manchmal für ihn kocht und der Vater ihm eine Netzkarte der ÖBB schenkt, damit er sich in anderen Städten um Arbeit umsehen kann.