Am Rande einer Gesellschaft gibt es oft nur noch schwarz und weiß, so dass man sich in der literarischen Darstellung am besten mit klaren Formen wie dem Western oder dem Marshal-Krimi helfen kann.

Elmore Leonard ist berüchtigt für seine klare Figuren-Sprache, einen Plot von der Schärfe eines Scherenschnittes und einem tödlichen Witz. Wie schlagen sich deine Verwandten dort, wird jemand gefragt, sie sitzen oder sind tot, lautet die lapidare Antwort. (19)

Im Hotel Ibis Mariahilf in Wien schaute ich vom zwölften Stock aus dem Vorrücken des Tageslichts um Lichtmess zu, während ich mich als Rezensent in Manfred Mixners Geschichten verstricken ließ.

Ungefähr in diesem Stil erzählt Manfred Mixner von den Stricken des Literaturbetriebs, in die er mehr oder weniger freiwillig geraten ist. Der literarische Ort macht die Literatur, heißt seine These, und sowohl für Leser als auch für Autoren ist es entscheidend, wo sie gerade ihrer Tätigkeit nachgehen. Aus diesem Grund betont Mixner auch mehrmals, dass er in einem Blockhaus lebt, was offensichtlich seinen Zugang zur Literatur maßgeblich beeinflusst.

Unter dem Kosmos des Zauberbergs von Thomas Mann stellt man sich oft eine morbide Gesellschaft vor, die jenseits finanzieller Sorgen in einem Sanatorium samt der Epoche zu Ende siecht.

Phyllis Kiehl greift diese seltsame Lebensweise eines Lebenssanatoriums auf und macht ganz auf Zeitgeist, indem sie das Problem des Körpergewichtskultes in ein erlesenes Sanatorium „Fettberg“ verlegt.

Das ist ja wie im Film, sagt man oft, wenn etwas melodramatisch dicht ist, ohne dabei daran zu denken, dass ja auch den Film einst jemand hat gestalten müssen und dazu ein Drehbuch geschrieben hat.

In Thomas Jonigks Roman „Melodram“ geht es um einen Film, der sich quasi verselbständigt und für die beteiligten Personen zu einem Stück echten Lebens wird. Dabei ist der Einsatz der Handlung vorerst nur dramatisch, eine etwas abgetakelte Schauspielerin Karin Hoffmann erlebt so etwas wie Brief-Stalking, ein Unbekannter schickt ihr jeweils Protokolle zu, indem ihre Aktivitäten und Kontakte in Detektivmanier aufgeschlüsselt sind.

Wenn jemand etwas genau auf den Punkt getroffen hat, fährt oft ein bestätigender Seufzer durch die Luft: So ist das.

Stephan Groetzner hat so etwas wie eine Selbstverständlichkeitsroman geschrieben, darin wird das komplizierte Leben der Helden auf einfache Sätze reduziert, gleichzeitig tut sich hinter diesen Sätzen eine wahre Wunderwelt von Mehrdeutigkeiten und Sinnprotuberanzen auf.

Haben schon ganze Sprichwörter einen unheimlichen Lebenssinn, so kippen Halbsprichwörter den Sinn oft in den Wahnsinn.

„Wer mit den Hunden schläft“ ist der Vorderteil eines Sprichwortes, bei dem üblicherweise das Aufwachen mit den Flöhen erfolgt. In Harald Danners Roman freilich wacht der Held mit einem Hund auf, dem er sein Leben erzählt, das in der Hauptsache aus unpassenden Sprichwörtern besteht.

Geheimcodes haben den Nachteil, dass sie Allgemeingut werden, sobald sie einen allgemein zugängigen Namen haben.

German writing ist natürlich ein Geheim-Code und was für einer. In der Titel gebenden Erzählung wird dem Ich-Erzähler von einer Illustrierten ein unwiderstehliches Angebot gemacht, er soll um ein Schweinegeld einen Essay über das Essen schreiben.

Manchmal ist Literatur einfach ein Spiel, das nach vorgegebenen Regeln ausgeführt wird.

In düsterer Zeit, nämlich im Tirol von 1704, sind Johann und Elisabeth in der Episode „Die Ankunft“ aufgebrochen und kommen eine Trilogie lang nicht mehr zur Ruhe. Jetzt im zweiten Teil geht das Desaster unter dem scharfen Auge Gottes weiter und nennt sich Inferno.

Gedichte können poetische Stationen sein, die sich hintereinander gereiht als besondere Reise durch eine eigentümliche  Landschaft auftun.

Miachael E. Sallinger hat die Gedichtform gewählt, um das Besondere hinter dem Brenner zu beschreiben. Dabei nimmt er ähnlich einer klassischen italienischen Reise einen kalten nördlichen Standpunkt ein, von dem aus der Süden hell und warm, fröhlich und prägnant beschrieben wird. In den Genuss dieser Poesie kommt in diesem Fall Südtirol, prägnant zusammengefasst mit den Wörtern „Hain, Traube und Nacht“.

Lassen sich Ungeheuerlichkeiten als Poesie besingen? Kann eine Geschichte stumm erzählt werden? Haben kontinentale politische Verschiebungen in einer einzigen Seele Platz?

Maria Matios Roman von der „süßen Darina“ spielt in der entlegenen Bukowina, die einst in der Habsburgermonarchie noch vergeblich auf Anweisungen aus Wien wartete, als die Monarchie schon längst zerfallen war. Diese Gegend wird oft als sanft und süß bezeichnet, aber es bedeutet auch eigenwillig. So wird auch Darina, wegen ihrer Eigentümlichkeit und ihrem abgeschotteten Wesen als die Süße bezeichnet.