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Der Legende nach soll ein Erzengel dem Adam die Zukunft der Welt erklärt haben, während Eva geschlafen hat. Dieser seltsame Zustand, dass man die wichtigsten Botschaften verschlafen muss, um sie in der Realität zu erleben, ist vielleicht auch auf ein ganzes Land anwendbar.

In Francesca Melandris Roman suchen zwei Frauen und ein Land ihren Vater oder ihr Vaterland. Das Bemerkenswerte für deutschsprachige Nord-Leser liegt darin, dass in italienischer Sprache aus italienischer Sicht die Geschichte Südtirols erzählt wird, wie sie letztlich auf die kleinen Leute durchgeschlagen hat.

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Gegen das ewige Abenteuer der Liebe ist jede Expedition nur ein kleines Blatt im Dschungel der Gefühle.

In Peter Steiners Roman vom Sturz auf das Dach der Welt gibt es beides, bei einer Expedition stürzt der Ich-Erzähler an Bord eines Helikopters ab, und der Sturz ist so gewaltig, dass nach einem knappen Vierteljahrhundert eine große Liebe daraus hervor wuchert.

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In einer Crimestory werden die Vorzüge des Kriminalromans verdickt auf einen klar abgesteckten Fall. Das Set ist überschaubar wie in einem Kammerstück, die Personen haben einen identitätsstiftenden Tick und die Aufgabe, ihr eigenes Schicksal auszuhalten und über die Runden zu bringen.

Martin Kolozs hat mit Jason Crane eine Figur geschaffen, die einerseits kantige Elemente eines literarisch zurecht geschliffenen Helden aufweist, andererseits mit dem Untersetzer der Trivialität des Lebens ausgestattet ist.

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Jedes Land ist gewollt oder ungewollt Spezialist für eine identitätsstiftende Besonderheit. Österreich ist in der Weltlage zuständig für die Bürokratie, weshalb seit Kaisers Zeiten die besten Beiträge der österreichischen Literatur in Form des Bürokratie-Romans gelingen.

Ludwig Lahers Verfahren ist ein Bürokratie-Roman im besten Sinne, ausweglos grotesk, und in seiner schlimmen Zustandsbeschreibung sogar unterhaltsam.

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Wie Popstars erscheinen uns Lesern die Autoren, wir haben klare Vorstellungen und aufgekratzte Bilder von ihnen und lesen oft deshalb einen Text, weil wir sie Fan-mäßig lieben.

Nun haben sich Selma Mahlknecht und Herbert Rosendorfer für einen Roman zusammengetan, wohl auch um die Leser zur Frage zu provozieren, was stammt von wem? Dabei ist diese Verbindung eines erfahrenen Autors mit einer bereits als Individuum etablierten Autorin das Thema des Romans.

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Alle Leser träumen ja insgeheim, dass ein Buch nicht nur sie selbst sondern die ganze Welt verändert. Cory Doctorows Widerstandsroman ?Little brother ist so ein weltbewegendes Buch.

Cory Doctorow, erfahrener Web-Aktivist, beschreibt in seinem Roman nicht nur ein außer Rand und Band geratenes Staatsgefüge, er stellt auch konkrete Maßnahmen vor, wie sich das Individuum gegen einen mächtigen Staat wehren kann. So ist auch der Titel zu verstehen, dem Großen Bruder aus Orwells 1984 gilt es viele kleine Brüder entgegenzusetzen.

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Dunkel, fleckig, verschachtelt - das sind die ersten Eindrücke, die der Krimi-Comic auf den Leser zurückspiegelt. Und in dieser visuellen Komposition scheint schon das Motto verarbeitet zu sein, "die Dunkelhäutigen sind Massenware und werden von der Gesellschaft immer an den Rand gespült".

Zumindest behaupten das die beiden Protagonisten, die gleich auf der ersten Seite mit einem kleinen Überfall die Aufmerksamkeit beim Leser erwecken.

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Bevor üblicherweise Polizei, Rettung und Leichenbeschauer zum Tatort eilen, gibt es meist noch heftige Dispute auf emotionalstem Niveau oder überhaupt einen inneren Monolog des Irrsinns.

Wahnsinnsgespräche sind oft nahe am Small-Talk oder Familientratsch angesiedelt. Noch ist nicht geklärt, ob diese Gespräche bloß Vorboten für den Amok sind oder ob der gediegene Amok nicht durch diese Gespräche ausgelöst wird.

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Bei einem Weltroman ist schon nach dem ersten Satz klar, dass es hier um Leben und Tod geht. Durst ist so ein Weltroman, der eine Epoche beschreibt und gleichzeitig die Kraft des Erzählens neu verteilt.

"Es passte einfach nicht der ganze Wodka in den Kühlschrank." (9) Schon mit dem ersten Satz macht Andrej Gelassimow klar, dass seine Helden nicht mit der gewöhnlichen Welt zurechtkommen. Und tatsächlich hat Kostja, ein Veteran des Tschetschenien-Krieges, ein weggesprengtes Gesicht und sieht so furchterregend aus, dass er nur noch als Kinderschreck für Kinder, die nicht zu Bett gehen wollen, eingesetzt werden kann.

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Bei einem Tiroler Heimatroman ist unter Rückgrat meistens der Grat am Rücken eines Berggipfels gemeint und nicht so sehr das Rückgrat im moralischen Sinn.

Christine Hackl-Neuner lässt ihren historischen Roman so um 1797 spielen, als die Napoleonischen Truppen erstmals Lust auf Tirol bekommen haben. Um das letztlich sehr zeitlose Heimatgeschehen im Roman halbwegs zuordnen zu können, ist für den Leser zu Beginn eine historische Schautafel für die Jahre 1794-1797 angebracht.