Buch-Cover"Mein Innenleben wird immer summender, und ich muss das 'kategorische Kusch' immer neu verschärfen. Und das 'kategorische Kusch', das ich ihm an Konvenienz vor der Realität des Alltags öfter zurufen muss, bringt das Gegenteil von Dämpfung hervor. (267)

Manche Sätze winken schon von weitem ganz verrückt einem Leser zu und werden auch bei literarischem Gegenwind sofort als Herzmanovsky-Orlando erkannt, diese Sätze nämlich würgen voller Vielfalt den Leser, ehe dieser röchelnd zugibt, den Sinn verstanden zu haben.

Buch-CoverGeiger - was für eine präzise Beschreibung für ein Lebensgefühl. "Geiger kann niemand ohne musikalische Berührung werden." (307)

Otto Licha erzählt von Vater David und Sohn Simon Lehar, die sich jeweils auf ihre Art durchs Leben geigen. David lebt in Innsbruck ein relativ unscheinbares Leben, seine musikalischen Fähigkeiten sind hervorragend, aber zum kompletten Genie reicht es nach Auskunft seiner Mit-Musikanten nicht. Aber seine Geige gilt als genial.

Buch-CoverTausende Augen von posierenden Frauengesichtern schauen uns in einem Museum an, wir Besucher freilich haben oft nur den Blick für das Schild, auf dem der Namen des Malers steht.

Peter Patzak führt uns einen Akt-Reigen vor, in welchem die Frauen als Modelle die Hauptrolle spielen. Aus flüchtigen Bemerkungen der malenden Helden und aus Nuancen zwischen den Zeilen der heroischen Künstlerbiographien hat der Autor die schweigenden Schicksale zum Klingen gebracht.

Buch-CoverGerade wenn das Leben gelungen dahin flutscht, nimmt es oft einen geradezu atemberaubenden Lauf.

Walter Wippersberg erzählt von diesem Hüftknick, der einen so mitten im Saft stehend erwischen kann. Irgendwie hat alles mit der Stadt Steyr zu tun, hier wuchs der Ich-Erzähler auf, hier wurden seine Routen für die Zukunft angelegt, hier kam es zu ersten literarischen Aktionen.

Buch-CoverEs gibt wundersame Berufe, die sind so einmalig, dass sie nicht einmal zur Verkleidung im Fasching taugen. Der Dirigent ist so ein exotisches Berufstier, das jeder Mensch als fleischgewordenen Taktstock im Frack kennt.

Dietfried Bernet erzählt frisch von der Leber weg, was es mit der Dirigiererei so auf sich hat. Natürlich braucht es für diesen Beruf Begabung, vor allem aber Hingabe und glühendes Interesse.

Buch-CoverVielleicht ist unser Leben ein spärlich befahrener Schienenstrang, holperig verlegt durch krummes Gelände, überwuchert von den Schlingpflanzen der Saison und ausgesetzt den hemmungslosen Verwitterungen.

Franz Weinzettl nennt seinen Lebensentwurf Abseits, auf den Gleisen. Eine Bahntrasse führt durch entlegenes Gelände und ein Beobachter bewegt sich leise auf den Schienen, während sein Blick ständig abschweift in die unmittelbare Umgebung.

Buch-CoverIm Märchen gehen manchmal Menschen für die sichtbare Welt verloren und finden sich dann in einem unter- oder überirdischen Feenreich wieder, entrückt von der Welt aber durchaus mit Gewinn in einem neuen Zustand aufbereitet.

Claudia Bitter schickt in ihren zwölf Erzählungen ihre Heldinnen und Helden scheinbar in die Verlustzone, aber die Figuren schlagen sich meist tapfer und erleben auf ihre eigene Weise etwas wie seltsames Glück.

Buch-CoverUnter Morgenbetrachtung stellt man sich landläufig ein paar besinnliche Sätze vor, die philosophisch einwandfrei vorgetragen ein Tagespublikum beim Aufstehen erheitern sollen.

Im "Projekt Morgenbetrachtung" von Erika Kronabitter hingegen müssen die frisch aufgestandenen Personen sich selbst im Spiegel aushalten und unter diesem erstarrten Gefühl verweilen, bis sich die ersten Gedanken zum frischen Tag einstellen.

Buch-CoverManchmal ist ein Buch so verdammt gut, dass es dich als Leser vor Staunen während der Lektüre aus den Hüften haut.

Christine Werners Novelle berichtet von kaputten Figuren, die dazu verdammt sind, Ehen einzugehen und aufzulösen. Dass sich diese Wahnsinnsstory als Novelle ausgibt, ist bereits der erste erzählerische Schachzug, denn es gibt zwar eine große Neuigkeit zu berichten, diese aber stammt aus der Hölle der Beziehungen.

Buch-CoverWas der Herr Karl sagt, ist Österreich, und Österreich ist folglich Karl. Spätestens seit Helmut Qualtingers grandiosem Monolog "Der Herr Karl" aus dem Jahre 1961 lässt sich Österreich auf die Kurzformel Karl bringen.

Elias Schneitter nennt seine drei Erzählungen über wahnsinnige Österreicher schlicht Karl, denn obwohl die großen Adeligen oft Karl geheißen haben, ist dies der Name des kleinen Mannes, der durchaus zwischendurch etwas trinkt und dadurch allerhand von der Welt mitbekommt nach dem Motto: "Mir macht keiner mehr was vor."