Buch-CoverManchmal entsteht sogar in der Arbeitswelt der Hauch von Verzückung und Geheimnis. Zumindest für den Leser gibt es nichts Schöneres, als durch das längst ausgestorbene Buchstabenreich einer alten Druckerei zu wandern.

Bei Katja Lange-Müller freilich ist für die Ich-Erzählerin die Druckerei ein ärgerlicher Höhepunkt einer miesen Arbeitswelt. Quasi als Not-Job heuert die Erzählerin in einer Klein-Druckerei an und ist sofort von seltsamen Kollegen umgeben.

Buch-CoverJede Gesellschaft besteht aus Untergesellschaften, die nach eigenen Spielregeln handeln und in sich abgeschottet sind. Man denke nur an die Kaste der Politiker, Adeligen oder Universitätsprofessoren, die vor allem eines im Auge haben:

Niemand, der nicht die Initiationsriten dieser Subgesellschaft absolviert hat, darf in diesen kompakten Kleinwelten auftreten.

Buch-CoverVielleicht ist die Poesie das Rauschen zwischen den Begriffen, von denen unerwartete Botschaften ins Zeileninnere ausgesendet werden. Vielleicht ist der Wahnsinn eine Abschweifung der Poesie, wenn Begriffe aus den Zeilen fallen.

Das poetische Ich steht in Peter Enzingers Prosagedicht jedenfalls gehörig unter Phantasie-Strom. Von der Dichtung gezeichnet, knapp am Absinth-Delirium, von der Sinnsuche entstellt kämpft sich das Ich durch die eigene Dichtung.

Buch-CoverZu einer Zeit, als es noch kein Big Brother im Fernsehen gab, waren Hungerkünstler zur Unterhaltung am Werk, indem sie ihre Hungerei öffentlich zur Schau stellten. Franz Kafka hat in seiner gleichnamigen Erzählung so einen Hungerkünstler als ironisches Lichtbild eines idealen Künstlers entworfen, der Künstler wird darin einfach im Käfig vergessen und stirbt.

Bei Georg Elterlein tritt der Hungerkünstler als modernen Held voller Psychosen auf.

Buch-CoverEine Liebesgeschichte, die mit Ludwig Wittgenstein loslegt, kann das gut gehen? - Und wie, denn das Verhältnis zwischen Klarheit und Unklarheit lässt sich kaum besser ausdrücken als mit dem Bild Ludwig Wittgensteins, wonach jeder einen anderen Käfer in seiner Schachtel sieht.

Isabella Breier unterlegt den Kosmos von Nähe und Ferne, Liebe und Coolness, Nähe und Distanz mit einem minimalen Plot.

Buch-CoverWirf den Schaffner aus dem Zug! - Mit diesem fulminanten Buch-Titel hat Dietmar Füssel vor gut zwanzig Jahren seine Schriftstellerkarriere begonnen. Seither ist er seinem Konzept einer grotesken Darstellung der Welt treu geblieben.

Beim aktuellen Buch Gelsomina handelt es sich um ein Abenteuerbuch für junge Leser und abgeklärte Erwachsene. Ganz im Sinne der Streiche von Max und Moriz geht es hier um Stiche nach dem Motto. "Dieses war der erste Stich, Nummer zwei folgt sicherlich!"

Buch-CoverWenn es ein Weltall gibt, das der Welt entspricht, muss es auch ein Birnall geben, das dem Birnbaumer entspricht.

Die Hauptfigur dieses witzigen All-Textes ist Birnbaumer, der kräftig von Paolo unterstützt wird, der aber immer wieder seinen Namen ändert.

Buch-CoverGanz selten verströmt ein Roman eine solch plastische Wahrheit, dass man als Leser mit beiden Händen zupackt und den Text nie mehr im Leben aus der Hand geben will. Winfried Gindls Kompakt-Text über einen Herrenabend aus dem Jahr 1981 ist so ein Roman.

Das Gerüst ist denkbar einfach. Der Student Peter aus Kärnten geht mit den Brüdern Said und Masoud in Wien auf Zechtour, bald einmal stößt auch noch deren Cousin Basim dazu, der am AKH als Chirurg arbeitet.

Buch-CoverMit der Geographie Unvertraute hören immer "Landser See" und vermuten schon die größte politische Unkorrektheit, wenn die Innsbrucker über das geliebte Badewasser sprechen. In Wirklichkeit aber ist der Lanser See ein kleiner Badesee südlich von Innsbruck, dem vermutlich beim Bau des Brenner-Basistunnels das Wasser abgegraben wird.

Elmar Drexel, der Meister der subtilen Erinnerung, erzählt von der verdampfenden Kindheit im Sommer, wenn er seinen Protagonisten zum Lanser See schickt. Für jeden Menschen gibt es jenen geheimnisvollen Ort, wo er die Kindheit abstreift und mit einem wagemutigen Sprung in die Pubertät hüpft.

Buch-CoverKlassische Stücke fordern oft geradezu eine zeitgemäße Fortsetzung heraus, man denke nur an die vielen Faust Drei oder an die Godots, die fallweise erscheinen oder sich unverblümt verleugnen lassen.

Herbert Rosendorfer setzt mit seinem Stück Schillers "Räubern" eines drauf und nennt das humorvolle Trauerspiel "Dem Mann kann geholfen werden".