Buch-CoverWas der Herr Karl sagt, ist Österreich, und Österreich ist folglich Karl. Spätestens seit Helmut Qualtingers grandiosem Monolog "Der Herr Karl" aus dem Jahre 1961 lässt sich Österreich auf die Kurzformel Karl bringen.

Elias Schneitter nennt seine drei Erzählungen über wahnsinnige Österreicher schlicht Karl, denn obwohl die großen Adeligen oft Karl geheißen haben, ist dies der Name des kleinen Mannes, der durchaus zwischendurch etwas trinkt und dadurch allerhand von der Welt mitbekommt nach dem Motto: "Mir macht keiner mehr was vor."

Buch-CoverWenn jene Generation, welche üblicherweise nicht in der Stadtregierung vertreten ist, über die Heimatstadt literarisch zu flunkern beginnt, dann fliegen die Funken. So auch im wunderschönen Kompliment-Buch glänzendes Graz.

In einer Fußnote gibt es den Hinweis, dass "engl. gay auf deutsch glänzend, bunt oder homosexuell" heißen kann. (29) Diese Annotation zeigt in Kurzform, wie Graz im Lichte junger Autorinnen und Autoren glänzt.

Buch-CoverHilf dir selbst, sonst hilft dir Gott. So in etwa könnte die Grundbotschaft jener beiden Erzählungen lauten, die den Ich-Erzähler an jene Grenze gebracht haben, hinter welcher entweder das Jenseits oder die irdische Verstümmelung warten.

Reinhard Kocznar steckt teils autobiographische Erlebnisse einem Ich-Erzähler in den Holster, und die Erzählungen sind durchaus scharf geladen.

Buch-CoverEs war im November 2006. - Während die Leser bereits eine Gänsehaut aufstellen, wie sie es für jene Krimis gelernt haben, welche mit einer furchtbar detaillierten Zeitangabe beginnen, ist Entspannung angesagt. Die Autorin hat an diesem markant-gewöhnlichen Datum nämlich einfach bloß beschlossen, ein Buch über ihre Tätigkeit am Brenner zu schreiben.

Der Brenner ist natürlich nicht irgendwer, Wasserscheide, politische Grenze und Ausgangspunkt für so manches literarische Abenteuer ist der Brenner jahrzehntelang der Innbegriff eines Trödlermarktes gewesen.

Buch-CoverToll, die Tiroler, ein kleiner Fetzen des Beobachters, und schon ist daraus ein Troll geworden. Feine Wochenend-Leute, wenn sie sich über den Samstags-Misthaufen lustig machen, geraten oft selbst in eine Situation, worin sich der Rezipient die Nase zuhält.

Das ist das Problem von Hellmut von Cube, er betritt Südtirol mit der Aura eines Besserwissers und erlebt nur Gagga. Darin gleicht er dem südtiroler Nachwortschreiber Herbert Rosendorfer, der ja seit seinem richterlichen Aufenthalt in der Wagnerstadt Bayreuth weiß, wie Provinz, Südtirol und Moral für die Nachwelt im Bozner Ambiente zu verankern sind.

Buch-CoverIn heftigen Erzählungen tobt manchmal das Ich gegen seine eigenen Erzähl-Wände.

In Michael Amerstorfers Erzählung Besuch ist das erzählende Ich in einer psychiatrischen Klink eingefangen, die Kommunikation ist restlos gestört und der Insasse der Erzählung schlägt gegen seine eigenen Gesprächsteile wie gegen eine Gummiwand.

Buch-CoverMit dem Mutterglück ist es so eine Sache, knapp am Kitsch angesiedelt zieht dieser Begriff seine Heldinnen oft gnadenlos in die Tiefe, sobald sich diese auf das Mutterglück berufen.

Als gevifte Erzählerin schickt Karin Ivancsics ihre Protagonistinnen jeweils in eine Grenzsituation, dabei ist vielleicht der Status der Mutter insgesamt eine Grenzsituation.

Buch-CoverGrandhotels sind markante Versammlungsorte von Schicksalen, Lebensläufen und Lebensentwürfen. Oft überdauern diese edlen Einrichtungen die Jahrhunderte und spreizen sich mächtig gegen den jeweiligen Zeitgeist.

In ihren Zimmern und Gängen versickert zwischendurch die Zeitgeschichte und tritt manchmal einem Gast entgegen, wenn dieser hellwach Aufenthalt nimmt.

Buch-CoverObwohl der Stoff eigentlich aus der Pigment-Biologie stammt, ist er wie geschaffen für die Literatur. Luciferin, das wie ein Putzmittel oder ein weiblicher Teufel klingt, ist ein seltsamer Leuchtstoff, halb Verwesung, halb Erotik.

Angelika Rainer schickt eine verrückt sensible Zwergin in die Welt hinaus, damit sie aus verschiedensten Wahrnehmungen Licht in die Dunkelheit pumpt.

Buch-CoverWie lassen sich so lebenswichtige Dinge wie ein Hut, das Wasser und die Liebe unter einen Hut bringen? Funktioniert es vielleicht so nach dem Spiel "Schere, Stein Papier"?

In der Erzählung von Magdalena Kauz kommen die Dinge des Lebens sehr vorsichtig frei gekratzt zum Vorschein. Oft wird etwas nur angedeutet, ab und zu sieht man nur einen Ausschnitt, manchmal gibt es keinen zweiten Satz, wenn der erste schon üppig genug ist.