Emanuel Heger, Verzwicktes und Verzwacktes
Bei Auftritten jeglicher Art entscheidet sich innerhalb von Sekunden, ob der Abend gelingen wird oder nicht. Auch in der Lyrik zeigt sich oft schon am ersten Gedicht eines Bandes, ob es was wird oder nicht.
Emanuel Heger, ein alter Haudegen für Performances und Auftritte, stellt seinem Band über Verzwicktes und Verzwacktes gleich ein wunderbares Liebesgedicht voran, damit klar ist, hinter diesen vertrackten Kleinigkeiten des Alltags steckt eine große Seele.
Die späte Liebe hält sich bis zum Winter, / der Aster gleich vergeht sie dann im Schnee. / Doch achtet sie in keinem Falle minder, / denn schläft sie ein, tut es wie einstens weh. (7)
Emanuel Heger macht mit den Motiven seiner Texte keinen Hehl daraus, dass es sich um einen Kosmos der späteren Erfahrungen handelt. Das Verzwickte kann dabei recht handgreiflich werden, wenn der Körper an allen Ecken und Enden defekt wird und ein Großteil des Alltags darin besteht, halbwegs über die Runden zu kommen, ohne vollends hingestreckt zu sein.
So gibt es jede Menge gereimte Humoresken über Kuraufenthalte, Arztbesuche und Diätversuche. Letztlich schmunzelt das lyrische Ich in diesen Texten und schwingt elegant ab mit jugendlichem Ungestüm:
Willst du ein kleines Glück dir schaffen / so lass die Angebetete nie schlafen. (43)
In den Prosastücken geht es meist um seltsame Begebenheiten, welche die Beteiligten vollends aus dem Geschirr bringen. So wird heftigst gestritten, ob ein schwarzer Soldat um 1955 in Innsbruck nicht doch ein Amerikaner gewesen sein kann. Alle behaupten, es könne sich nur um einen Franzosen gehandelt haben, der Erzähler freilich weist mit Hilfe des Stadtarchivs nach, dass es sich tatsächlich um einen Amerikaner gehandelt hat. (72)
Wer kennt nicht diese heftigen Diskussionen, bei denen es scheinbar ums Ganze geht, ehe dann wieder Versöhnung und Getränk die Kontrahenten zusammenbringen.
In den sogenannten Tiergeschichten wiederum tut sich ein Papagei hervor, der Stasi heißt. In diesem Fall spitzelt Stasi nicht lange herum sondern plaudert gleich alles aus.
Andreas Böhm zeichnet, während Emanuel Heger erzählt, unermüdlich seine Vignetten, für Zweifler gibt er dabei die Ausmaße des Originals an, damit klar ist, dass es sich doch um große Darstellungen handelt.
Gegen Schluss taucht ein wunderbares Kleinod auf: "ich spür noch was. (118)." Ganz leise geht dieses Buch zu Ende.
Emanuel Heger, Verzwicktes und Verzwacktes. Gedichte und Kurzgeschichten. Heitere und ernste Betrachtungen. Gereimt und in Prosa. Mit Illustrationen von Andreas Böhm.
Mutters/Kreith: Edition Spitzmandl 2009. 202 Seiten. EUR 14,90. ISBN 978-3-9502671-1-2.