Hertha Kratzer, Keltische Sagen

Die keltische Sagenwelt spricht aus einer fernen Vergangenheit zu uns, aus einer Zeit in der Feen und Zauberer noch eine Welt besuchten, die uns manchmal merkwürdig vertraut erscheint.

Im deutschen Sprachraum sind vor allem die Sagen rund um den Zauberer Merlin und den berühmten König Artus bekannt, was vor allem an den zahlreichen Romanen und Verfilmungen rund um die beiden großen Sagengestalten der keltischen Mythologie liegt.

Auch wenn uns die Kelten keine schriftlichen Aufzeichnungen hinterlassen haben, sind ihre Spuren immer noch sehen. So ist das Fest Halloween, das am 31. Oktober auch in unseren Breiten zunehmenden Anklang finden, auf das keltische Fest Samhaim zurück zu führen (178), mit dem die Kelten das Ende des Jahres feierten. Aber auch zahlreiche Namen keltischen Ursprungs begegnen uns auch heute noch wie z.B. die Flussnamen Inn, Enns,  und Ybbs sowie die Städtenamen Bregenz, Linz und Tauern.

Zu den bekannteren Geschichten der Sammlung zählen die Sagen rund um den Zauberer Merlin, König Artus und den Ritter Lancelot sowie die tragische Liebesgeschichte von Tristan und Isolde und die Auseinandersetzung König Lears mit seinen Töchtern. Daneben finden wir in Keltische Sagen aber auch zahlreiche weniger bekannte Geschichten aus dem irischen, und englischen Raum sowie aus dem Gebiet der Bretagne, die dennoch nichts an Spannung vermissen lassen.

Wir erleben den berühmten irischen Helden Cuchulainn, der sich in die schöne Side Fann verliebt oder den gewaltigen Krieger Finn, den Anführer der stolzen Krieger Irlands. Die keltischen Sagen sind voll von blutigen Kämpfen und Auseinandersetzungen zwischen Königen und Helden. Sie voll von Täuschung und Verrat sowie Betrug, Liebe und Sehnsucht, sie tragen aber auch eine tiefe Weisheit in sich, die zeitlos erscheint.

Die Druiden reichten ihm [Cuchulainn, Anm.] einen Krug, der mit Wasser des Vergessens gefüllt war. Als er davon getrunken hatte, wusste er nichts mehr von der Anderswelt und seinem Abenteuer mit der schönen Side [...] und alles, was die Ehegatten entzweit hatte, ruhte am Grunde des Stroms der Zeit, der ein Strom des Vergessens ist. (40)

Hertha Kratzer hat mit ihrer Sammlung an keltischen Sagen den gelungenen Versuch unternommen, die wichtigsten und schönsten Sagen der keltischen Kultur einem jugendlichen Publikum vorzustellen. Die Geschichten werden weder beschönigt noch geglättet, und trotzdem wirken die Grausamkeiten so mancher Erzählung niemals abstoßend.

Hertha Kratzers Keltischen Sagen sind eine überaus empfehlenswerte Sammlung von Erzählungen aus dem keltischen Kulturbereich, die den Leserinnen und Lesern auch heute noch unter die Haut gehen und faszinieren. Hertha Kratzer gelingt es, die mythische Welt Irland, Englands und der Bretagne in einer schönen und einfachen Sprache für Jung und Alt wieder zum Leben zu erwecken. Ein Buch, das in keiner Bibliothek fehlen sollte.

Hertha Kratzer, Keltische Sagen. Ab 12 Jahren
Wien: Ueberreuter-Verlag 2010, 144 Seiten, 26,50 EUR, ISBN 978-3-8000-5525-8
 

Weiterführende Links:
Ueberreuter-Verlag: Hertha Kratzer, Keltische Sagen
Wikipedia: Hertha Kratzer

Andreas Markt-Huter, 14-04-2010