Kenneth Oppel, Sternenjäger

Während die Suffragetten in England für politische Mitbestimmung demonstrieren, werden anderswo insgeheim die letzten Vorbereitungen für den ersten bemannten Flug in den Weltraum getroffen.

Kenneth Oppel zeichnet in seinem Roman Sternenjäger eine Welt, in der Fantasy, Science-Fiction und Historisches den außergewöhnlichen Hintergrund für eine Liebesgeschichte im Weltraum bilden.

Matt Cruse besucht die Luftschiffakademie und muss sich sein Studium im Sommer als Kapitän eines Lastluftschiffes hart verdienen. Dazu nimmt er in Paris am Bau des größten Bauprojektes der Menschheit teil, einem Turm der mehr als sechzig Meilen in den Himmel ragen soll. Gleich zu Beginn der Geschichte muss Matt einen lebensgefährlichen Anschlag von Terroristen verhindern, die den Bau des Turmes sabotieren wollen.

Im Gegensatz zu Matt kommt seine Freundin Kate de Vries aus einem sehr reichen Haus, studiert in Paris an der Sorbonne und konnte sich als ambitionierte Spezialistin für Flora und Fauna bereits einen Namen machen. Unbeobachtet von Kates Eltern genießen die beiden ihre gemeinsame Zeit in Paris, bis sie nach einem missglückten Vortrag über ein unbekanntes Luftwesen auf den kanadischen Luftschiffmagnaten Mr Otto Lunardi treffen, der den beiden das Angebot macht, an seinem geheimen Weltraumprojekt teil zu nehmen.

Kates Eltern laden Matt und seine Familie zu einer Gartenparty ein, wo die sozialen Unterschiede zwischen Matt und Kate besonders deutlich zum Vorschein kommen. Von Eifersucht gepackt wird Matt als er die Bekanntschaft von James Sanderson macht, dem Erben eines rießigen Vermögens, der für Kate als zukünftiger Ehemann ausgewählt worden ist.

Während der folgenden Vorbereitungen auf die bevorstehende Weltraumfahrt versuchen die beiden ihre Freundschaft zu verbergen

Matt gelingt es zunächst nicht unter den drei besten Kandidaten für den Weltraumflug zu sein. Mit angeschlagenem Selbstwertgefühl, da er nur als Ersatzkandidat zum Zug kommt, muss er schließlich auch noch erfahren, dass sich Kate mit James Sanderson verlobt hat.

An ihrem Finger steckte ein Verlobungsring. "Was hast du getan?", flüsterte ich. Sie schluckte und das Schuldbewusstsein in ihren Augen wurde von einem Aufflammen von Trotz verdrängt. "Das", sagte sie, "ist meine Fahrkarte in den Weltraum." (220)

Besonders interessant ist das Raumschiff Starclimber, das über ein Kabel von der Erde aus mit elektrischer Energie versorgt wird und wie ein Aufzug funktioniert.

"Ich habe gedacht, ich wäre hier um zu fliegen", sagte Sheperd mit offensichtlicher Verachtung. "Das ist kein Schiff, das ist ein Aufzug." (251)

Schließlich im Weltraum angekommen stoßen sie auf ziemlich bizarre außerirdische Lebensformen, die ihre Rückkehr auf die Erde in Frage stellen.

Sternenjäger ist ein Weltraumroman ganz im Stile Jules Vernes und auch die Handlung der Abenteuer-Geschichte wird in die Vergangenheit gelegt, genauer gesagt in das beginnende 20. Jahrhundert, als in England und Amerika Suffragetten für ihr Wahlrecht auf die Straße gingen. Kenneth Oppel legt in seiner Fantasyerzählung den Hauptaugenmerk auf die Liebesgeschichte zwischen den beiden, aus ganz unterschiedlichen sozialen Verhältnissen kommenden, jugendlichen Helden.

Während die einzelnen Charaktere mit viel Einfühlungsvermögen und der nötigen Portion Humor gezeichnet werden, ist die Darstellung der historischen Umwelt des beginnenden 20. Jahrhunderts mit Fantasy- und Science-Fiction-Elementen ein wenig matt und unglaubwürdig geraten. Während Suffragetten für ihre Rechte demonstrieren, soll in Paris ein Gebäude von mehr als 60 Meilen Höhe errichtet werden und ein Weltraumflug stattfinden.

Insgesamt ist Sternenjäger aber ein durchaus lesenswerter Science-Fiction- / Fantasy-Roman und kann allen jungen Leserinnen und Lesern empfohlen werden, die eine Liebesgeschichte mit unterhaltsamen Wortgefechten zu schätzen wissen.

Kenneth Oppel, Sternenjäger. Übers. Gerold Anrich und Martina Instinsky-Anrich, ab 11 Jahren
Landsberg: Verlag Beltz & Gelberg 2010, 512 Seiten, 18,50 EUR, ISBN 978-3-407-81068-7
 

Weiterführende Links:
Verlag Beltz & Gelberg: Kenneth Oppel, Sternenjäger
Wikipedia: Kenneth Oppel

Andreas Markt-Huter, 10-05-2010