Thomas Thiemeyer, Der Palast des Poseidon

"Das Dampfschiff Kornelia stampfte und rollte durch die aufgewühlte See. Turmhohe Wellen schlugen gegen die Flanken und ließen den Schiffsrumpf dröhnen wie eine gusseiserne Glocke." (7)

Mit einem schrecklichen Sturm kurz vor Santorin wirft Thomas Thiemeyer die Leserinnen und Leser bereits in seinem Prolog mitten hinein in die Geschichte. Das Frachtschiff Kornelia ist bereits das dritte Schiff des griechischen Reeders Stavros Nikodemes, das innerhalb kurzer Zeit vor Santorin versinkt. Nur Kapitän Dimitrios Vogiatzis gelingt es, sein Leben zu retten. Kapitän und Reeder fahren nach Berlin, um sich verzweifelt an den exzentrischsten Forscher Carl Friedrich Donhauser, genannt Humboldt, zu wenden. Neugierig gemacht, nimmt der Abenteurer den Auftrag an, die Schiffskatastrophe zu klären.

Begleitet wird Carl Friedrich Humbold von seinem Team, das ihn bereits auf seiner Abenteuerreise nach Peru, zu lesen im ersten Band der Chroniken "Die Stadt der Regenfresser", begleitet hat. Mit dabei sind wieder Oskar, der Berliner Straßenjunge und Gelegenheitsdieb, mit einer Vorliebe für Abenteuerromane, Eliza, Humbolds Haushälterin und Zauberin aus Haiti, Charlotte, seine selbstbewusste Nichte und nicht zu vergessen das Kiwiweibchen Wilma.

Ihre Nachforschungen beginnen in Athen, wo sie nach kurzem Aufenthalt erste Hinweise finden, die sie nach Paris führen. Außerdem bemerkt Humbold, dass sie verfolgt werden. Ein Auftragskiller, der "Norweger" genannt wird, erhält von einem zunächst Unbekannten in Athen, den Auftrag die Abenteurer zu ermorden.

"Was kann ich für sie tun?" "Sie sollen jemanden für mich aus dem Weg räumen." "Um wen handelt es sich?" Der Alte schob einen Zeitungsausschnitt über den Tisch und tippte auf das Foto. "Sehen sie den Mann hier? Ich habe Grund zu der Annahme, dass er uns Schwierigkeiten machen könnte." (58)

Der Anschlag des Norwegers in Paris misslingt und so fühlt sich der Auftragskiller, dem noch nie ein Mordversuch missglückt ist, persönlich herausgefordert, seinen Auftrag unter allen Umständen durch zu führen. Er wird von nun an Humbold und seine Freunde überall hin verfolgen, um auf seine Gelegenheit zu warten.

In Le Havre suchen Humbold und seine Begleiter den Schiffsbauer Hippolyte Rimbault auf, wobei sie ganz nebenbei auch auf den Schriftsteller Jules Verne treffen, der bei Rimbault gerade ein Schiff in Auftrag gibt. In Begleitung des Schiffsbauers und seiner Tochter Océanne reisen die Abenteurer auf dem Forschungsschiff Calypso wieder zurück ins Mittelmeer, um mithilfe einer Bathysphäre, der ersten Tauchkugel der Welt, unter Wasser zu ergründen, was den Untergang der Schiffe verursacht haben könnte.

Humbold befindet sich gerade mit Oskar, Océanne und dem Schiffsbaumeister Rimbault auf Tauchgang in der Bathyspäre, als die Tauchkugel plötzlich im tiefer zu sinken beginnt. Mit Schrecken müssen sie mit ansehen, wie die Calypso, mit Eliza, Charlotte, Wilma und den Seeleuten an Bord, von einem Ungeheuer in die Meerestiefe gerissen wird.

Ganz im Stil Jules Vernes lässt Thomas Thiemeyer seine Helden fantastische Abenteuer erleben, die sie schließlich in eine Welt unter Wasser führen, die alle ihre Vorstellungskraft sprengt. Thiemeyer gelingt in seinem Abenteuerroman eine wohl dosierte Mischung aus historischen, technischen und fantastischen Elementen zu einer überaus spannend zu lesenden Geschichte verarbeiten. Mit viel Fantasy und Liebe für Detail lässt der Autor eine aufregende Welt vor den Augen der Leserinnen und Leser entstehen, die immer wieder durch seine einfallsreichen technischen Geräte und eine bizarre Umwelt verblüfft.

Thomas Thiermeyers Abenteuer- und Detektivroman dürfte nicht nur die jüngeren Leserinnen und Leser begeistern, sondern auch bei älteren Lesern für spannende Lesestunden sorgen.

Thomas Thiemeyer, Der Palast des Poseidon. Chroniken der Weltensucher, ab 12 Jahren
Bindlach: Loewe-Verlag 2010, 480 Seiten, 18,40 EUR, ISBN 978-3-7855-6576-6

Weiterführende Links:
Loewe-Verlag: Thomas Thiemeyer, Der Palast des Poseidon
Weltensucher Chroniken

Andreas Markt-Huter, 02-09-2010