Tiroler Kulturzeitschrift Der Brenner im Internet

Die Tiroler Kulturzeitschrift Der Brenner steht derzeit im Mittelpunkt einer Ausstellung, die derzeit im Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck zu sehen ist. Bereits seit November 2007 kann die Gesamtausgabe der Tiroler Kulturzeitschrift Der Brenner auf der Internet-Site Austrian Academic Corpus frei nachgelesen werden und lädt zu einer spannenden Reise durch die Tiroler Kulturgeschichte in der 1.Hälfte des 20. Jahrhunderts ein.

Die Zeitschrift Der Brenner, 1910 bis 1954 herausgegeben von Ludwig von Ficker, gilt bis heute als herausragendes Zeugnis der Kulturgeschichte Österreichs. Der Entwicklungsbogen dieser Zeitschrift reicht von der Kultur der Moderne (Karl Kraus, Ludwig Wittgenstein, Georg Trakl, Hermann Broch, Else Lasker-Schüler) bis hin zu einer prononciert katholischen Heilsbotschaft (Søren Kierkegaard, Theodor Haecker, Ferdinand Ebner, Ignaz Zangerle).


Ludwig von Ficker gründete 1910 die Kulturzeitschrift Der Brenner, förderte das Werk seines Freundes Georg Trakl und pflegte enge literarische Beziehungen zum Wiener Schriftsteller und Literaturkritiker Karl Kraus. Er starb 1967 in Innsbruck und ist am Friedhof in Mühlau begraben. Bild: Brenner-Archiv

 

Die Zeitschrift Der Brenner steht seit November 2007 sowohl als Original-Faksimile als auch als digitaler Text kostenlos im Internet zur Verfügung. Das gesamte Werk ist außerdem mit einer Volltextsuche versehen. Wichtig ist es zu beachten, dass alle die einen Zugang auf die Internet-Site erhalten wollen, sich zuvor kostenlos anmelden müssen. Den Zugangcode, um sich anzumelden und die Angebote der Internet-Site in Anspruch zu nehmen, erhalten Sie per e-mail zugesandt. Für alle, die mit der alten gotischen Schrift mehr oder weniger große Schwierigkeiten beim Lesen haben, besteht die Möglichkeit, sich den Text auch in lateinischer Schrift anzeigen zu lassen.

Die digitale Edition der Tiroler Kulturzeitschrift Der Brenner wurde vom AAC-Austrian Academy Corpus der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Brenner-Archiv der Universität Innsbruck entwickelt. Im Vorwort des Brenner-Online heißt es:

Der Brenner, die vom österreichischen Schriftsteller und Verleger Ludwig Ficker herausgegebene Kulturzeitschrift, ist von 1910 bis 1954 mit zeithistorisch bedingten Unterbrechungen in Innsbruck erschienen. [...]

Die digitale Brenner-Edition liefert den gesamten Text der 104 Brenner-Hefte sowie alle Seiten als Faksimiles. Ein innovatives Navigationsmodul wurde implementiert, mit dessen Hilfe nicht nur von Seite zu Seite, von Heft zu Heft oder von Jahrgang zu Jahrgang navigiert werden kann, sondern auch zu im jeweiligen Zusammenhang relevanten Textpassagen.
Quelle: Paratexts - Der Brenner-Online

Die Textausgaben des Brenner-Online lassen sich problemlos in lateinischer oder als Faksimile in gotischer Schrift anzeigen.

 

Die Tiroler Kulturzeitschrift Der Brenner erschien zwischen 1910 - 1954 in insgesamt 104 Ausgaben. Als Vorbild für die Zeitschrift diente Herausgeber Ludwig von Ficker Die Fackel von Karl Kraus, mit dem ihn auch eine Zusammenarbeit und Freundschaft verband. Wurden zu Beginn fast ausschließlich die Texte Tiroler Autoren veröffentlicht, erschienen schon bald Beiträge aus dem gesamten deutschen Sprachraum in der Zeitschrift. Neben Tiroler Autoren wie Carl Dallago, Karl Röck, Max von Esterle, Ludwig Seifert, Arthur von Wallpach und Hugo Neugebauer fanden sich auch Schriftsteller aus ganz Österreich, darunter vor allem Georg Trakl , Rainer Maria Rilke, Ferdinand Ebner oder aus Deutschland wie z.B. die Schriftsteller Theodor Haecker, Ludwig Erik Tesar und die bekannte jüdische Schriftstellerin Else Laske-Schüler.

Die im Brenner veröffentlichten Texte umfassen ein breites Spektrum das von Aufsätzen, über Erzählungen, Lyrik bis hin zu religiösen Traktaten reicht. Rudolf Kurtz schrieb 1910, im 4. Heft des Brenner z.B. einen offenen Brief an den Schriftsteller Karl May, dem er seine Bewunderung für seine Abenteuerromane ausdrückt. Der berühmte österreichischer Architekt und Architekturtheoretiker Adolf Loos veröffentlichte 1913 seine Regeln für den, der in den Bergen baut (Heft 1, 1913, Seite 40). Im Brenner wurden aber auch internationale Texte veröffentlicht, wie ein Aufsatz August Strindbergs Ueber die Materie als lebendes Wesen (Heft 2, 1913, Seite 82), das Gedicht Die Nacht des indischen Literatur-Nobelpreisträgers Rabindranath Tagore, die Schrift Selbstmord und Unsterblichkeit (Heft 12, 1914, Seite 543) sowie zwei Briefe aus der Haft ( Heft 17, 1914, Seite 763) von F. M. Dostojewski, Gedichte von Else Lasker-Schüler (Heft 17, 1914, S. 796) oder das Gedicht Vers von Rainer Maria Rilke (Jahrbuch 1915, Seite 60).


Das Vorwort des Herausgebers Ludwig von Ficker in der 1. Ausgabe
der Zeitschrift Der Brenner vom 1. Juni 1910.
 

Nach den Erfahrungen des 1. Weltkriegs werden in der Zeitschrift Der Brenner vermehrt Aufsätze veröffentlicht, die sich mit dem Verhältnis von Christentum und Kirche in der Gesellschaft auseinander setzen. In der 1. Ausgabe des Brenners nach der Erscheinungspause nach dem 1. Weltkrieg erscheinen die Artikel Weltkrieg und Zivilisation von Carl Dallago (Heft 1, 1919, Seite 7) und Wahre und falsche Propheten von Kanso Utschimura (Heft 1, 1919, Seite 65), wo sich die Autoren mit dem 1. Weltkrieg auseinandersetzen.

Daneben werden aber auch Texte wie das 18. Kapitel der Offenbarung des Johannes in der Übersetzung von Martin Luther veröffentlicht (Heft 5, 1920, Seite 321) oder Vergils 4. Ecloge in der die Ankunft eines Erlöserkindes prophezeit wird (Heft 6, 1920, Seite 401).

Mitte der 20-iger Jahre des 20. Jahrhunderts beginnt sich die Zeitschrift zunehmend mit theologischen Fragen der Gegenwart auseinander zu setzen. Aus einer Plattform für die literarische Erneuerung war hatte sich eine Plattform zur christlichen Erneuerung des Glaubens entwickelt. Die wichtigsten Autoren dieser Zeit waren Ferdinand Ebner, Theodor Haecker und John Henry Kardinal Newman.

 
Das Titelbaltt der 1. Ausgabe der Zeitschrift Der Brenner und eine von Max von Esterle gezeichnete Karikatur des Tiroler Malers Albin Egger-Lienz.

 

Weihnachten 1933 nimmt der Autor Ignaz Zangerle in seinem Aufsatz Zur Situation der Kirche zu den veränderten politischen Verhältnisse in Deutschland und Österreich in den letzten Monaten Stellung und analysiert die Auswirkungen die Veränderungen auf die katholische Kirche (Heft Weihnachten 1933, Seite 42). Zwischen 1934 und 1946 musste die Zeitschrift eingestellt werden und nach dem 2. Weltkrieg erschienen 1946, 1948 und zuletzt 1954 die drei letzten Ausgaben der Zeitschrift Der Brenner.

 

 


Weiterführende Links:
Brenner-Online
ÖAW: Zeitschrift - Der Brenner - Online
Brenner-Archiv: Der Brenner
Lexikon Literatur in Tirol

 

Andreas Markt-Huter, 16-11-2007
akutalisier: 05-07-2011

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