Sarah Moore Fitzgerald, All die verborgenen Dinge
„Neds Hände waren braungebrannt. Sei Gesicht auch. Er hatte große Augen, und seinen Wimpern waren ganz dunkel, als würde er Mascara verwenden. Aber wer Ned Buckley kannte, wusste, dass das unmöglich war. Ich weiß noch genau, dass Laura mich immer wieder schubste und zischte, ich solle ihn nicht dauernd anglotzen.“ (S. 5)
Mitten im Wintersemester wechseln Ned Buckley und Martin Cassidy an die irische Nettlebog Secondary School, wo sie von ihren Mitschülern gleich als Außenseiter betrachtet werden, auch wenn ihre distanzierte und geheimnisvolle Art viele neugierig macht. Während Martin die Schule schon bald wieder verlässt, beginnt Ned eine immer wichtigere Rolle im Leben der jungen Minty zu spielen.
Brendan Kirby, der große Wortführer der Klasse, macht sich über Martin lustig, der nach einem Unfall die Schule wieder verlassen hat. Zur Überraschung aller, stellt sich Ned, der bislang kein Wort gesprochen hat, Brendan entgegen und warnt ihn über Dingen zu reden, von denen er keine Ahnung hat. Neds Auftreten hinterlässt Eindruck bei seinen Mitschülerinnen und Mitschüler, auch wenn sich an der ursprünglichen Distanz wenig ändert.
Ned lebt mit seiner Großmutter in einem Wohnwagen in Nettlebog, einem nahe gelegenen Wald entlang eines Flusses, der für die Kinder der Umgebung als verboten gilt und von dem sich wahrscheinlich deshalb alle Kinder des Ortes wie magisch angezogen fühlen. Ned lebt nun ausgerechnet mit seiner Großmutter und zwei Pferden an diesem für die anderen Kinder verbotenen Ort.
Während Minty versucht Freundschaft mit Ned zu schließen, leidet sie darunter, dass sich ihre Eltern immer mehr auseinandergelebt und schließlich getrennt haben. Durch Zufall muss sie erkennen, dass ihr Vater eine Freundin hat. Als Mintys Mutter die Sachen ihres Mannes aus dem Haus entfernt und es zu einem Streit zwischen Vater und Mutter kommt, flüchtet Minty an den Fluss, wo sie Neds Großmutter trifft. Sie tröstet Minty und erzählt, dass Ned für das jährliche Ballycross-Pferderennen trainiert.
Ned besucht weiterhin nur selten die Schule, was Brendan dazu verleitet böse Gerüchte über ihn zu verbreiten. Gleichzeitig entwickelt sich für Minty die Lage zu Hause immer unangenehmer, als sich ihr Vater entschließt, seine Freundin zu heiraten. Als Minty erfährt, dass sich ihre Mutter und Ned miteinander unterhalten und gemeinsam gelacht haben, will sie unbedingt wissen, was dahintersteckt. Nach langem Drängen gibt Ned schließlich zu, dass er nicht lesen kann und seine Mutter ihm Leseunterricht gibt.
„All die verborgenen Dinge“ erzählt die Geschichte zweier Jugendlicher, die mit den Fährnissen des Lebens zurechtkommen müssen und sich dabei näherkommen. Während Ned als Außenseiter, der nicht lesen kann, nur schwer Kontakt mit anderen Kindern pflegen kann, versucht Minty mit der zerbrochenen Ehe ihrer Eltern zurechtzukommen.
Ein einfühlsames und poetisches Buch über Freundschaft, Ehrlichkeit und Loyalität in dem aber auch Naturverbundenheit und Wahrhaftigkeit eine wichtige Rolle spielen. Ein überaus empfehlenswerter Jugendroman, der sich mit ruhigen und leisen Worten mit den Berg- und Talfahrten des Lebens auseinandersetzt.
Sarah Moore Fitzgerald, All die verborgenen Dinge. Übers. v. Adelheid Zöfel [Orig. Titel: A very good Chance], ab 12 Jahren
Frankfurt a. Main: Fischer Verlag KJB 2017, 240 Seiten, 15,50 €, ISBN 978-3-7373-5197-3
Weiterführende Links:
Fischer Verlag KJB: Sarah Moore Fitzgerald, All die verborgenen Dinge
Literature Ireland: Sarah Moore Fitzgerald
Andreas Markt-Huter, 12-03-2019