Tipps und Methoden zur Leseförderung in der Sekundarstufe I
Für Prof. Mag. Angelika Pichler vom BRG Schwaz setzt Leseförderung an unterschiedlichen Lebensbereichen von Kindern an. Während in der Schule die gemeinsame Klassenlektüre im Deutschunterricht im Mittelpunkt steht, ist es auch wichtig Lese-Anreize zu schaffen. Beim Lesen sollte auch auf die Vorbildwirkung der Eltern nicht vergessen werden. (AM-H)
1. Klassenlektüre
Mir ist eine Leseförderung im Rahmen meines Unterrichts extrem wichtig. Eine Klassenlektüre ist quasi Pflicht. Dabei variiere ich: Manchmal lese ich mit der ganzen Klasse das gleiche Buch (teilweise synchron laut, teilweise asynchron leise jede/r in seinem/ihrem Tempo), und andere Male gehe ich mit den SchülerInnen in die Schulbibliothek, lasse jede/n individuell ein Buch aussuchen und ermögliche ihnen, zu Unterrichtsbeginn 5-10 Minuten lang bzw. ab und zu vielleicht einmal eine ganze Stunde lang zu lesen. Natürlich dürfen und sollen die SchülerInnen auch zu Hause weiterlesen.
Die SchülerInnen bekommen von mir zu jedem Buch ein Arbeitsblatt mit "vor dem Lesen”, “während des Lesens” und “nach dem Lesen” - Arbeitsaufträgen. Sie sind universell einsetzbar und sollen schriftlich erledigt werden.
Vor dem Lesen:
- Schau dir das Cover des Buches an. Worum könnte es in dem Buch gehen? Was weißt du bereits über dieses Thema?
- Lies den Klappentext. War deine Einschätzung richtig?
- Suche im Internet Informationen über die Autorin/den Autor. Kennst du andere Werke von ihr/ihm?
Während des Lesens:
- Wer erzählt die Geschichte?
- Wer sind die Hauptpersonen? Beschreibe sie.
- Welche der Hauptpersonen magst du am liebsten? Warum?
- Mach beim Lesen immer wieder Pausen und überlege, wie die Geschichte weitergehen könnte.
Nach dem Lesen:
- Deine Meinung über das Buch
- Was hat dir (nicht) gefallen?
- Ich würde es (nicht) empfehlen für…/ weil…
- War das Ende vorhersehbar? Hättest du ein anderes Ende gewählt?
- Gibt es eine Fortsetzung des Buches? Wie könnte sie ausschauen?
2. Leseanreize
Man mag von Belohnungssystemen halten, was man will. Es gibt dazu ja viele verschiedene Meinungen, die alle ihre Berechtigung haben. Ich selber halte es so, dass SchülerInnen, die gern und viel lesen, einen Gewinn für die ganze Klasse darstellen. Das Konzept habe ich “Büchertür” getauft. Und so funktioniert es:
Jede Schülerin, jeder Schüler, die/der (in der Freizeit) ein Buch gelesen hat, bringt es in die nächste Deutschstunde mit und stellt es kurz vor. Diese Zeit nehme ich mir gerne. Dann füllt sie/er einen DIN-A5 Zettel mit den folgenden Daten aus: Titel und AutorIn des Buches, sowie ein paar Zeilen oder eine Zeichnung. Den Zettel kleben wir an die Klassentür. Die SchülerInnen wissen, dass eine Belohnung bevorsteht, wenn die ganze Tür zugeklebt ist.
Was die SchülerInnen noch nicht wissen – diese Belohnung selbst hat auch wieder mit Lesen zu tun. Zur Belohnung spielen wir nämlich ein Lesespiel, welches nach dem Domino-Prinzip funktioniert. Jede/r SchülerIn bekommt einen laminierten Zettel mit einer Anweisung und muss ganz genau aufpassen und beobachten. Auf dem Zettel steht z.B.: “Du beginnst. Öffne ein Fenster.” bzw. “Wenn ein Kind ein Fenster öffnet, gehst du zur Tafel und schreibst deinen Namen darauf.”
Aus Erfahrung kann ich sagen, dass die Kinder diese Art von Lesespiel lieben.
3. Appell an die Eltern
Ich hole mir ganz gerne die Eltern meiner SchülerInnen ins Boot. Mir ist es wichtig, dass die Kinder zu Hause unterstützt und gefördert werden. Daher sende ich zu Beginn eines Schuljahres folgende Tipps aus:
- Geben Sie Ihrem Kind abends vor dem Einschlafen noch ein bisschen Zeit zu lesen.
- Gehen Sie mit Ihrem Kind gemeinsam in die örtliche Bücherei. Vielleicht gibt es Freunde oder Familienangehörige (Oma / Opa / Pate / Patin usw.), die einen eventuellen Mitgliedsbeitrag sponsern.
- Kochen Sie mit Ihrem Kind gemeinsam und lassen Sie sich das Rezept vorlesen.
- Bauen Sie gemeinsam ein Möbelstück o.Ä. zusammen und lassen Sie sich die entsprechende Anleitung vorlesen.
- Deponieren Sie passendes Lesematerial (z.B. Kinderzeitschriften, Kinder- und Jugendbücher, Kinderwitze [-> aus dem Internet ausdrucken]) “zufällig” am Klo.
- Zum Schluss der wichtigste Tipp: Seien Sie ein gutes Vorbild! Lassen Sie sich oft beim Lesen “erwischen” - ob es die Zeitung ist, eine Illustrierte oder Ihr Lieblingsbuch.
Angelika Pichler, 08-11-2021
bearbeitet: Andreas Markt-Huter, 21-02-2022
Prof. Mag. Angelika Pichler unterrichtet Deutsch am BRG Schwaz