Die postmoderne Erzählmethode wird umso genauer, je verrückter, entlegener und diffuser das erzählte Objekt ist. Die Methode besteht letztlich darin, ein diffuses Konvolut von Ereignissen und Ideen so zu drapieren, dass der Leser die einzelnen Teile zu seiner persönlichen Angelegenheit und das Ganze zu einem subjektiven Ereignis machen muss.

William T. Vollmann bereitet mit „Europa Central“ den Mythos eines Kontinents auf, aus dem viele Vorfahren der US-Amerikaner ausgewandert sind und den man im Jahrhundert zweimal aus US-Sicht befrieden muss. Wie tickt dieses Europa, dass davon ständig Weltkriege ausgehen und wie kann man es begreifen?

„Die Menschen lieben Listen. In der Buchwelt bilden sie ein eigenes Genre: Die besten Bücher des Jahrhunderts; 100 Bücher, die man gelesen haben muss, bevor man stirbt; und so weiter. Auch dieses Buch gehört dazu, es ist eine Liste von wunderbaren Werken, die dem Leser Vergleiche mit und Verbindungen zu anderen Kulturen und Zeiten aufzeigt.“ (8)

Anhand 100 ausgewählter Bücher erzählen Roderick Cave und Sara Ayad die „Geschichte des Buches“, wobei es ihnen darum geht, eine möglichst große Bandbreite an unterschiedlichsten Büchern in Bezug auf Inhalt, Material, Herstellungsweise, Format, Herkunft und Zeitraum abzudecken. Dabei werden die berühmten allgemein bekannten Bücher bewusst ausgelassen und stattdessen weniger bekannte Werke als Prototypen für bestimmte Buchtypen vorgestellt.

„Sie haben bestimmt schon mal gehört, wie ein Politiker sagte: »Wir müssen jetzt alle den Gürtel enger schnallen!« - Und natürlich verstanden sie sofort, dass »Sparmaßnahmen« anstehen. Doch irgendein Verdacht sagte Ihnen, dass wahrscheinlich diese Maßnahmen nicht den Politiker betreffen würde, sondern uns, die Bürger.“ (9)

„Talkingpoints“ sind Sprachtricks, mit denen Politiker versuchen, die Meinung der Bürger über sie und ihre Politik zu steuern. Dazu gehören starke Vereinfachungen von Themen ebenso wie „strategische Güte“ oder das „sich kümmern um alte Werte“. Ziel von Talkingpoints sind Effekte, die schlussendlich die Wähler dazu bewegen sollen, eine bestimmte Partei oder Person zu wählen.

Manche Themen entwickeln geradezu eine eigene Literatur-Gattung. Das Fallen etwa ist seinerzeit während der Belagerung Leningrads von Daniil Charms literarisch zu einer solchen Spitzfindigkeit entwickelt worden, dass man ihn selbst in der Belagerung noch extra im Gefängnis festgesetzt hat, weil sein dichterisches Treiben noch im Untergang als gefährlich gegolten hat.

Andreas Brugger greift den Kosmos Fallen auf, um neben 41 Gedichten vor allem ein „Fragment über das Leben und Sterben des polnischen Lyrikers Wladyslaw Szlengel im Warschauer Ghetto“ auf die Bühne zu bringen.

„Worum geht es in diesem Buch? Ich möchte zeigen, dass es keinen vernünftige Grund gibt, dem Christentum Kompetenz in moralischen Fragen zuzuschreiben.“ (7)

Während heute nur mehr die wenigsten Menschen davon ausgehen, dass die Bibel brauchbare Aussagen über die physikalische Beschaffenheit unserer Welt und Natur zu bieten hat, sind viele davon überzeugt, dass die christlichen Glaubensinhalte und die christliche Moral eine zentrale Orientierung zu den Fragen von Moral und Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft zu bieten haben. Der Philosoph Andreas Edmüller sieht das anders und zeigt mit viel Akribie, dass es so etwas wie eine „christliche Moral“ gar nicht gibt und dem Christentum in Fragen der Moral keine Kompetenz zukommt.

Der Hang zum Schönen ist meist eine elegante Umschreibung für Kitsch. Wenn die Volksseele auf die Ästhetik stößt, gibt es oft seltsame Bremsspuren, die dann bodenständig genannt werden.

Christian Futscher lässt in seinem Roman über die jüngere Zeitgeschichte Österreichs eine gewisse Frau Grete auftreten, die im ersten Teil erzählt, wie sie das Leben der Kriegs- und Nachkriegszeit gemeistert hat, und die im zweiten Teil als Ruheständlerin ihr Leben noch einmal erzählt, als Bestätigung, dass sie alles richtig gemacht hat.

„Schon seit den vor etwa 40.000 Jahren entstandenen ersten Felsgravuren erstellte der Mensch Karten, um sich in seiner räumlichen Umgebung einzuordnen. Somit geht es neben der Orientierung immer auch um die Existenz selbst.“ (7)

Wie der Mensch die Welt betrachtet ist gleichzeitig auch ein Spiegel über den Bewusstseinstand der Menschheit selbst. In seinen Weltkarten drückt sich die Sicht des Menschen auf die Welt aus, auf die Stellung des Menschen in der Welt und schließlich auf das Wesen des Menschen selbst. So zeichnet eine Karte neben dem geographischen Lebensraum in einer tieferen Schicht gleichsam die Ideen- und Kulturgeschichte der Menschheit selbst.

„Manche Elemente der ägyptischen Kunst blieben Jahrhunderte lang unverändert, während die Jahre vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs von fieberhaftem künstlerischem Schaffen und Innovationen geprägt waren. Dieser Bildband nimmt den Leser mit auf eine Reise durch die Geschichte der Malerei, von ihren Anfängen bis zur Gegenwart.“ (8)

In der Kunst, insbesondere der Malerei kommen menschliche Vorstellungswelt, gesellschaftlicher und sozialer Wandel und technische Veränderungen besonders anschaulich zum Ausdruck. Kein Wunder, dass die Epochen der Kunstgeschichte als Symbol für die Entwicklung der Menschheit betrachtet werden können.

„Dieses Buch ist der Versuch einer Annäherung an die zahllosen Kulturen, die der Mensch auf allen Kulturen hervorgebracht hat, seit Hominiden – die Vorläufer des heutigen modernen Menschen – vor Millionen von Jahren in Afrika den aufrechten Gang und den Einsatz der Greifhand entwickelt haben.“ (12)

In 16 umfangreichen Kapiteln auf knapp 850 Seiten bietet Hermann Parzinger eine Zusammenstellung der Ur- und Frühgeschichte der Menschheit vor, die sich von ihren Anfängen bis zur Entwicklung der Schrift erstreckt. Bei der Darstellung menschlichen Lebens und menschlicher Kulturen wird allen Kontinenten die gleiche Bedeutung beigemessen und alle Kulturen werden in ihrer Bedeutung, in ihren Gemeinsamkeiten aber auch in ihrer jeweiligen Einmaligkeit detailliert vorgestellt.

Ein Konflikt wird ja für die Literatur erst dann interessant, wenn er vollends ausgebrochen ist. Und wenn dann wie im Falle der Killing Fields das Desaster gigantisch wird, kann es mit Worten erst wieder nicht eingefasst werden.

Peter Fröberg Idling legt seinen Gesang für einen aufziehenden Sturm ins Kambodscha des Jahres 1955. Die Franzosen sind abgezogen und „haben keine erfahrene Wählerschaft hinterlassen.“ (146) Im Wahlkampf kommt es zu Übergriffen aller Art, Chaos wird geschürt und dennoch kristallisieren sich zwei Stränge heraus, die bodenständige Prinzen-Partie und die kommunistische Partei. Nach der Röte ihres Programms nennen sie sich Khmer rose und Khmer ruge.