marcus willaschek, kant„Immanuel Kant ist der bedeutendste Philosoph der Neuzeit, die Kritik der reinen Vernunft ein Meilenstein der Geistesgeschichte. Seit Platon und Aristoteles hat niemand über so viele und unterschiedliche Themen tiefer und innovativer nachgedacht als Kant. Er «zermalmte» die traditionelle Metaphysik – und begründete eine neue. Er erklärte die Entstehung unseres Planetensystems und formulierte den kategorischen Imperativ. Er war Wegbereiter des Kosmopolitismus und der modernen Idee der Menschenwürde.“ (S. 13)

Immanuel Kant zählt zu den wichtigsten Philosophen der Neuzeit, der in seinem Denken den Versuch unternommen hat, die Philosophie auf neue, gesicherte Beine zu stellen. Dabei hat er sich mit einer breiten Vielfalt an Themen auseinandergesetzt, von der Metaphysik bis hin zur Entstehung der Planetensysteme. Dabei hat er Vorstellungen formuliert, die heute noch das gesellschaftliche Denken bewegt, wie die bahnbrechenden Ideen von Kosmopolitismus und Menschenwürde.

rainer mausfeld, hybris und nemesis„Vor unendlich langer Zeit, in längst vergangenen Zeiten, die später als die goldene empfunden wurde, lebten die Menschen in Eintracht und Zufriedenheit. Vereinzelung oder gar ein Mehrhabenwollen auf Kosten anderer waren ihnen fremd. Als jedoch einige wenige anfingen, sich Vorteile auf Kosten der Gemeinschaft zu verschaffen, nahm die Geschichte ihren Lauf.“ (S. 10)

In den Mittelpunkt seiner Auseinandersetzung mit dem Thema Macht und Gewalt setzt Rainer Mausfeld die Einsicht, dass Macht und Gewalt, wenn sie sich selbst überlassen bleiben, in einer Gesellschaft eine zerstörerische Macht entfalten können. Schon früh haben Gemeinschaften und Gesellschaften versucht, diese von Einzelnen ausgehende rohe Gewalt durch geeignete Schutzinstrumente zu bändigen, was zur großen Leitidee der Demokratie geworden ist.

olaf b. rader, kaiser karl der vierte„Von Auserwähltheit geradezu «durchtränkt»: so möchte ich das Leben Karls in diesem Buch deuten und beschreiben. Seine Überzeugung, auserwählt zu sein, bedeutete ja nicht, dass sich der Monarch als passives Werkzeug des Herrn sah und sich in seinen Handlungen eigener Entscheidungen enthoben glaubte, sondern im Gegenteil, dass er mit seinen Fähigkeiten dem Willen Gottes Geltung verschaffen wollte, soweit es in seinen Kräften stand.“ (S. 20)

Karl IV. gilt als ebenso widersprüchliche wie eindrucksvolle Figur auf dem Thron des römisch-deutschen Kaisers im Spätmittelalter. Im ambivalenten Urteil der Geschichtsschreibung der Gegenwart liegen seine Mittel zur Durchsetzung seiner politischen Ziele zwischen dem wiederbeleben alter und bewährter Praktiken und neuen, in die Zukunft weisenden Methoden.

gerda hofreiter, verstossen„Wer sind die „Helden“ der Geschichten? Weil im Gau Tirol-Vorarlberg relativ wenige Juden lebten, ist es möglich, einen kompletten Personenkreis zu erfassen und damit statistische Aussagen zu treffen. So kann man auch von einer leicht lesbaren Prosopografie sprechen. Es wurde ein Sample ausgewählt, das sich durch Ort und Zeit definiert und das nun 101 Personen umfasst …“ (S. 11)

Gerda Hofreiter erzählt in ihrem zeithistorischen Sachbuch von der Geschichte und dem Schicksal von 101 jüdischen Tiroler und Vorarlberger Kindern und Jugendlichen während der Zeit der Herrschaft des Nationalsozialismus in Österreich, die sie in einen breiteren historischen Kontext einbettet.

anton prock, die tiroler habsburger„Wer heute durch Innsbruck schlendert, stößt auf zahlreiche Erinnerungen an die einstigen Landesfürsten. Der Neuhof, verschiedene Klöster, der Vorgängerbau der heutigen Hofburg, Schloss Ambras, die Jesuitenkirche, die Mariahilfkirche, der Leopoldsbrunnen, das Grabmal Erzherzog Maximilians III. des Deutschmeisters im Dom sowie seine Eremitage im Kapuzinerkloster und vieles mehr zeugen von ihrer Herrschaft. (S. 8)

Über knapp 260 Jahre bestimmten die Tiroler Habsburger über Tirol und die Vorlande, dem habsburgischen Streubesitz westlich des Arlbergs. Damit erlebte die Grafschaft Tirol zahlreiche Veränderungen, wie z.B. die Verlegung des Regierungssitzes von Meran nach Innsbruck, das als Zentrum der Politik und als Schnittstelle in alle Himmelsrichtungen in dieser Zeit stark an Bedeutung gewinnen konnte.

goran vojnovic, 18 kilometer bis ljubljanaWie viel Platz braucht eine Kultur, um Fuß zu fassen? Gibt es so etwas wie kreativ-tektonische Bodenplatten, die Kultur erzeugen, wenn sie aneinander reiben? Kann das Individuum seine Kultur selber wählen oder fällt diese einfach über einen her, wenn man bestimmten Boden betritt?

Goran Vojnović schreibt abermals einen soziokulturellen Roman aus der Vorstadt von Laibach. Der Held Marko aus dem Jahr 2008 (Tschefuren raus!) ist längere Zeit in Bosnien gewesen und kommt im neuen Roman „18 Kilometer bis Ljubljana“ (2023) zurück in das Stadtviertel Fužine, um zu sehen, dass nichts mehr ist wie früher.

sepp mall, ein hund kam in die KücheBald werden wir wandern! – Ein Kind deutet die brutale Sprache der Erwachsenen immer so, dass es sich noch aushalten lässt. Der brachiale Begriff vom Auswandern wird für einen Augenblick gemildert, bis er vielleicht wieder von selbst verschwindet.

Sepp Mall vergrößert den Blickwinkel auf die „Option der Südtiroler“, indem er den Stoff für diesen historischen Roman auf ein Kammerstück herunterbricht. Anhand einer Kleinfamilie, die sich 1942 für das Weggehen aus Südtirol entschlossen hat, zeigt sich, wie etwas unten ankommt, was oben entschieden wird. Verschärft wird diese intim-brutale Sicht noch durch einen elfjährigen Ich-Erzähler, der die Ereignisse nehmen muss, wie sie chronologisch kommen.

andreas maier, die heimatVielleicht besteht die Heimat darin, dass ständig Menschen eingeheimatet werden. In der Tiroler Literatur jedenfalls werden ununterbrochen Schriftsteller eingemeindet, damit jene hohe Qualität gehalten werden kann, die von sogenannten Einheimischen allein nie getragen werden könnte.

Andreas Maier gilt gemeinhin als der Schriftsteller der Wetterau. Diese Gegend hinter Frankfurt am Main hat er literarisch hoffähig und international bekannt gemacht. Das Schreiben perfektioniert hat er freilich während seiner Aufenthalte in Südtirol, wo er mit dem internationalen Provinzroman „Klausen“ (2002) eine unübersehbare Markierung gesetzt hat. Seit diesem Roman gilt er als Geheim-Tiroler mit allen Heimatrechten.

antonio fian, präsidentenliederDie Literatur ist immer in Bewegung, sie lässt sich als solche kaum fassen, am ehesten bleibt sie in Lektüre-Reusen und an Fliegen-Ködern hängen, wenn sie nicht überhaupt ausgetrocknet ist wie viele Gewässer bei den Fischen.

Im Herbst blättern die letzten Bücher-Fans die Kataloge durch, scrollen sich durch Themenlisten und versuchen sich zurechtfinden. Während früher einmal Literatur zur Integration einer Gesellschaft geführt hat, indem man neugierig auf die Themen des anderen war, ist sie gegenwärtig vollends auf Segregation auf. Jede Klientel pflegt ihre eigene Literatur und beachtet thematische Abschweifungen höchstens unter dem Aspekt von Cancel Culture.

alexander marguier, der selbstbetrug„Nach den schlimmen Erfahrungen der früheren Jahre wurden nach dem Zweiten Weltkrieg die Asylrechte weit gefasst und im nationalen Recht verankert. Damit wurden die Menschenrechte zwar von einer abstrakten Idee zu einem einklagbaren Anspruch. Aber es blieb weiterhin ungeklärt, wie diese Ansprüche aufrechterhalten werden können, wenn der liberale Rechtsstaat nicht als Ziel aller gesellschaftlichen Entwicklung akzeptiert wird, und wie die Ansprüche erfüllt werden können, wenn sie massenhaft gestellt werden.“ (S. 18)

Der Sammelband „Der Selbstbetrug“ bietet zehn Beiträge zum Thema „Migrationspolitik“, in denen das Thema aus den unterschiedlichsten Perspektiven beleuchtet wird. Dabei wird die gegenwärtige Politik in Deutschland und der EU kritisch bewertet aber auch die Probleme des gegenwärtigen Asylsystems aufgezeigt.