Manche Titel brechen einem schon beim puren Vor-sich-hin-Murmeln das Herz, weil sie es in einer brutalen Silbenfolge so richtig sagen. „Brechen-brach-gebrochen“ erinnert an ungute Situationen, wo jemand vielleicht die Sprache lernen muss, während sie ihm ein anderer einprügelt und dadurch das Rückgrat bricht.

Luise Maria Schöpf bricht ihre Gedichte und Aphorismen oft wörtlich übers Knie, und wenn dann die semantischen Splitter durch die Gegend fliegen, ist vielleicht der Gedanke frei, der in einem Wortknäuel verwürgt gewesen ist.

Kabinen sind der ideale Ort für Abenteuer, ob es sich nun um Sex-, Umkleide-, Telefon oder Seilbahnkabinen handelt.

Mortimer M. Müller lässt ein verdichtetes Chaos in einer der höchsten Seilbahnen über Grund in Kitzbühel spielen, dabei ist es vor allem der atemlose Schnitt in den Hals der Erzählweise, der den Leser den Atem anhalten lässt.

Vielleicht ist das Leben nur ein Streich, den man sich selber spielt, indem man jeden Tag von einem Lebenssinn in den nächsten stolpert.

Otto Licha schickt in Mark-Twain-Manier zwei Freunde durch das Leben mit der Aufgabenstellung, gefälligst durch Dick und Dünn zu gehen. Schon der Start ist fulminant: „Alessandro war dem Kindergarten noch nicht entwachsen, da beschloss er, Bankdirektor zu werden.“ (7)

Wenn sich eine Lese-Gesellschaft einmal dafür entschieden hat, einen Klassiker auszurufen, dann muss dessen Status immer wieder überprüft und müssen seine Texte für jede Generation zugänglich gemacht werden.

Norbert C. Kaser ist verdientermaßen ein Klassiker, er hat die Südtiroler Literatur zum Leben erweckt und mit seinem klaren Furor dem Land mehr Selbstbewusstsein geschenkt als alle Landeshauptleute zusammen.

Nichts ist so schön, als wenn man die Realität auf ein Spiel einladen darf. Und wenn diese Realität dann ohnehin schön ist, entsteht daraus ein schönes Realitäts-Spiel.

Christian Yeti Beirer und Peter Wallgram wenden sich mit ihrem „Tiroler Almquartett“ an unseren Spieltrieb, der uns allen in den Fingern liegt. Das Quartett dient dabei als didaktische Eselsbrücke, um sich so nebenher die wichtigsten Dinge über die Tiroler Almen zu merken.

Um mit der Vergangenheit zurechtzukommen, lässt eine Gesellschaft oft die Geschichte in Stein meißeln oder aus dem Stein wichtige Figuren als Denkmäler heraushauen. Lithops hingegen sind Pflanzen, die wie Stein ausschauen, aber lebendig sind. Eine ideale Metapher für das Wuchern von Geschichte.

Anna Rottensteiner erzählt in ihrem Roman „Lithops“ von der Verwachsenheit Südtirols in der jüngeren europäischen Geschichte. Zu diesem Zweck treffen die Römerin Dora und der Südtiroler Bauernbub Franz in explosiven Situationen öfters aufeinander. Dabei ist die Geschichte schon vorbei, die beiden sitzen zwischendurch an einer finnischen Küste fest und wissen nicht, wie sie mit sich weitermachen sollen.

Wer die Heimat verliert, tauscht dafür zwei Fremden ein. - Nicht nur das neue Leben wird fremd, auch das bisherige verabschiedet sich von einem.

Christoph W. Bauer stellt in seinem Erinnerungsbuch aus der Gegenwart zehn jüdische Innsbruckerinnen und Innsbrucker vor, die alle nach dem Anschluss mehr oder weniger gerade noch ins Ausland fliehen konnten. Oft sind alle Spuren ausgelöscht, die Wohnungen okkupiert und nie mehr zurückgegeben worden.

Was für ein Rätsel! Omka. Eine Zauberformel, ein verloren gegangenes Märchen, eine Figur?

Barbara Aschenwald verführt mit diesem seltsamen Titel und zwingt den Leser geradezu hinein ins Buch, wo sich gleich das nächste Rätsel auftut. Am See wird eine bewusstlose Frau gefunden, und als man sie genug reanimiert hat, sagt sie nur Omka.

Die Hundstrauer ist so ein Wort, das man oft nachlässig hinsagt wie Hundswetter. Wenn sie aber Überbau für einen Gedichtband ist, steckt man als Leser gleich die Lauscher auf wie ein lyrischer Hund.

Joseph Zoderer hat einen Freund verloren und widmet seinem Django Gedichte von der Innigkeit eines durchtrainierten Lyrikers, gleichzeitig aber ist auch dieser ironische Augenaufschlag dabei, wenn jemand voller Fröhlichkeit staunt, wozu die Poesie letzten Endes fähig ist.

Das bäuerliche Volksstück funktioniert in der Hauptsache als Karikatur und Groteske, obwohl es an manchen Bühnen im Glauben an die Renaissance des Genres durch Felix Mitterer immer noch ernst aufgeführt wird.

Herbert Rosendorfer lässt keinen Zweifel, wie er das Stück von der Finsternis in alpinen Landen haben möchte: als Karikatur zum bürgerlichen Trauerspiel, nennt er sein dunkles Erleuchtungsstück „bäuerliches Trauerspiel“. Gleichzeitig ist das Stück durchaus als Lesestück geplant, der Autor misstraut dezidiert dem Aufführungs-Getue, indem er etwa in der Regieanweisung schreibt: „bin neugierig, ob sich der Bühnenbildner daran hält.“ (9)